

Gilead Sciences: Rosige Gewinnaussichten
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Christian Ingerl
Redaktor
Der US-Biotechkonzern dürfte im ersten Quartal kräftig verdient haben. Mutige Anleger setzen auf eine Kurswende nach oben.
Egal, ob Aktienperformance oder Gewinnentwicklung, viele Quartalen infolge waren die «Magnificent 7» das Mass aller Dinge. Während an der Börse die hochgelobten Sieben zuletzt aber den Rückwärtsgang eingelegt haben, leisteten noch eine Reihe dieser Unternehmen den wichtigsten Beitrag zum Gewinnwachstum des S&P 500. Allerdings scheint sich auch hier ein Wechsel anzubahnen. Die fünf wichtigsten Beitragszahler zum Jahresgewinnwachstum des S&P 500 für das erste Quartal werden voraussichtlich Bristol Myers Squibb, NVIDIA, Gilead Sciences, Amazon und Broadcom sein. Damit würden nur noch zwei Unternehmen aus den M7 zu den fünf wichtigsten Beitragszahlern zählen.
Trendwende
Insgesamt wird erwartet, dass die «glorreichen Sieben» ihre Gewinne im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um 14.8 % im ersten Quartal steigern können. Bei Gilead Sciences kommt es dagegen zu einem deutlich steileren Anstieg. Stand im Vorjahr noch ein Verlust von USD 1.32 je Aktie zu Buche, wird nun ein Gewinn von USD 1.77 erwartet. Der positive Trend soll sich im Laufe des Jahres fortsetzen. Für 2025 geht der Konsens von einem Gewinn je Aktie von USD 7.94 aus, nach lediglich USD 0.38 im Vorjahr.
Operative Erfolge feierte die Biotech-Schmiede zuletzt mit seinem HIV-Behandlungsportfolio. Auf der Konferenz für Retroviren und opportunistische Infektionen (CROI) 2025 präsentiert das Unternehmen positive Daten zu einer Phase-III-Studie zur Wirksamkeit von «Biktarvy» bei der Behandlung von HIV- und HBV-Koinfektion sowie einer Phase-II-Studie zu einem langwirksamen Behandlungsschema aus der ersten klinischen HIV-Heilungsstudie in Südafrika. Das sind wichtige Erfolge, schliesslich zeigen sich die HIV-Behandlungen für einen wesentlichen Teil des Umsatzes von Gilead verantwortlich. Im vergangenen Jahr erzielte der Konzern rund USD 19.6 Mrd. aus dem Verkauf seiner HIV-Medikamente, was etwa 68% der Gesamterlöse entsprach.
Neuer Wachstumstreiber
Das Wachstum vorantreiben könnte auch das neue Medikament «Lenacapavir», das noch im Sommer dieses Jahres auf den Markt kommen soll. Experten zufolge könnte das Mittel eine bedeutende Einnahmequelle werden, da es als erste halbjährliche Injektion zur HIV-Prävention positioniert wird. Analysten gehen davon aus, dass die Deckung des Medikaments ab 2026 zunehmen wird, was Gilead einen Vorteil im hart umkämpften HIV-Markt verschaffen könnte. Zuletzt keimten zwar Sorgen auf, dass das US-Ministerium für Gesundheit und Soziales die Bundesmittel für HIV-Präventionsbemühungen reduzieren könnte, allerdings sollte dies Gilead kaum treffen. Das Unternehmen hat darauf hingewiesen, dass das Geschäft mit der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) überwiegend kommerziell ist und rund 80% davon nicht auf staatliche Mittel angewiesen sind. Die Analysten von Citi gehen daher davon aus, dass der Grossteil der PrEP-Einnahmen stabil bleiben sollten und empfehlen die Aktie mit einem Kursziel von USD 125 zum Kauf. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von rund einem Fünftel.
Gipfel im Blick
Aktuell befindet sich die Gilead-Aktie auf Konsolidierungskurs. Nach einer Kursverdopplung zwischen Juni 2024 und März 2025 ist dies allerdings keine ungewöhnliche Entwicklung. Der Rücksetzer wurde von der psychologisch wichtigen Marke von USD 100, auf deren Höhe sich auch der 100-Tage-Durchschnitt bewegt, aufgefangen. Seither bewegt sich der Kurs in einer engen Spanne zwischen USD 104 und 108. Die anstehenden Zahlen zum ersten Quartal könnten nun den nötigen Impuls bringen, damit sich die Aktie wieder auf den Weg Richtung seines Mehrjahreshoch bei USD 119.96 macht. Knapp darüber bei USD 123.37 befindet sich das Allzeithoch aus Juni 2015.
Anlagelösungen
Wer auf eine Gipfeljagd im Anschluss an die Zahlenvorlage für das erste Quartal setzen möchte, kann dafür verschiedene Hebel-Papiere in Betracht ziehen. Mit dem Long Faktor-Zertifikat FL4GIV der Bank Vontobel lässt sich mit einem konstanten Multiplikator von 4 auf eine kurzfristige Bewegung nach oben setzen. Für eine kurz- bis mittelfristige Aufwärtsspekulation eignet sich auch der Mini Future LGXWJB von Julius Bär. Der Hebel beträgt 3.7, der Knock-Out befindet sich 24% vom aktuellen Niveau entfernt. Wer darauf setzen möchte, dass Gilead in rund einem Jahr über der bisherigen Bestmarke notiert, wirft einen Blick auf den Call Warrant GIYCJB. Der Strike des Papieres befindet sich bei USD 130, der Hebel beträgt 7.3 und die Laufzeit endet am 20. März 2026.
Eine hohe Rendite ist aber auch mit einem Seitwärtsprodukt möglich. Der Barrier Reverse Convertible FAABJB von Julius Bär stellt bis Juni 2026 einen Ertrag von 18% in Aussicht. Dieser Gewinn wird mit einem Risikopuffer von rund ein Drittel nach unten abgesichert. Die Barriere befindet sich bei USD 69.62.
