Gold: Ein Asset der Stunde
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Wolfgang Hagl
Redaktor
Das Edelmetall ist nach oben ausgebrochen. Neben der Geopolitik spricht die mögliche US-Zinswende für ein neues Allzeithoch.
Unter der Überschrift «Das Edelmetall ist besser als sein Ruf» befasst sich die aktuelle Ausgabe des Payoff Magazin ausführlich mit Gold. Praktisch zeitgleich mit dem Erscheinen des Fokus-Artikel hat das Edelmetall dynamisch nach oben gedreht. Innert knapp drei Wochen steht ein Plus von 8.5% zu Buche. Natürlich sind wir nicht so vermessen, den v-förmigen Rebound mit unserer Analyse in Verbindung zu bringen. Dafür ist ein zentraler Auslöser der kurzfristigen Rallye viel zu traurig und ernst. Der überraschende Angriff der islamistischen Terrorgruppe Hamas auf Israel und die damit einhergehende Eskalation im Nahen Osten treibt die Investoren in sichere Häfen. Neben Gold ist in diesem Zusammenhang auch der Schweizer Franken gefragt.
Abgeschwächte Asymmetrie
Aus fundamentaler Sicht erstaunt die starke Entwicklung der Krisenwährung auf den ersten Blick. Schliesslich erlebten auch die USD-Renditen im Oktober einen regelrechten Höhenflug. Zwischenzeitlich warf der 10-jährige Treasury zum ersten Mal seit dem Juli 2007 mehr als 5% ab. Da Gold selbst keine laufenden Erträge einbringt, erhöhen steigende Zinsen die Opportunitätskosten für den Besitz des Edelmetalls. Sie sind daher per se negativ für die Notierung. Schon vor dem jüngsten Rendite-Peak hatte sich diese Divergenz abgeschwächt. Laut J.P. Morgan ist das nicht neu. Das Commodity Research der US-Bank erklärt, dass die negative Korrelation von Gold zu den USD-Realrenditen auch im Verlauf früherer Zinserhöhungszyklen nachgelassen hat. Sobald das Fed eine Pause eingelegt oder die Zinsen sogar gesenkt habe, sie die Asymmetrie wieder stärker zum Tragen gekommen.
An dieser Stelle gilt es, die möglichen Auswirkungen der steigenden Renditen auf die Geldpolitik zu diskutieren. Fed-Vertreter haben bereits darauf hingewiesen, dass sich die Finanzierungsbedingungen in den Staaten verschlechtert hätten. Deswegen seien weitere Zinserhöhungen nicht zwangsläufig nötig. Diese Debatte dürfte an der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses einige Zeit in Anspruch nehmen. Am kommenden Dienstag trifft sich das Gremium für zweitägige Beratungen. Es besteht praktisch kein Zweifel daran, dass die US-Notenbank die «Target Rate» auf der aktuellen Spanne von 5.25% bis 5.50% belässt. Auch Fed-Chairman Jerome Powell hat zuletzt entsprechend Signale gesendet. An einem Auftritt in New York liess er jedoch die Hintertüre für eine weitere Straffung der Geldpolitik offen. Das Fed werde dies von der jeweiligen Datenlage abhängig machen.
Hartnäckige Teuerung
Glaubt man dem CME FedWatch Tool, dann ist der Zinsgipfel in den USA erreicht. Das auf den Terminmärkten basierende Instrument deutet bereits eine Wende nach unten an. Im Juni 2024 könnte das Fed demnach den Leitsatz um 25 Basispunkte senken. Ob das kommende Jahr tatsächlich einen Kurswechsel bringt, hängt zum einen von der Inflationsentwicklung ab. Noch hält sich die Teuerung in den Staaten hartnäckig. Im September legten die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 3.7% zu. Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 3.6% gerechnet. Immerhin schwächte sich die Kerninflation auf 4.1% ab – der tiefste Wert seit zwei Jahren. Beim so genannten Core CPI bleiben besonders schwankungsanfällige Güter wie Energie und Lebensmittel aussen vor.
Neben der Inflation ist die konjunkturelle Entwicklung für das Fed massgeblich. Die grösste Volkswirtschaft der Welt präsentiert sich robust. Neben den Umsätzen im Detailhandel lagen zuletzt die Produktionsdaten der Industrie über den Erwartungen. Ganz zu schweigen vom Arbeitsmarkt. Im September wurden ausserhalb der Landwirtschaft 336’000 neue Stellen aufgebaut. Das waren fast doppelt so viele, wie erwartet. Allerdings legten die Stundenlöhne weniger stark zu als gedacht. Diese Entwicklung hilft, die Sorgen vor einer Lohn-Preise-Spirale abzuschwächen. Ob und inwieweit die geopolitischen Spannungen auf die US-Konjunktur durchschlagen, muss sich erst noch zeigen.
Anlagelösungen
Fest steht, dass Gold mit den jüngsten Avancen den Ausbruch über einen kurzfristigen Abwärtstrend geschafft hat. Ende vergangener Woche nähert sich die Feinunze bereits der runden Marke von USD 2’000 an. An dieser psychologisch wichtigen Hürde ist die Notierung allerdings zunächst genauso abgeprallt, wie später am technischen Widerstand bei USD 1’980. Kurzfristig dürfte die Entwicklung im Nahen Osten für den Goldpreis bestimmend bleiben. Auf mittlere Sicht könnten schon kleinste Anzeichen für fallende USD-Zinsen respektive eine Schwächephase der US-Wirtschaft das Edelmetall beflügeln. In Fokus-Artikel haben wir einen Call Warrant (Valor: 127267488) vorgestellt. Das SocGen-Produkt mit einem Strike von USD 1’775 hat sich seither um mehr als ein Drittel verteuert. Wer den Schein gekauft hat, sollte einen Stoppkurs setzen und dabeibleiben. Interessant bleibt dieser Call auch für Neueinsteiger. Fällig ist das auf Swiss DOTS kotierte Produkt im kommenden März. Es ist durchaus möglich, dass der Basiswert bis dahin das Allzeithoch von USD 2’072.50 überbietet.
Wer Gold zu Absicherungs- oder Diversifikationszwecken dauerhaft im Portfolio implementieren möchte, kann zu dem im Magazin vorgestellten Solid Gold Responsibly Sourced & Traceable ETF (Valor: 112275672) greifen.