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Familienunternehmen – Gewinner in der Krise

25.03.2021 4 Min.
  • Brigitte Olsen, Lead Portfolio Manager BB Entrepreneur-Strategien

Mit einem Plus von 12% hat der Europe ex UK Small Cap Index den Stoxx 50 im vergangenen Jahr deutlich hinter sich gelassen.

Beim Marktbarometer der grössten börsengelisteten Unternehmen Europas kam es 2020 sogar zu einem Verlust von 6%. Ein Novum, denn üblicherweise performen Nebenwerte aufgrund ihrer geringeren Liquidität und des dadurch erhöhten Anlagerisikos in Krisenzeiten schlechter als die Börsenschwergewichte.

Starke Bilanzen – mehr Innovation

Viele Marktteilnehmer verbinden kleinkapitalisierte Unternehmen mit einem höheren Risiko, dabei sind gerade Nischenunternehmen weniger abhängig von der wirtschaftlichen und politischen Grosswetterlage. Die meisten dieser Hidden Champions sind in Familienhand und fliegen unter dem Radar vieler Investoren und Analysten – obwohl sie meist deutlich schneller wachsen. Noch dazu sind Familienunternehmen «dank der überdurchschnittlich hohen Eigenkapitalquoten von 60% bis 70% nicht auf externe Kreditgeber angewiesen und können in und nach der Krise schneller wieder in Innovationen investieren», erklärt Birgitte Olsen, Portfoliomanagerin bei Bellevue Asset Management.

Ausbau der Marktanteile in der Krise

Selbst während der Pandemie mussten Familienunternehmen ihre strategische Entwicklung nicht auf Eis legen. Damit werden sie stärker und mit höheren Marktanteilen aus der Krise herauskommen. Nach Meinung von Birgitte Olsen ist COVID-19 allerdings nicht die letzte Challenge: «Die Welt dürfte – auch in Hinblick auf Geopolitik und Gesundheit – volatil bleiben, deshalb sind Unternehmen mit soliden Bilanzen gefragt. Dies auch angesichts der künftig eher steigenden Zinsen.»

Das Unternehmen Husqvarna etwa ist weltweit die Nummer eins bei Mährobotern und bei Gartenzubehör. Hierzulande sind die Gartenbewässerungssysteme der Husqvarna-Tochter Gardena sehr bekannt. Beide Segmente wurden durch Corona deutlich beflügelt, da wir alle im Lockdown unser Zuhause verschönern wollten. Für das schwedische Unternehmen sprechen neben der starken Marke die hohe Marge und die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells.

Rebound von Value?

Bewertungstechnisch sind Small Caps – ebenso wie der Gesamtmarkt – aus Sicht von Olsen aktuell nicht mehr günstig, da die Kurse 2020 deutlich schneller gestiegen sind als die Gewinne. «Nun müssen die Unternehmen liefern und zeigen, dass sie in diesem Umfeld Cashflow und Gewinne schnell erwirtschaften können», erklärt die Portfoliomanagerin. Erschwerend kommt hinzu, dass manche Sektoren die Umsatzniveaus von 2019 erst wieder 2022 oder 2023 erreichen werden.

Ungeachtet der Impfverzögerungen verbessern sich die makroökonomischen Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum im Jahr 2021. Aktuell befinden wir uns in einem interessanten Umfeld, in dem sich aus Value-Investments Profitabilität und Rendite erzielen lässt, wie das das letzte Mal 2016/2017 der Fall war. Mit der Normalisierung der Corona-Situation ist zu erwarten, dass zyklische Aktien am meisten vom positiven Gewinnmomentum profitieren dürften, sprich doppelt so schnell wachsen könnten als defensiv positionierte Firmen. Zusammen mit steigenden Zinsen wird dies in diesem Jahr entscheidend für die Performance sein. Daher sollte sich die Aufstockung von Value-Aktien lohnen. Überhaupt – so das Fazit von Olsen: «Eine Prise Familienunternehmen würde jedem Anleger guttun.»

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Über die Autorin:
Birgitte Olsen, CFA, Senior-Portfoliomanagerin Aktien Europa, trat 2008 bei Bellevue Asset Management ein, wo sie die Verantwortung als Portfoliomanagerin europäische Aktien sowie für institutionelle Mandate innehat. Davor war sie über neun Jahre bei Generali Investments in Köln als Stellv. Leiterin für das Portfoliomanagement Aktien Europa zuständig. Als Fund Manager für die Regionen Deutschland und Skandinavien arbeitete sie 1997 und 1998 bei Vontobel Asset Management in Zürich. Birgitte Olsen startete ihre Karriere in der Finanzbranche 1994 als Sell-Side Analyst bei der Bank am Bellevue für die Sektoren Versicherungen und Pharma. Sie hat 1992 ihr Studium in der Vertiefungsrichtung Finanz- und Rechnungswesen an der Universität St. Gallen abgeschlossen.

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