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payoff Trading Desk

EUR/USD: US-Notenbank macht ersten Schritt in Richtung Normalität

21.09.2017 4 Min.
  • Martin Raab

Mit dem Beschluss, ihre billionenschwere Bilanz allmählich abzutragen, verpasste das Fed den Euro-Bullen gestern einen kräftigen Dämpfer – jetzt könnte sogar die jüngste Aufwärtsbewegung beim FX-Duo EUR/USD ins Wanken geraten.

Ende Januar 2018 geht die Amtszeit von Fed-Präsidentin Janet Yellen zu Ende. Entsprechend gross ist in Washington sowie an der New Yorker Wall Street das Rätselraten, wer die Nachfolge der 71-jährigen antritt. Möglicherweise schlägt US-Präsident Donald Trump sie sogar für eine weitere Periode vor. Wie auch immer: Von Amtsmüdigkeit oder gar einer Verzagtheit über die prekäre Situation fehlt bei Yellen jede Spur. Vielmehr machte sie bei ihrer möglicherweise vorletzten Medienkonferenz im Anschluss an ein reguläres Treffens des Board of Governors einen gewohnt sachlichen und präzisen Eindruck. Neben Investoren, Analysten und Strategen hängten am gestrigen Mittwoch auch unzählige Trader über mehr als eine Stunde gebannt an den Lippen der weltweit wichtigsten Notenbankerin.

Vor allem am Devisenmarkt war am späten Abend unserer Zeit einiges Los. Im Fokus stand der Wechselkurs EUR/USD. Seit Monaten geht es mit dem wichtigsten FX-Duo steil nach oben. Anfang September lugte der Euro zum ersten Mal seit Januar 2015 über die Marke von USD 1.20. Mit ihrer aktuellen Beschlusslage sorgte die US-Notenbank dafür, dass der Euro kräftig in die Knie ging. Zwar lassen sich die Währungshüter mit der geldpolitischen Straffung weiterhin Zeit. Wie erwartet bestätigte das Fed ihre Leitsatz in einer Spanne von 1.0% bis 1.25%. Doch peilt es nach zwei Zinserhöhungen im laufenden Jahr noch eine dritte an. Gleichzeitig läutete das Entscheidungsgremium den Abbau der Bilanz ein. Ausgehend von der weltweiten Finanzkrise hatte die US-Notenbank durch den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren über Jahre hinweg ein USD 4.5 Bio. schweres Portfolio angehäuft. Es soll nun nach und nach abgetragen werden. «Wir erwarten, dass die Wirtschaft ihren Expansionskurs über die kommenden Jahre fortsetzen wird», brachte Yellen das zugrunde liegende Szenario auf den Punkt.

Mit dem Ende des zweitägigen Fed-Treffens rückt die Europäische Zentralbank (EZB) in den Mittelpunkt des Interesses – ihr Rat kommt am 26. Oktober zu seiner nächsten Sitzung zusammen. EZB-Präsident Mario Draghi möchte dann einen Plan für Zukunft des Anleihenkaufprogramms präsentieren. Noch mindestens bis Ende Jahr sollen über diese Massnahme monatlich rund EUR 60 Mrd. in das Bankensystem gepumpt werden. Aktuellen Agenturberichten zufolge ist innerhalb des Rates umstritten, wie es anschliessend weitergehen soll. Demnach plädieren einige EZB-Führungskräfte dafür, ein fixes Datum für das Ende des Programms festzulegen. Andere möchten dagegen die Geldspritzen reduzieren, ohne deren Auslaufen festzulegen.

Anlagekonklusion:

Während die EZB den Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik allenfalls sehr vorsichtig angehen dürfte, hat das Fed mit dem gestrigen Entscheid folgenden Eindruck bestätigt: Im Dollarraum neigt sich die Zeit des billigen Geldes ihrem Ende zu. Da nicht zuletzt die Zweifel an diesem Szenario die Euro-Rallye der vergangenen Monate angefeuert haben, könnte beim FX-Duo EUR/USD nun zunächst eine Korrektur anstehen. Zumal sich der Euro mit dem gestrigen Dämpfer dem Support bei USD 1.1850/60 annäherte. In diesem Bereich bewegt sich momentan auch die 38-Tage-Linie. Sollte das Gespann EUR/USD durch das Unterstützungsbündel fallen, könnte der steile, seit rund fünf Monaten laufende Aufwärtstrend in Gefahr geraten. Mit dem Short Mini-Future MEURB können Trader auf das bearishe Euro-Szenario setzen. Das Vontobel-Produkt münzt fallende Notierungen beim EUR/USD-Kurs mit einem Hebel von aktuell 26.8 in Gewinne um. Für den Fall, dass die Einheitswährung wieder Oberwasser bekommt und in die Aufwärtsbewegung zurückkehrt, drohen Haltern des Mini-Futures überproportionale Verluste.

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