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Folgen des Klimawandels für Investoren

02.06.2020 4 Min.
  • Natacha Guerdat, Managing Director

Die Anlagen von Pensionskassen können zu einer globalen Erwärmung von 4 bis 6°C führen. Eine kohlenstoffarme Strategie reicht aber bei weitem nicht aus, um das Klima zu retten. Was Investoren beim Klimawandel beachten sollten.

Im Dezember 2020 feiert das universelle Klimaabkommen oder so genannte das Pariser Abkommen das 5-jährige Bestehen. Zur Erinnerung: Das Ziel dieser Vereinbarung ist es, eine globale Obergrenze für Treibhausgasemissionen zu erreichen. Damit soll die weltweite Erwärmung unter zwei Grad gehalten werden. Dies mit dem Ziel, den Anstieg auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Ära (1871 bis 1900) zu halten.

Die Szenarien für dieses Ziel basieren auf einer Reduzierung der Treibhausgase, um einen bestimmten Kohlenstoffhaushalt für den gesamten Planeten aufrechtzuerhalten. Dabei ist es jedem Staat freigestellt, seinen Beitrag vorzuschlagen. Artikel 4.1 des Abkommens führt den Grundsatz der Klimaneutralität ein, der auf der Feststellung beruht, dass unabhängig vom Ort der Emission oder der emittierenden Tätigkeit die Auswirkungen auf das Klima identisch sind. Um einen Übergang zu einer «Netto-Null»-Kohlenstoffwelt zu erreichen, ist daher eine systemische Transformation der Wirtschaft notwendig.

Finanzielles Reputationsrisiko

Der Finanzsektor spielt eine wichtige Rolle beim Klimaschutz: Durch die Zuweisung von Kapital und Krediten tragen Investitionsentscheidungen dazu bei, die Zukunft bestehender Industrien zu gestalten und zu fördern. Zudem steuern die Investitionen auch die Entwicklung neuer Technologien, Güter und Dienstleistungen, die auf den klimatischen Notstand reagieren.

In diesem Zusammenhang bereiten sich viele Investoren freiwillig oder unwillig darauf vor, die Zusammenhänge zwischen ihren Investitionen und der globalen Erwärmung zu kommunizieren. Investoren, die diesen Trend ignorieren, gehen ein finanzielles und Reputationsrisiko ein.

Aber worüber reden wir hier? Im Allgemeinen besteht der erste Schritt darin, den Kohlenstoff-Fussabdruck eines Portfolios zu berechnen. Er wird traditionell durch die gewichteten durchschnittlichen Treibhausgasemissionen der gehaltenen Unternehmen dargestellt. Leider werden in diesen Daten noch zu selten die Gesamtemissionen berücksichtigt, die jedes Unternehmen über den gesamten Lebenszyklus seiner Produkte verursacht. Im Automobilsektor zum Beispiel stammen 90 Prozent der Emissionen aus der Nutzung von Fahrzeugen.

So approximativ diese Daten auch sind, geben sie doch eine Abschätzung der Exposition gegenüber einem bestimmten Risiko. 2017 ergab eine vom Bundesamt für Umwelt in Auftrag gegebene Analyse der Portfolios von Schweizer Pensionskassen und Versicherungen, dass Investitionen eher zu einer globalen Erwärmung von 4 bis 6°C führen würden. Es liegt in der Verantwortung des Investors, dieses Engagement zu begrenzen. Dies, indem er eine so genannte Low-Carbon-Strategie anwendet, die die Sektoren mit den grössten Auswirkungen wie Energie oder Materialien ausschliesst. Oder indem er das Engagement bei den Unternehmen mit den höchsten Emissionen begrenzt.

Dramatische Folgen oder Chancen

Davon abgesehen wird von den Investoren erwartet, dass sie mehr tun, als nur das Kohlenstoffrisiko ihrer Portfolios zu managen. Um einen Beitrag zur Bekämpfung der globalen Erwärmung zu leisten, muss eine Investitionsstrategie in der Tat unbedingt einen Ansatz zur Bewältigung positiver Auswirkungen verfolgen. Dies mit dem Ziel, die Entwicklung und Einführung von Lösungen zu fördern. Um die globale Erwärmung unter 2°C zu halten, müssen die globalen Emissionen bis 2050 um 50% bis 80% reduziert werden, insbesondere im Verkehr und bei Aktivitäten, die Energie verbrauchen oder erzeugen.

Der Klimawandel könnte dramatische Folgen sowohl für die Weltwirtschaft als auch für Investoren haben, aber er bietet auch vielfältige Investitionsmöglichkeiten: So wie wir im 19. Jahrhundert von Holz auf Kohle und dann im 20. Jahrhundert von Kohle auf Öl umgestiegen sind, ist die Ära heute eine der kohlenstoffarmen Energiequellen. Investitionen sind erforderlich, um den Ersatz eines grossen Teils der fossilen Energieerzeugung durch erneuerbare Energien sowie Energiesparlösungen zu ermöglichen. Die vermiedenen Emissionen könnten bis 2050 fast 15 Prozent der Reduktionsanstrengungen ausmachen.

Um in die Akteure dieses Wandels investieren zu können, sind ein aktiver Managementansatz und ein strenger Auswahl- und Managementprozess erforderlich: Eine ausreichende Diversifizierung erfordert grosse Anstrengungen in der Grundlagenforschung, um möglichst viele betroffene Unternehmen zu isolieren. Die Beherrschung eines breiten Universums und die Transparenz der Wirkungsmessungen sind der Schlüssel zu einem langfristig erfolgreichen Anlageprodukt.

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