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payoff Interviews

Herausforderungen und Chancen von Small & Mid Caps: Wo Anleger jetzt zugreifen sollten

04.07.2024 6 Min.
  • Serge Nussbaumer
    Chefredaktor

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Hören:

Herr Thomas Jäger, seit geraumer Zeit entwickeln sich Small & Mid Caps weltweit schwächer als Blue Chips. Woran liegt das?

Das Gewinnwachstum lag auf Indexebene bei den grosskapitalisierten Unternehmen höher und auch die Schätzungen bezüglich eines zukünftigen Gewinnwachstums waren vorteilhaft bei den grosskapitalisierten Unternehmen. Zudem ist in den USA der Technologiesektor – getrieben durch die grossen IT-Unternehmen dieser Welt – wesentlich stärker gewichtet als bei den klein- und mittelkapitalisieren Indizes. Und genau hier, im IT-Sektor, spielt derzeit die Musik.

Sehen Sie hier Licht am Ende des Tunnels oder werden sich die Investoren vorerst weiter auf die Magnificent Seven und andere Blue Chips konzentrieren?

Wir sehen Chancen und Opportunitäten im breiten Markt. Wachstumsstarke Unternehmen, die die Produktivität durch Digitalisierung und KI steigern und dadurch auch erhebliche Wettbewerbsvorteile auf- oder ausbauen, werden in diesem Umfeld profitieren. Da spielt die Unternehmensgrösse eigentlich keine Rolle sondern die Agilität und Bereitschaft. Gerade die wenig verfolgten Nischenplayer könnten dadurch an Reiz gewinnen.

Was macht Sie optimistisch?

Die Bewertungen im breiten Markt und bei den klein- und mittelkapitalisierten Unternehmen erscheinen uns angemessen und im Vergleich zum grosskapitalgewichteten Index sogar relativ attraktiv.

In welchen globalen Sektoren sehen Sie die grössten Chancen für kleine und mittlere Unternehmen?

Chancen befinden sich im heterogenen Industriesektor. Auch im Bereich Gesundheit sehen wir Opportunitäten. Des Weiteren werden die Schweizer Zulieferer im Bereich Halbleiter auch von einer verstärkten Nachfrage im zweiten Halbjahr und in 2025 profitieren.

Was sind Ihre drei Favoriten unter den US Small & Mid Caps?

US-Aktien schauen wir nur aus der Ferne an, um Markt- und Nachfragetrends zu eruieren. Gerade im Technologiesektor sind die US-Märkte natürlich wegführend.

Wo sollten Anleger bei den Nebenwerten in Europa zugreifen?

Bei Schweizer Unternehmen. An den Schweizer Börsen befinden sich globale und sehr erfolgreiche Nischen-Player, die über die letzten Jahre bewiesen haben, dass sich eine Bewertungsprämie für die Investoren oftmals lohnt, sofern man als Unternehmen über gewisse Alleinstellungsmerkmale verfügt.

Als Senior Portfolio Manager im Team für Schweizer Aktien bei Mirabaud sind sie mit der hiesigen Szene bestens vertraut. Auch hierzulande hinken die Small- und Mid Caps (SPIEX) seit dem Spätsommer dem Blue Chip Index (SMIC) hinterher. Gibt es spezifische Schweizer Ursachen für diese Diskrepanz?

Die Versicherungsaktien wie Zurich Insurance und Swiss Re haben überdurchschnittliche Kursgewinne verzeichnet. Des Weiteren hievten ABB, Novartis, Lonza, Richemont, Givaudan und Holcim den SMI nach oben. Im Allgemeinen sind es firmenspezifische Gründe sowie ein geringer Appetit auf Small & Mid Caps, sodass in diesem Segment keine Ausweitung der Bewertung stattgefunden hat. Bei den Small & Mid Caps hinkte zudem die Gewinnentwicklung, mit einem wesentlich grösseren Anteil an zyklischen Industrieunternehmen im Index, hinterher.

Wie beurteilen sie die aktuelle Situation und die Aussichten für Schweizer Nebenwerte?

Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte und nach 2025 sind wir eigentlich ziemlich positiv. Die Umsatz- und vor allem Gewinnentwicklung dürfte sich im zweiten Halbjahr 2024 und 2025 deutlich aufhellen. Zudem dürfte es auch wieder vermehrt Übernahmen und Akquisitionen geben, da sich das Zinsumfeld stabilisiert hat. Somit ist eine gewisse Planungssicherheit bei den Finanzierungskosten vorhanden. Zwar ist  das wirtschaftliche Umfeld gedämpft, aber es entwickelt sich in engen Bandbreiten.

Wo sehen Sie in den kommenden Monaten das grösste Risiko im Markt für heimische Small und Mid Caps?

Das grösste Risiko besteht darin, dass die Unternehmen aus unternehmensspezifischen Gründen die Kosten (Löhne, Rohwaren, Logistik) nicht in den Griff bekommen. Denn die allgemeine Nachfrage und damit die Umsatzentwicklung ist nach wie vor verhalten. Die Verbraucher halten sich zurück. Die Ersparnisse sind teilweise aufgebraucht und die gestiegenen Zinsen machen den Konsum auf Pump weniger attraktiv.

Welche Anlagemöglichkeiten bietet die Bank Mirabaud Anlegern, die ein diversifiziertes Engagement in Schweizer und/oder internationalen Small & Mid Caps anstreben?

Wir haben in der Schweiz global tätige und führende Nischenplayer. Die Schweiz bietet stabile politische Rahmenbedingungen und verfügt über eine starke Innovationskraft. Nur gerade 10% vom Umsatz wird in unserem Investment-
universum in der Schweiz erwirtschaftet, der Löwenanteil wird in Nischen auf der ganzen Welt erzielt. Hier bietet sich die Möglichkeit in unseren Schweizer Swiss Small & Mid Cap Fund zu investieren, um von der globalen Entwicklung in wachsenden und attraktiven Branchen zu partizipieren. Diese Anlagestrategie ist auch für europäische Kunden geeignet, da wir für diese Investoren eine UCITS-Struktur anbieten.

Welches sind derzeit Ihre drei Schweizer Favoriten im Anlageuniversum des SPI Extra Index?

Cembra: Cembra, früher bekannt als GE Money Bank AG, ist eine in der Schweiz ansässige Konsumentenkreditbank mit mehr als 2 Millionen Kunden. Die Kreditbank verfügt über eine starke Marktposition bei Kleinkrediten, Autoleasing und Kreditkarten. Des Weiteren ist das Kreditportfolio und die Eigenkapitalausstattung als sehr solide zu beurteilen und die Aktie bietet weiterhin ein attraktives Kursgewinnpotential bei einer erfolgreichen Umsetzung der geplanten Kosten- und Effizienzsteigerungsmassnahmen. Zudem bietet Cembra eine attraktive Dividendenrendite von mehr als 5.0%.

Belimo: Der Anbieter von Klappantrieben und Regelventilen im Klima- und Energiemanagement von kommerziellen Gebäuden profitiert von verschieden strukturellen Treibern wie Urbanisierung, Energieeffizienz, Ausbau von Data Center sowie von höheren Sicherheits- und Brandschutzanforderungen im Allgemeinen. Die Gesellschaft verfügt über eine starke Innovationskraft und Nähe zu den Kunden. Zudem stimmt die Volumen- und Preisentwicklung zuversichtlich. 

Straumann: Hier werden die Halbjahreszahlen mit Argusaugen verfolgt werden. Zwar dürfte die Nachfrage in den USA im 2. Quartal noch etwas verhalten ausfallen, da die höheren Zinsen auf die Finanzierungskosten der US-Haushalte durchgeschlagen haben. Mittel- und langfristig sehen wir jedoch erhebliches Wachstumspotential in der Gesellschaft. Die Lancierung des neuen Implantat-System iExcel dürfte für eine Wachstumsbeschleunigung über die kommenden 12 Monate führen. Die Bewertung erscheint uns sehr vernünftig und bietet interessante Einstiegsgelegenheiten bei Kurseinbussen.

Vielen Dank!

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Thomas Jäger kam 2017 als Senior Portfolio Manager zu Mirabaud Asset Management. Davor arbeitete er als Aktienanalyst bei der St. Galler Kantonalbank und verwaltete den Schweizer Aktienfonds «SGKB Aktien Schweiz». Davor arbeitete Thomas Jäger
als Portfoliomanager für gemischte Vermögensverwaltungsmandate bei der St.Galler Kantonalbank.

Thomas Jäger studierte General Management an der Fachhochschule St. Gallen und absolvierte verschiedene Weiterbildungen (CIIA, Schweizer Finanzplaner mit Berufsausweis).

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