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Haustiere sind ein unterschätzter Wachstumsmarkt

08.11.2021 4 Min.
  • Roberto Magnatantini, Leitender Portfoliomanager

Im letzten Jahr haben Haustierhalter aufgrund der Pandemie mehr Zeit als je zuvor mit ihren Haustieren verbracht. Auch wenn Haustiere nicht oft auf dem Radar der Wirtschaftsexperten der Konsuminstitute auftauchen – sie sind ein gewaltiger Absatzmarkt.

Allein in ihren vier Wänden haben sich viele nach Gesellschaft gesehnt und sich viel mit ihren treuen Begleitern beschäftigt, die selten so verwöhnt wurden. Allein in Grossbritannien wurden 2020 drei Millionen Tiere in Familien aufgenommen. Und die Ausgaben für Haustierbedarf sind entsprechend gestiegen. In Europa besitzt jeder dritte Haushalt mindestens ein Haustier. So leben in der europäischen Union 80 Millionen Katzen, 70 Millionen Hunde und 52 Millionen Vögel. In den USA sind es rund 100 Millionen Hunde und genauso viele Katzen, die das Haushaltsgeld belasten – 1400 US-Dollar kostet der durchschnittlich Unterhalt jährlich für einen Hund und 900 US-Dollar für eine Katze. In den letzten zehn Jahren haben sich die Ausgaben der US-Amerikaner für ihre Haustiere mehr als verdoppelt.

Globaler Markt von über 200 Milliarden US-Dollar

Weltweit ist der Markt für Haustierbedarf – Futter und Pflegeprodukte – von 216 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 auf 232 Milliarden US-Dollar 2021 gestiegen. Der globale Haustiermarkt wächst mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von sechs Prozent. Analysten gehen davon aus, dass er bis 2027 rund 350 Milliarden US-Dollar erreichen dürfte. Indes fehlt es auch ohne Covid-Krise nicht an Wachstumstreibern. In den USA geben fast die Hälfte der Haustierhalter genauso viel Geld für die Gesundheitspflege ihrer Tiere aus wie für sich selbst. Und für Senioren ist die Gesellschaft eines Haustiers in den letzten Jahren ein wichtiger Faktor geworden, denn Haustiere sind für gut für Psyche und Wohlbefinden.

Die Unternehmen dieses Sektors haben hervorragende Geschäftsaussichten. Bis jetzt wird dieser Markt von Mars und Nestlé Purina beherrscht, dicht gefolgt von US-Unternehmen wie J.M. Smucker, Hill’s Pet Nutrition und General Mills. 2020 leistete die „Petcare“-Sparte von Nestlé mit Umsatzerlösen von 14 Milliarden Franken den zweithöchsten Beitrag zum Konzernumsatz.

Gleichzeitig verzeichnete der Haustierbedarf 2020 ein Wachstum von rund zehn Prozent und lag damit deutlich über dem Wachstum der gesamten Gruppe von gerade einmal 3,6 Prozent. Interessant ist, dass die Premium-Marke Purina Pro Plan der Best-Seller im Sortiment ist. Ihre aussergewöhnlichen Ergebnisse verdeutlichen eine Grundtendenz des Marktes: die Ausgaben für Haustiere sind inzwischen den Basiskonsumgütern zuzurechnen, während sie bisher eher dem zyklischen Konsum zugeschrieben wurden. Von diesem Boom profitieren abgesehen von Tiernahrung aber auch die Bereiche Pflege, Diagnostik, Medikamente und Versicherungen.

Onlinehandel als weiteres Plus

Eine weitere Dynamik, die den Markt beflügelt, ist der Onlinehandel – er verzeichnet ein spektakuläres Wachstum. Seit 2013 hat sich das Volumen fast vervierfacht. Im März 2020 ist der Umsatz beispielsweise um 51 Prozent in die Höhe geschnellt. Nur wenige Marken haben sich in diesem Segment relativ gut etabliert. Dazu gehören Chewy, das Schwergewicht mit einer Marktkapitalisierung von fast 30 Milliarden US-Dollar, PetSmart und Petco in den USA sowie Fressnapf, Zooplus und Pets at Home in Europa. Nach Umsatzerlösen von 5,4 Milliarden US-Dollar 2020 ist PetCo an die Börse gegangen und wird seit Januar 2021 mit dem Tickersymbol „WOOF“ an der Nasdaq notiert.

In Europa bot Hellman & Friedman unlängst 2,8 Milliarden Euro für die Übernahme von Zooplus, einer deutschen E-Commerce-Plattform für Heimtierbedarf. Das ist eine wahrlich beeindruckende Bewertung. Das vorgelegte Übernahmeangebot entsprach einem Aufschlag von 40 Prozent auf den Aktienkurs des Unternehmens im August. Ende September bot der schwedische Investmentfonds EQT Partners sogar über drei Milliarden. Diese Begehrlichkeiten zeigen die Attraktivität des Heimtiermarkts in seiner Gesamtheit.

Zur Person

Roberto Magnatantini ist ein ist ein leitender Fondsmanager bei DECALIA verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Verwaltung globaler Aktien- und Themenfonds. Bevor er 2020 zu DECALIA kam, war er zwölf Jahre bei der Banque SYZ in Genf tätig, wo er das Global Equities Team leitete und globale Fonds verwaltete. Davor arbeitete er vier Jahre bei HSBC und vier Jahre bei Lombard Odier Darier Hentsch, wo er nach mehreren Jahren als Finanzanalyst globale und europäische Fonds leitete.

Roberto Magnatantini schloss sein Studium der Betriebswirtschaft und Finanzen an der Universität Genf ab und ist CFA- und CMT-Charterholder.

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