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payoff Trading Desk

Hochspannung beim Ölpreis: MLPs als Alternative

25.02.2016 5 Min.
  • Martin Raab

Am Ölmarkt herrscht Ratlosigkeit. Kommt jetzt eine Preiswende? Profi-Trader in London und Chicago runzeln die Stirn. Anleger sondieren eiftig neue Opportunitäten. Eine Alternative sind die stark verbilligten MLPs. Diese profitieren durch langfristige Durchleitungs- und Versorgungsverträge und hohe Renditen.

Den jüngsten Rückschlag an den Ölmärkten hat der saudische Ölminister Ali Al-Naimi eingeleitet. Nachdem er auf der Branchenkonferenz IHS Ceraweek in Houston einer Kürzung der Fördermengen eine Absage erteilte, haben die Preise erneut um zwei US-Dollar nachgegeben. Das europäische Brentöl kostete zur Wochenmitte nur wenig mehr als USD 31 je Barrel (159 Liter). Dabei hatte es sich seit Mitte Februar zeitweise wieder auf fast USD 34 verteuert. Damit sind alle Hoffnungen auf einen Preisanstieg erst einmal zerschlagen. Es ist erst eine gute Woche her, dass die Förderländer Russland, Saudi-Arabien, Venezuela und Katar sich in Doha darauf geeinigt haben, ihre Produktion auf dem Niveau vom Januar einzufrieren. Ziel ist es, die bisherige Ölflut zu begrenzen und einen weiteren Preisrutsch zu verhindern, da die wirtschaftlichen Probleme in den Förderländern wegen der anhaltenden Talfahrt immer grösser werden. Doch trotz dieser Probleme sind sich die Produzentenländer selbst untereinander nicht einig.

Fördermenge heiss diskutiert

Der iranische Ölminister Bijan Namdar Zanganeh hat eine Teilnahme Irans an dem Einfrieren der Ölproduktion faktisch ausgeschlossen und die Initiative zur Deckelung der Förderung als «lächerlich» bezeichnet. Nach Aufhebung der Sanktionen will Iran seine Fördermenge auf das ursprüngliche Niveau steigern und seine alten Marktanteile zurückerobern. Laut Rohstoffanalysten der Commerzbank zielte die Kritik vor allem auf Saudi-Arabien, denn der weltgrößte Exporteur hat seine Produktion in den letzten Jahren auf zehn Millionen Barrel am Tag erhöht. «Wie diese beiden konträren Positionen zusammengebracht werden sollen, ist schwer vorstellbar», heisst es in einem Researchpaper. Die Gespräche in Doha seien zwar nur eine Einigung auf «den kleinsten gemeinsamen Nenner» gewesen, kommentiert LBBW-Energieanalyst Frank Klumpp, sie hätten aber Hoffnungen auf mehr gemacht. Manche Marktteilnehmer hatten gar auf eine Kürzung der Förderung im weiteren Jahresverlauf gesetzt.

Hohe Mittelzuflüsse in Öl-ETPs

Darauf haben wohl auch einige Anleger spekuliert und sind auf die Käuferseite gewechselt. Laut ETF Securities stiegen die Mittelzuflüsse in Produkte wie Long-Brent-Öl-ETPs auf 45,2 Millionen US-Dollar. «Das ist der höchste Stand seit mehr als einem Jahr», erklärte Jan-Hendrik Hein von ETF Securities im Handelsblatt. Sein Haus ist einer der führenden Anbieter von börsenkotierten Produkten (ETPs) und hat eine starke Marktstellung im Bereich Energie und Rohstoffe. In der Tat ist es interessant jetzt an einer potenziellen Aufwärtsbewegung beim Ölpreis gewinnträchtig zu partizipieren. Nur welches sind die richtigen Investments? Strukturierte Produkte und ETFs bieten derzeit interessante Chancen.

MLPs zu Schnäppchenpreisen

Für chancenorientierte Anleger sind insbesondere MLPs (Master Limited Partnerships) einen Blick wert. Diese Öl- und Pipeline-Infrastruktur-Provider haben starke Kursverluste einstecken müssen, verdienen aber schlicht an Durchleitungsgebühren und nicht am hohen oder niedrigen Ölpreis. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Energieversorgung und sind explizit nicht in der Ölförderung tätig. Sie sorgen vielmehr dafür, dass die unterschiedlichen Energieträger von ihren Abbau- und Förderorten rasch und reibungslos zu Raffinerien und Verbrauchern gelangen. Investierbare Beispiele sind der ETF Securities US Energy Infrastructure MLP GO UCITS ETF (Symbol MLPI) auf den Solactive US Energy Infrastructure MLP Index bezogen. Die UBS hat den Klassiker unter den MLPs, den Cushing 30 MLP Total Return Index, im Angebot. Der dazugehörige Tracker (Symbol MLPP30). Das Produkt ist in US-Dollar kotiert und hat schönerweise keine Laufzeitbeschränkung. Die Management-Fee von 1.5% pro Jahr ist lächerlich klein gegenüber dem Performance-Potenzial: MLPP30 hat im Jahresvergleich rund die Hälfte an Wert, im Schatten des Ölpreisverfalls, eingebüsst. Die Details und Bestandteile des Cushing 30 MLP Total Return Index finden Sie hier. Hauptrisiko bei den MLPs: Gibt es die Ölgesellschaft noch in Zukunft, die den Durchleitungsvertrag bei den MLPs abonniert hat? Diese Frage kann allerdings auch der smarteste Analyst derziet nicht mit Sicherheit beantworten. 

Best Buy Matrix nutzbar

Anleger, die lieber auf einzelene Ölaktien setzen möchten, ist insbesondere Statoil (als europäischer Player) oder U.S.-amerikanische Service-Companies wie Schlumberger und Halliburton interessant. Für alle Einzeltitel finden Anleger in der payoff Best Buy Matrix auf Mausklick die zum individuellen Kurs-Szenario passenden Produkte. Exotische Einzelpicks mit bis dato immer noch hoher Dividendenrendite sind u.a. ONEOK Partners L.P. und American Midstream Partners L.P. Beide Unternehmen sind übrigends auch Bestandteil des Cushing MLP Index, welche mit MLPP30 abgebildet werden. Aus Risikogesichtspunkten ist der Zukauf von Energieexposure über Indexanlagen reinen Einzelwetter vorzuziehen.

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