Gutes Market-Timing dank Stabilitätsindikator
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Dominik Locher
Für viele Anleger sind Handelssignale wichtige Indikatoren im aktiven Management. Diese führen jedoch nicht selten zu Störsignalen und Irrleitungen. Ein Stabilitätsindikator, abgeleitet vom Bayes Theorem, mit dessen Hilfe die Wahrscheinlichkeit einer Strukturveränderung bestimmt werden kann, leistet möglicherweise zur Erkennung von Trendwendepunkten gute Dienste.
Klassischer Bezug von Rendite und Risiko
Kapitalmärkte werden typischerweise anhand von Rendite und Risikokennziffern wie etwa der Marktvolatilität bewertet und als stochastischer Prozess beschrieben. Die zugrunde gelegten Annahmen unterstellen jedoch, dass es sich um einen einzelnen Prozess handelt und dieser konstant ist. Über den Kursverlauf innerhalb des gemessenen Zeitraumes wird keine Aussage gemacht. Dieser könnte aus einem Trend bestehen oder einer Wellenbewegung mit einer negativen und einer positiven Marktperiode. Im letzteren Fall wäre unsere Rendite- und Risikoschätzung für die zwei Subperioden mit zwei unterschiedlichen Prozessen – mit einer negativen und einer positiven Rendite – beschreibbar und durch einen Strukturbruch geteilt. Ein Kursverlauf mit vielen Strukturbrüchen kann somit nicht mit einem einzelnen Prozess definiert werden. Unsere Rendite- und Risikoannahmen sind dafür nicht zulässig.
Neuer wissenschaftlicher Ansatz
Im Jahr 1998 führten die englischen Wissenschaftler Daniel Berry und John Hartigan das Bayes’sche Denken ein, mit dessen Hilfe die Wahrscheinlichkeit einer Strukturveränderung bestimmt werden kann. Ein Anstieg der Wahrscheinlichkeit deutet auf eine hohe Unsicherheit über den zukünftigen Marktverlauf hin und die bisherigen Risiko-/Ertragserwartungen müssen neu berechnet werden. Typischerweise tritt dies in der Übergangsphase von einem positiven zu einem negativen Trend bzw. an Trendwendepunkten auf.
Neuartiger Stabilitätsindikator
Aus obgenannten Erkenntnissen lässt sich ein Stabilitätsindikator zur Messung der Marktunsicherheit bzw. Instabilität von Länder-, Sektoren- oder bspw. Faktor-Indizes berechnen und zur Erkennung von Trendwendepunkten nutzen. Dies erlaubt das rechtzeitige Rebalancing von Finanzmarktanlagen. Für unsere Analysen nutzt THETA immer dasselbe Modell, um ein «Overfitting» zu verhindern.
Univariate Stabilisierung von Indizes
Das Verfahren kann univariat auf Indizes zu deren Stabilisierung angewandt werden. Dabei findet grundsätzlich eine passive Abbildung des Marktes statt. Bei Auftreten einer Instabilität mit negativem Trend wird die gesamte Investition desinvestiert und als zinslose Liquidität gehalten, um später bei stabilen positiven Markterwartungen wieder reinvestiert zu werden. Die Grafiken 2-4 zeigen die Performance der Aktienmärkte Europa, USA und Japan und des jeweilig stabilisierten Index. Mit nur wenigen Handelssignalen konnte der Verlust minimiert und eine deutlich stabilere Vermögensentwicklung erzielt werden.
Dynamische Asset-Allokationskonzepte im Portfoliokontext
Der Stabilitätsindikator kann auch im Portfoliokontext eingesetzt werden, z.B. zur stetigeren Entwicklung eines «Aktien Welt Portfolios». Als Basis dienen sämtliche MSCI Regionen-Aktienindizes. Werden die Märkte als stabil erachtet, entspricht dies einer passiven Abbildung des MSCI World Index. Bei Instabilität findet entsprechend der Marktkapitalisierung eine Desinvestition in CHF-Liquidität statt. Der Vergleich zum Aktienindex MSCI World zeigt einen deutlich schwankungsärmeren Wertverlauf mit kleineren Verlusten (siehe Grafik). Analog kann ein stabilisiertes Portfolio basierend auf Indizes von Schweizer Large-/Mid-/Small Cap-Aktien erfolgen. Den Mehrwert des Einsatzes dieser beiden Portfolios zeigt ein Vergleich zu den Pictet BVG Indizes. Werden die Anlageklassen Aktien Schweiz und Welt durch die stabilisierten Indizes ausgetauscht, zeigt sich eine deutliche Reduktion der Portfolioschwankung sowie der Verluste. Zudem ist eine höhere Kongruenz feststellbar, dass ein Portfolio mit einem höheren Aktienanteil langfristig auch eine höhere Rendite erzielen sollte.
Anwendung in der Praxis
Aufgrund der wenigen Handelssignale kann der Indikator in der Praxis als Entscheidungshilfe in Anlagekomitees, Stiftungen, Family Offices oder den privaten Investoren eingesetzt werden. Für Investoren, welche an einem stabilen Vermögenszuwachs interessiert sind, hilft die Analyse, grosse Verlustphasen zu vermeiden. Pensionskassen können die Methoden als Deckungsgrad-Schutzprogramm oder zur dynamischen Bestimmung der taktischen Bandbreiten nutzen und so die Sicherheit des Vermögens erhöhen. Ein auf Stabilität basierendes Portfolio ist transparent, liquide und weist optimale Diversifikationseigenschaften auf im Vergleich zu einem statischen, passiven Portfolio. In Krisenzeiten zeigt sich eine negative und in steigenden Trends eine positive Korrelation. Um die Pensionskassenverpflichtungen decken zu können, erfordert die tiefe Zinslandschaft eine Erhöhung der Risiken. Genau hier bieten die stabilisierten Indizes von THETA eine willkommene Unterstützung im Asset-Allokation-Prozess.