Zurück
payoff Trading Desk

«Grande Katastrophe»?

01.10.2021 2 Min.
  • Martin Raab

Noch bis vor wenigen Wochen kannten nur Insider den Namen Hui Ka Yan.

Der exzentrische Chinese hat sich zur veritablen Immobilien-Spinne in Festland-China entwickelt. Von Null auf USD 300 Milliarden Schulden innert 24 Jahren expandierte er sein Unternehmen Evergrande Group zum zweitgrössten Immobilienentwickler in China. Die Wohnprojekte wurden immer grösser, immer verschachtelter finanziert und immer kreativer an die breiten Massen im Reich der Mitte verscheuert. Objekte mit 1’000 Wohneinheiten waren keine Seltenheit. Millionen der chinesischen Mittelschicht gierten nach brandneuem Wohnraum, Evergrande erfüllte die Träume der Massen.

Das kreditfinanzierte Kartenhaus wuchs und wuchs im Monatsrhythmus. Neue Wohnungen, neue Kredite, neue Verbriefungen. Und dann wieder von vorne. Höher, schneller. Nachdem die Obligationen von Evergrande auf Kurse um 20% eingebrochen sind, verstärken sich jetzt die Risse im Evergrande-Imperium deutlich. Die Aktie wurde in Hong Kong vom Handel ausgesetzt. Man würde «wichtige Nachrichten» in Kürze kommunizieren. Mutmasslich erlebt der Markt in den nächsten Tagen einen Notverkauf an Evergrande-Aktien.

Unterdessen blinken beim nächsten Immobilien-Entwickler die roten Lampen: Fantasia Holdings Group hat wohl auch Mühe ihre Bonds zurückzubezahlen. In Peking steigen Unmut und Verängstigung im Politbüro gleicher- massen. Das letzte was die Volksrepublik jetzt braucht ist ein veritabler Finanzmarkt-Crash. Davor hat auch der sonst unbeeindruckte Hui Ka Yan Angst. So rasch es in den letzten Jahren auf atemberaubende USD 21.8 Milliarden Vermögen ging (70% von Evergrande gehören ihm noch immer), so schnell kann’s nun zu Ende sein. Grande Finale wäre dann auch für ihn privat als Ultra High Net Worth Individual. Noch scheint er u.a. bei einer bekannten Schweizer Adresse am Paradeplatz gebucht zu sein – der Credit Suisse. Gewisse Parallelen zu den Cases «Greensil» und «Sanjeev Gupta» drängen einem ins Gedächtnis. Hoffentlich müssen wir uns nicht noch für die Wirtschaftsgeschichte die fatalen Konkurse chinesi- scher Immobilienentwickler im Jahr 2021 merken. Das wäre eine Grande Katastrophe!

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken