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payoff Learning Curve

HIDDEN CHAMPIONS – HEIMLICHE GEWINNER

18.10.2017 6 Min.
  • Dieter Haas

Kleine Unternehmen, die Weltspitze sind, besitzen vergleichbare Eigenschaften. Diese wurden im Tracker-Zertifikat HICHTZ sinngemäss auf die Märkte Deutschland, Österreich und Schweiz angewandt und umgesetzt.

Wer an den Börsen langfristig Erfolg haben will, der hält sich mit Vor­liebe an wachstumsstarke kleine Unternehmen mit einer Börsenkapitalisie­rung von weniger als CHF 5 Milliarden, die mit ihren Produkten eine führende Markt­stellung besitzen. Zum Glück finden sich hierzulande wie auch in Deutschland und Österreich besonders viele solcher Perlen. Die Gründe dürften in den historischen Wurzeln Zentraleuropas liegen. Zahlreiche Kleinstaaten, traditionelle Kompetenzen (bspw. Uhrenfertigung) und überdurch­schnittliche Berufsausbildungen dürften wesentlich zur Häufung sogenannter Hid­den Champions beigetragen haben. Ihre Namen sind dem breiten Publikum eher unbekannt im Gegensatz zu Blue Chips wie Novartis, Roche oder SAP. Das hängt nebst ihrer Grösse oftmals am sehr spezialisierten Produktsegment. Des Weiteren handelt es sich häufig auch um Familienunternehmen, die punkto Informationspolitik gegenüber der Öffentlichkeit oftmals eine gewisse Ver­schwiegenheit an den Tag legen. Sie legen zumeist Wert auf eine sehr konservative Bilanzstruktur (gute Eigenkapitalausstat­tung, geringe Verschuldung), eine längerfri­stig angelegte Planung und eine Kontinuität an der Firmenspitze. Das führt in der Regel zu einer starken Bindung der Belegschaft, einer hohen Zufriedenheit der Mitarbeiter und einer ausgesprochen niedrigen Fluktu­ationsrate. Hidden Champions zeichnen sich ferner durch eine ausgeprägte Exportstärke aus und eine ausgesprochen hohe Innovationskraft. Als Messgrösse für Letzteres kann die Verhältniszahl der ausgegebenen Forschungs­ und Entwicklungskosten in Relation zum Umsatz herangezogen wer­den. Sie liegt bei den betreffenden kleinen Perlen mindestens doppelt so hoch wie der allgemeine Durchschnitt. 

«Die Selektion beim Tracker-Zertifikat HICHTZ erfolgt über einen mehr-stufigen Filterprozess, bei dem die solide Finan-zierung den Ausgangspunkt darstellt.»

Weitere Bestimmungsfaktoren
In der Literatur werden daneben Punkte wie eine Strategie der Spezialisierung ge­nannt. Eine offene Kommunikationspolitik über die Hierarchien hinaus zählt ebenfalls zu den eruierten Erfolgsmerkmalen. Die überdurchschnittliche Kompetenz der Mit­arbeiter und die Vermeidung Kernkompe­tenzen auszulagern sind weitere Kriterien, die Hidden Champions zugeschrieben wer­den. Eine hohe Produktivität, eine beträcht­liche Anzahl Patente pro Mitarbeiter oder eine überdurchschnittliche Umsatzrendite werden ebenfalls als zurechenbare Attri­bute genannt.  

Selektionsverfahren stossen an Grenzen
Eine adäquate Umsetzung eines Hidden Champions­Konzeptes in investierbare An­lagen ist kein einfaches Unterfangen, da es sich bei etlichen Determinanten um soge­nannte weiche Faktoren handelt, für die es keine umfassenden, vergleichbaren Daten gibt. Eine manuelle Erfassung/Screening wäre äusserst aufwendig. Hinzu kommt, dass nur ein Teil der kleinen Perlen bör­senkotiert ist und über eine ausreichende Marktliquidität verfügt. Ausserbörslich gehandelte Hidden Champions fallen we­gen der im Allgemeinen zu geringen Han­delbarkeit ihrer Titel in der Regel ausser Betracht. Als einzige Gesellschaft hat sich bislang Quantex mit ihrem Anlagefonds Nebenwerte (ISIN: CH0043431425) teilwei­se in dieses Segment hineingewagt. Einige der im Depot enthaltenen Aktien besitzen Hidden­Champions­Charakter.

Auswahlprozess Schlüssel zum Erfolg
Hidden Champions bestimmen ihre Ak­quisitions­ und Expansionsstrategie lieber selbst und sind häufig mit eigenen Nie­derlassungen in den USA und Asien lokal vertreten. Das heisst aber nicht, dass je­der börsenkotierte Mittelständler aus der Schweiz, Deutschland oder Österreich eine profitable Anlagechance ist. Mit Blick auf Marktanalysen zeigt beispielsweise die Per­formance­Tabelle des SDAX, dem Segment der Deutschen Börse für kleinkapitalisierte Unternehmen, dass jedes vierte Unterneh­men in den letzten zwölf Monaten Kursver­luste produzierte. Nicht weniger pauschal lassen sich Perlen im Swiss All Shares Index, dem Gesamtuniversum der börsen­kotierten Gesellschaften, finden. Auch dort gilt es robuste Filterkriterien anzulegen, um optimale, dauerhafte Renditeperlen mit guter Wertentwicklung zu finden. Die Anla­gestrategie sollte sich auf die Bilanzqualität und finanzielle Robustheit des jeweiligen KMUs fokussieren. Des Weiteren erzielen Unternehmen mit hohem Innovationsgrad, in Form solider Forschungs­ und Entwick­lungsausgaben, sowie hoher Produktivität, in der Regel eine deutlich bessere Wertent­wicklung als die Mitbewerber.  

Vorgehensweise und Produktdetails
Eine pfannenfertige Lösung hat seit weni­gen Tagen die Zürcher Kantonalbank im Programm: Mit HICHTZ (Valor 36816092) ist das Thema Hidden Champion nun in Form eines Tracker­Zertifikats investierbar. Die Investment­Strategie stammt von den Experten von Derivative Partners, welche u.a. als Herausgeberin des Schweizer An­legermagazins «payoff» agiert. Das Unter­nehmen ist für Analyse und Management des Aktien­Baskets zuständig. Für eine automatisierbare Umsetzung der Hidden­Champions­Idee in ein vermarktbares Anla­geprodukt müssen Abstriche gemacht wer­den. Als erstes wurde eine Konzentration der Haupttitel auf die Märkte Deutschland (CDAX), Schweiz (Swiss Performance Index) und Österreich (Wiener Börse) vorgenom­men. Das führt zu einem Anlageuniversum von total 667 Aktien (Stand 22.8.2017). Der Hidden­Champions­Basket, welcher ohne Laufzeitbegrenzung ausgestattet ist, um­fasst aktuell zwölf Aktien aus der Schweiz und Deutschland (siehe Tabelle). Die se­lektierten Titel wurden im Startzeitpunkt gleichgewichtet. Dadurch erhalten kleinere Titel bewusst ein stärkeres Gewicht. Durch eine jährliche Überprüfung der Auswahl, bei der zugleich ein Rebalancing vorgenom­men wird, soll die Umschlagshäufigkeit (Kosten) niedrig gehalten werden. Gemäss einem Backtesting über zehn Jahre liegt die Wechselrate bei knapp 36%. Die eigentliche Selektion erfolgt über einen mehrstufigen Filterprozess, bei dem das Kriterium solide Finanzierung den Ausgangspunkt darstellt. Alle übrigen wie u.a. die Forschungs­ und Entwicklungsausgaben zum Nettoumsatz, der Umsatz pro Mitarbeiter und eine Min­destkapitalisierung sind nachgelagert. 

«Das Anlageuniversum von HICHTZ umfasst die Haupttitel der Mär-kte Deutschland (CDAX), Schweiz (Swiss Perfor-mance Index) und Öster-reich (Wiener Börse).»

Das Produkt kann jederzeit an der Börse an­ und verkauft werden. Pro Jahr werden anteilig 0.90% an Management­Fee abgezo­gen. Sämtliche Dividenden der im Basket beinhalteten Aktien werden zugunsten des Baskets reinvestiert. Mit diesem Produkt kann erstmals direkt an den unbekannten aber hochprofitablen Weltmarktführern aus der D­A­CH Region in Zertifikate­Form partizipiert werden.

Backtesting über 10 Jahre
Eine im Vorfeld durchgeführte Rückrech­nung des Konzepts über zehn Jahre brachte eine deutliche Outperformance zum Swiss Performance Index. Der Vorteil von Hidden Champions zeigte sich besonders ausge­prägt in der Aufwärtsbewegung der letz­ten Jahre. In schwierigen Zeiten waren die Unterschiede zum Vergleichsindex relativ klein, was typisch ist für das Segment der Small Caps. Ihre Stärke kommt in der Regel vor allem in Haussen zum Ausdruck.

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