Fürs Suchen bezahlt

• Lidia Bolla
  

Bis anhin war es üblich, dass Internet-Suchmaschinen unser Suchverhalten genau analysierten, um uns stets massgeschneiderte Werbung zu zeigen, oder uns auf Webseiten zu leiten, welche sie entsprechend für unsere Umwerbung bezahlten. Damit haben wir uns irgendwie bereits abgefunden. Dieses Werbegeschäft rund um Klicks und Likes bringt Technologieunternehmen Erträge in Milliardenhöhe und ist nicht zuletzt ein substantieller Eingriff in unsere Privatsphäre. Namen wie Google und Facebook halten dabei mit grossem Abstand die Vormachtstellung.

Mit dem Aufkommen von dezentralen Technologien und dem wachsenden Verständnis derer Vorteile, scheint auch das Bedürfnis für mehr Privatsphäre und das Bewusstsein des Wertes der persönlichen Daten zuzunehmen. Genau dieses Bedürfnis, sowie jenes für zusätzliche Sicherheit beim Surfen, will die Suchmaschine «Brave» adressieren. Nutzer dieser Suchmaschine können einen Grossteil an sogenannten «Cookies», welche oft zur Datenverkehrsanalyse in die Webseite einprogrammiert werden, und automatische «Skripte», also kleine Computerprogramme, unterbinden und somit substantiell an Sicherheit, aber auch Rechengeschwindigkeit gewinnen. Das Beschränken von automatischen Analyseprogrammen («Trackern») bietet also auch mehr Privatsphäre. Somit schützt die privatsphäre-fokussierte Suchmaschine die Nutzer vor ungewollter Werbung und Überwachungsprogrammen auf Webseiten und verspricht Anonymität beim Surfen. Brave indiziert stets die bereits geblockten Tracker und Werbeinhalte sowie die indikative, gesparte Ladezeit. Schnell kommt man da auf Zehntausende geblockte Inhalte und mehrere Stunden eingesparter Zeit.

 

«Nur wenn der Nutzer die spezifische Werbung anschaut, erhält er einen Teil der Token Zahlung, während der Rest direkt an den Verleger der Website ausbezahlt wird.»

 

Für das bewusste Besuchen bestimmter Webseiten und somit das freiwillig-zur-Verfügung-stellen von persönlichen Daten, wird der Nutzer finanziell entlohnt. Mit Hilfe eines «Smart Contract», können Inserenten Werbung mit einer Token Zahlung in einem versiegelten Status an Nutzer schicken. Nur wenn der Nutzer die spezifische Werbung anschaut, erhält er einen Teil der Token Zahlung, während der Rest direkt an den Verleger der Website ausbezahlt wird. Um wiederum viele, der gratis nutzbaren Webseiten und Applikationen trotzdem weiter finanziell selbsttragend betreiben zu können, ermöglicht Brave auch die freiwillige Zuwendung von Spenden durch die Nutzer. Beides geschieht über die plattform-eigene Crypto-Währung «Basic Attention Token, BAT», welche auch an grösseren Crypto-Börsen gehandelt werden kann. Der BAT Token ist also dafür bestimmt, Mittelsmänner im vorherrschenden Online-Marketing auszulassen.

Ein solches System ist dienlich für alle involvierten Parteien, abgesehen von den Mittelmännern. Nutzer können anonym und mit Privatsphäre durchs Netz surfen und gleichzeitig ihre Aufmerksamkeit («Attention») monetarisieren. Verleger von Webseiten erhalten ihrerseits einen Teil der Erträge zugesprochen, welcher bis anhin von Intermediären abgegriffen wurde. Schliesslich erhalten Werbeinserenten wertvollere Daten für ihre Kampagnen. Während Brave also zusätzliche Sicherheit und Privatsphäre beim Surfen bringt, bricht es auch unvorteilhaft verteilte Verhältnisse im aktuellen Marketinggeschäft auf.