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payoff Opinion Leaders

Guter Zeitpunkt für aktives Anleihen-Management

09.04.2018 4 Min.
  • Stephen Snowden, Co-Head Fixed Income

Die Anleihenmärkte sind seit Jahresbeginn volatil und bieten für aktive Manager wie uns ausgezeichnete Bedingungen für die Realisierung von Wertzuwachs.

Es gab tatsächlich nur eine Sache, die ich mir wirklich zu Weihnachten wünschen würde: Das war eine Verkaufswelle auf den Anleihenmärkten. In diesem Jahr sieht es so aus, als sei mein Wunsch Wirklichkeit geworden. Der für die Anleihenmärkte zuständige Weihnachtsmann hat anscheinend meine Bitte erhört und die Renditen sind überall auf dem Markt gestiegen.

Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsobligationen stieg sprunghaft von weniger als 2,50% auf einen kürzlich erreichten Höchstwert von 2,95% an – knapp unter dem psychologisch wichtigen Niveau von drei Prozent. Auch wenn die Bewegung bei Renditen auf den Märkten für Staatsanleihen besonders einschneidend war, haben sich auch die Renditeabstände bei Unternehmensanleihen mit der neuerlichen Volatilität vergrössert. 

Warum die Obligationenmärkte aktuell gefallen

Als absolut überzeugter Stockpicker stellt Volatilität meine Eintrittskarte dafür dar, einen attraktiven Einstieg in Unternehmen zu finden. In letzter Zeit sind Credit Spreads ohne grosse Rücksicht auf die Fundamentaldaten zunehmend enger geworden. Eine Verkaufswelle erinnert Anleger an eine wichtige Lektion: Wirtschaftliche Fundamentaldaten sind von Bedeutung. Da es bei der Performance der Emittenten auf dem Markt wieder eine grössere Streuung gibt, werden diejenigen belohnt, die sich auf eine gründliche Bottom-up-Analyse konzentrieren. Dies weil der Markt sich daran erinnert, dass die Kapitalallokation kritischer erfolgen sollte.

Es ist für jeden ein Leichtes, bei anziehenden Kursen Geld zu verdienen. Was aktive Manager auszeichnet, ist ihre Fähigkeit, in turbulenten Märkten Alpha für ihre Kunden zu generieren. Wir erwarten keine nachhaltige Verkaufswelle auf den Anleihenmärkten. Aber für die Realisierung von Wertzuwachs für die Kunden ist es wesentlich, dass man während einer Periode erhöhter Volatilität an den richtigen Stellen investiert und von den Marktbewegungen profitiert. Der Anleihenmarkt stellt keine Einheit dar: Einige Bereiche des Markts können solide Renditen liefern, andere dagegen nicht. Hält man an einem flexiblen und globalen Ansatz fest, so ist gewährleistet, dass aktive Manager die Chancen innerhalb des Universums der Festverzinslichen wahrnehmen können, wenn Volatilität einsetzt. 

Nicht alles synchron

Es hat den Anschein, dass Renditen bei Staatsanleihen allmählich steigen: Die Währungsbehörden straffen die geldpolitischen Zügel und die weltwirtschaftliche Lage verbessert sich. Doch die Renditen werden nicht linear steigen. Weil die Inflation noch einer soliden Basis entbehrt, sind die Zentralbanken zurückhaltend, wenn sie den Prozess der ,Normalisierung’ angehen. In der Tat werden einzelne Volkswirtschaften sich unterschiedlich entwickeln: Renditen werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten weltweit steigen und fallen. Daher ist ein globaler Ansatz logisch, wenn man nach Relative-Value-Gelegenheiten sucht. Ausserdem erwarten wir, dass die Zinsmärkte Perioden der Konsolidierung erleben und zuweilen eine solide Performance aufweisen. Wir verfolgen daher im Hinblick auf das Zinsrisiko einen zweigleisigen taktischen und strategischen Ansatz, um ungeachtet seiner Gesamtentwicklung vom globalen Markt zu profitieren.

Unternehmensanleihen werden sich bei diesem noch unterstützenden makroökonomischen Umfeld wahrscheinlich gut halten, da bereits solide Fundamentaldaten durch zunehmendes globales Wachstum gestärkt werden. Dementsprechend erwarten wir bei Spreads kein signifikantes Blow-out und wir erkennen auch keinen offensichtlichen Katalysator für eine solche Bewegung. Doch erwarten wir nicht mehr, dass Spreads sich ohne grosse Rücksicht auf die Fundamentaldaten noch weiter einengen. Die Titelselektion wird für die Erzielung attraktiver risikoadjustierter Renditen zunehmend entscheidend sein.

Kontinuierliche Volatilität?

Bei meinem Weihnachtswunsch habe ich vermerkt, dass Deutschland sich um die Bildung einer Koalitionsregierung mühte, dass Italien uns an die Macht des Populismus erinnern könnte und dass die Steuerreform in den USA keine Selbstverständlichkeit war. Seither ist es Deutschland gelungen, eine Koalition zu bilden, aber die italienischen Wahlen führten zu einer deutlichen Niederlage für die gemässigten Parteien und der Populismus lebte in der Tat wieder auf. Während die Steuerreformen in den USA beschlossen wurden und der entsprechende finanzpolitische Impuls für die globale Wirtschaft nützlich sein dürfte, hat Präsident Trump mit seinen geplanten Zöllen auf Aluminium und Stahl potenziell einen Handelskrieg ausgelöst, was seinen wirtschaftlichen Chefberater zum Rücktritt veranlasste.

Zweifellos ist es derzeit interessant und aufregend, Anleihen-Fondsmanager zu sein. Solange Volatilität vorherrscht, können aktive Manager und unsere Kunden davon profitieren.

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