Globale Asset-Allokation: Blick auf Europa – November 2023
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Yoram Lustig
Head of Multi-Asset Solutions
EMEA
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1. Marktperspektive
- Der Fokus der globalen Zentralbanken verlagert sich zunehmend auf die Stabilisierung der Wirtschaft, da immer deutlicher wird, dass sowohl das Wachstum als auch die Inflation rückläufig sind.
- Das Wirtschaftswachstum in Europa und in Großbritannien hat sich fast auf Rezessionsniveaus abgeschwächt, was die Zentralbanken zu einer abwartenden Haltung veranlasst, während die US-Wirtschaft dank hoher Konsumausgaben robust bleibt. China versucht, sein sich abschwächendes Wachstum durch eine stärkere politische Unterstützung zu stabilisieren.
- Während die geldpolitische Straffung der globalen Zentralbanken wahrscheinlich den Zenit überschritten hat, sorgte die Zusage der US-Notenbank von längerfristig höheren Zinsen weltweit für einen Anstieg der Renditen längerfristiger Anleihen, der zu Anfälligkeiten führen könnte.
- Zu den wesentlichen Risiken für die globalen Märkte zählen die Auswirkungen der drastischen Zinserhöhung, ein unerwartet starker Wachstumsrückgang, Fehlentscheidungen der Zentralbanken, ein erneuter Anstieg der Inflation, die Entwicklung des chinesischen Wachstums und geopolitische Spannungen.
2. Portfoliopositionierung
Stand: 31. Oktober 2023
- Wir nutzten die jüngsten Kursrückgänge angesichts der steigenden Renditen, um unsere Untergewichtung in Aktien zu schließen, und sind jetzt neutral positioniert. Der rückläufige Inflationstrend trotz des immer noch stabilen Wachstums spricht für das Ende des Zinserhöhungszyklus der Fed, während die Aktienbewertungen abgesehen von dem engen Kreis der marktberrschenden Titel attraktiv sind. Wir halten an unserer Übergewichtung von Marktsegmenten mit günstigen Bewertungen wie Small Caps und Japan fest.
- In Europa bleiben wir untergewichtet, einerseits weil die Region auf eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums empfindlich reagieren könnte und andererseits weil die Europäische Zentralbank zur Bekämpfung der Inflation immer noch an ihrer restriktiven Geldpolitik festhalten muss.
- Bei festverzinslichen Anlagen schlossen wir unsere Übergewichtung von Barmitteln gegenüber Anleihen. Auch wenn Barmittel attraktive Renditen bieten, nutzten wir kürzlich einen Anstieg der Renditen von Staatsanleihen, um unsere Untergewichtung der Assetklasse zu reduzieren, da wir davon ausgehen, dass bei der Entwicklung der Renditen eine gewisse Umkehr stattfinden wird.
- In den höherverzinslichen Segmenten im Bereich festverzinsliche Anlagen sind wir in hochverzinslichen und Schwellenländeranleihen aufgrund ihrer immer noch attraktiven absoluten Renditen und ihrer relativ günstigen Fundamentaldaten weiterhin übergewichtet.
3. Marktthemen
Goldlöckchen
Anfang dieses Jahres wurden positive Wirtschaftsdaten von den Marktteilnehmern begrüßt, da dies bedeutete, dass die US-Wirtschaft möglicherweise einer unvermeidbaren harten Landung entgehen könnte. Zuletzt lösten ähnlich gute Nachrichten dagegen Skepsis bei den Anlegern aus und ließen Bedenken aufkommen, dass die Fed länger an ihrer restriktiven Geldpolitik festhalten könnte. Ein überraschend starkes Wachstum im dritten Quartal von über 5%, ein immer noch angespannter Arbeitsmarkt und anhaltend hohe US-Konsumausgaben sprechen allesamt für das Motto der Fed, längerfristig höhere Zinsen beizubehalten. Als Reaktion darauf stiegen die Anleiherenditen auf Zehnjahreshochs, was zu restriktiveren Finanzierungsbedingungen führte und in gewisser Weise der Fed in die Karten spielte. Seit Ende Juli verzeichneten die Aktienmärkte einen Rückgang von über 10%, der in erster Linie auf den starken Anstieg der Renditen und die prognostizierten Auswirkungen für den Fall, dass sie länger auf diesen Niveaus bleiben sollten, zurückzuführen war. Vorerst scheinen zu positive Daten nicht erwünscht zu sein, und zu negative Daten könnten erneut Ängste vor einer harten Landung schüren. Eine gute Balance zwischen einer nachlassenden Inflation und nicht auf einen bevorstehenden Einbruch hindeutenden Wachstumsdaten könnte sich als genau richtig erweisen für das, was Anleger derzeit suchen.
Kollateralschäden
Während sich die US-Wirtschaft angesichts der höheren Zinsen als nach wie vor robust erweist, lässt das Wachstum in vielen Teilen der Welt Anzeichen von Schwäche erkennen. Europa dürfte in eine Rezession abgerutscht sein, Großbritannien steht ebenfalls kurz davor und das chinesische Wachstum enttäuschte. Anstatt sich auf die Bekämpfung der Inflation zu konzentrieren, steht für viele Regierungen, zumindest außerhalb der USA, nun die Stabilisierung des rückläufigen Wachstums im Vordergrund. Leider hat die Geldpolitik der Fed für den Rest der Welt weitreichende Auswirkungen, was an dem jüngsten Anstieg der längerfristigen Renditen weltweit deutlich wurde. Angesichts der Wachstumsabschwächung in vielen Regionen sind höhere Renditen unter Umständen nicht gerade willkommen, da die globalen Zentralbanken beginnen, bei ihrem Zinserhöhungszyklus einen Gang herunterzuschalten. Der Anstieg der Anleiherenditen sorgte auch für eine erneute Aufwertung des USD, die sich für viele Schwellenländer, ihre Währungen und ihre auf USD lautende Anleihemärkte als besonders schmerzhaft erwies. Sollte sich das Wachstum im Rest der Welt weiterhin verlangsamen, während die Fed die Zinsen hoch hält, könnten in anfälligen Volkswirtschaften, die ihr Wachstum stabilisieren und ihre Währungen verteidigen müssen sowie um Kapitalströme konkurrieren müssen, weitere Kollateralschäden drohen.
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Jedes Land/jede Region wird von ihrem jeweiligen S&P Global Composite-Einkaufsmanagerindex dargestellt: USA: S&P Global Composite United States; China: S&P Global Composite China; Eurozone: S&P Global Composite Euro Area; Großbritannien: S&P Global Composite United Kingdom. Siehe Abschnitt „Zusätzliche Angaben“.
Quelle: Bloomberg Finance L.P.
Regionales Umfeld
(U) – Underweight; (N) – Neutral; (O) – Overweight
Positiv | Negativ | |
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Europa (U) | Die Inflation sinkt schneller als erwartetDie Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) dürften beendet seinDer Arbeitsmarkt erwies sich als robust | Die Inflation bleibt hoch, insbesondere die KerninflationDas Wirtschaftswachstum verlangsamt sichDie Geldpolitik ist restriktiv |
Großbritannien (N) | Die immer noch hohe Inflation lässt langsam nachDie Zinserhöhungen durch die Bank of England (BoE) dürften beendet seinDer Arbeitsmarkt bleibt stark | Die BoE könnte gezwungen sein, die Zinsen hoch zu haltenDie Haushaltskonsolidierung muss unter Umständen beschleunigt werdenDie angespannte Arbeitsmarktlage könnte für eine anhaltend hohe Lohninflation sorgen |
USA (O) | Die Konsumausgaben bleiben starkDer Arbeitsmarkt erwies sich als robustDie Staatsausgaben stützten die InvestitionenDie Gewinnerwartungen steigen | Die Geldpolitik bleibt sehr restriktivProbleme im Bankensektor werden sich auf die Kreditverfügbarkeit auswirkenDie Zinsen dürften hoch bleiben |
Japan (O) | Die Wirtschaft profitiert von der anziehenden InflationDie Unternehmensführungspraktiken verbessern sich weiterhin zunehmendDie Aktienbewertungen bleiben attraktiv | Die Schwäche des Yen belastete die AktienmarktrenditenDie Gewinnerwartungen müssen womöglich nach unten korrigiert werden |
Asien/Pazifischer Raum ohne Japan (N) | Die Wirtschaftstätigkeit in China verbessert sich allmählich, da die chinesische Regierung die Konjunkturmaßnahmen verstärktDie Stimmung gegenüber China ist einheitlich pessimistisch, weshalb antizyklische Anleger versuchen könnten, von günstigen Bewertungen zu profitierenIn Australien könnten die positive demografische Entwicklung und die wachsame Reserve Bank of Autralia zur Eindämmung der Inflation beitragen. Die Verbraucher reduzieren ihre Ausgaben und behalten ihre überschüssigen Ersparnisse, was die erwartete Verlangsamung verzögert. | In China bleibt die Rückzahlung von Immobilienkrediten ein übergeordnetes Ziel, das die Binnenkonjunktur dämpftDas Vertrauen der chinesischen Verbraucher und Unternehmen ist schwach, und Sparen hat Vorrang vor AusgabenDas verfügbare Haushaltseinkommen in Australien fällt auf Niveaus, das an frühere Rezessionen erinnert. Die Prognosen für die Unternehmensgewinne sind deutlich niedriger als für andere Märkte. |
Schwellenländer (N) | Die geldpolitischen Straffungen haben in den meisten Schwellenländern den Zenit überschrittenDie Aktienbewertungen sind im Vergleich zu den USA attraktivWeitere chinesische Konjunkturmaßnahmen werden erwartet | Der Welthandel könnte durch eine restriktivere Geldpolitik belastet werdenDie geopolitischen Risiken bleiben hochDas Vertrauen der chinesischen Verbraucher und Unternehmen ist schwach |
Die Meinungsäußerungen basieren auf den Angaben des Asset-Allokationsausschusses und der regionalen Anlageausschüsse (Großbritannien, Europa, Australien, Japan und Asien) und beziehen sich auf den Aktienmarkt.
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