Gilead Sciences – Impuls dank Coronavirus?

• Dieter Haas
  

Eigentlich befand sich die Aktie von Gilead Sciences in einer mehrmonatigen Konsolidierung, die aufgrund der jüngsten Vergangenheit und der anstehenden Zukunft wohl noch einige Zeit angehalten hätte. So ist das Wachstum zuletzt völlig zum Erliegen gekommen. Im Detail berichtete das Management in seinem Bericht zum Jahr 2019 über einen minimalen Umsatzanstieg von 21,7 auf 22,1 Mrd. USD. Der Gewinn je Aktie ging einmal mehr von 6,67 auf 6,63 USD zurück. Und diese Stagnationstendenz dürfte sich auch in den kommenden Jahren nicht bessern, so zumindest die Schätzungen der Analysten. Die konkrete Prognose für 2020 seitens des Managements lautet auf Erlöse zwischen 21,8 und 22,2 Mrd. USD und einen Gewinn je Aktie zwischen 6,05 und 6,45 USD. Positiv hervorzuheben ist die ansehnliche Dividendenrendite von gegen 4 %. Dies alleine wäre genug, um dem Titel angesichts der gegenwärtigen Niedrig- bzw. Nullzinsen eine solide Basis zu geben.

Aus charttechnischer Sicht spiegeln sich die Fundamentaldaten  1:1 im Kursverlauf der Aktie wider, es geht seit vielen Monaten seitwärts. Zwischen 70,50 und 60,30 USD ist der Wert völlig neutral einzustufen und damit uninteressant. So weit so unspektakulär. Nun kursierten jedoch jüngst Meldungen durch die Presse über einen angeblichen Behandlungserfolg des Gileads Medikaments Remdesivir bei einem mit dem Coronavirus infizierten Patienten. Remdesivir ist ein Nukleosidanalogon, das als Virustatikum zum Einsatz gegen Ebola- und Marburgvirusinfektionen entwickelt wurde. 

In Wuhan, der am schwersten vom Coronavirus betroffenen Stadt, haben am 5. Februar klinische Studien mit dem Medikament Remdesivir begonnen. Experten hoffen, dass dieses Medikament, zusammen mit anderen, die sich im Reagenzglas als wirksam gegen das Virus erwiesen haben, auch bei Menschen wirksam ist. Die Phase-II-Studien wurden von Chinas Behörde für Medizinprodukte genehmigt und werden vom China-Japan-Freundschaftskrankenhaus und der Chinesischen Akademie für Medizinwissenschaft an Patienten im Jinyintan-Krankenhaus in Wuhan durchgeführt. Bis allerdings ein genehmigter Impfstoff vorliegt, dürfte es aber noch 12-18 Monate dauern.

Noch ist das Ganze somit äusserst spekulativ. Bestätigt sich in den kommenden Tagen jedoch die Wirksamkeit des Medikaments gegen die aktuelle Pandemie, wäre das für Gilead Sciences ein unverhoffter Lotto-6er, zumal der Coronavirus wohl weitaus ansteckender als Sars sein dürfte. Experten wie der Hongkonger Professor Gabriel Leung gehen mittlerweile gar soweit, dass das Coronavirus rund 60-80% der Menschheit infizieren und weltweit 51 Millionen Tote verursachen könnte. Das wäre dann ähnlich schlimm wie die zwischen 1918 und 1920 grassierende spanische Grippe.

Anlagepolitik:

Aktuell ist ein Kauf der Aktie von Gilead Sciences noch mit grossen Unwägbarkeiten verbunden. Da der Titel unabhängig vom Erfolg oder Misserfolg von Remdesivir gegen das Coronavirus aktuell dank seiner Dividendenrendite und den äusserst soliden Bilanzkennzahlen nur geringe Kursrisiken aufweist, liegt das Chancen/Risiko-Verhältnis jedoch eindeutig auf der positiven Seite. Die Markttechnik hilft, frühzeitig zu erkennen, wie hoch die Chancen stehen. 

Ideal wäre im Falle von Gilead ein Bonus-Zertifikat. Leider glänzt dieser Produkttyp hierzulande mit Abwesenheit. Skeptiker, die nicht so recht an die Coronavirus-Geschichte glauben, bietet der BRC FBLVJB ein vorteilhaftes Chancen/Risikoprofil mit einer stattlichen Seitwärtsrendite

 

Quelle: Swissquote