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payoff Interviews

«Ich achte auf die Innovation des Produktes sowie die Nützlichkeit und Verständlichkeit für den Anleger.»

29.03.2019 5 Min.
  • Serge Nussbaumer, Chefredaktor

Dr. Heinz Kubli, CEO DPK Fundabilis und Jury Mitglied der Swiss Derivative Awards, über den diesjährigen Jahrgang, die Aspekte bei der Auswahl der Favoriten, Empfehlungen an Emittenten beim Top-Service, den Überlegungen zum Special Award, die Erwartungen für das Jahr 2019 sowie sein favorisiertes Gewinnerprodukt.

Herr Kubli, wie beurteilen Sie als langjähriges Jury-Mitglied den diesjährigen Jahrgang der eingereichten Produkte?
Die eingereichten Produkte für die diesjährigen Awards bestätigten den Trend, welcher seit ca. drei Jahren beobachtbar ist. In früheren Jahren stand die Weiterentwicklung von Auszahlungsstrukturen im Vordergrund. Heute, wo die meisten Innovationsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, verlagern sich die Eingaben auf aktuelle Anlagethemen, die technisch gut umgesetzt werden. Die Eingaben zeigten auch dieses Jahr, dass Strukturierte Produkte den Anlegern schnell Zugang zu Märkten und Handelsstrategien verschaffen können, die sonst nicht einfach umsetzbar sind.

 

Gab es Nominierungen, die Sie gerne als Sieger gesehen hätten?
Nein. Es versteht sich von selbst, dass zu Beginn einer Jury-Sitzung jedes Jury-Mitglied seine eigenen Favoriten und Präferenzen hat. Diese stimmen meist nur teilweise mit der resultierenden Liste der Nominierten und Sieger überein. Die Abwägungen der Pro und Contras einzelner Produkte während der Jury-Sitzung führte jedoch auch dieses Jahr zum Konsens. Somit bin ich mit den Siegern dieses Jahres sehr zufrieden.

 

Auf welche Aspekte achten Sie bei Ihrer Auswahl des Favoriten?
Ich achte auf die Innovation des Produktes sowie die Nützlichkeit und Verständlichkeit für den Anleger. Wie bereits gesagt, sind heute die meisten Auszahlungsstrukturen bekannt, doch es gibt immer wieder Märkte und Themen, wie zum Beispiel in den letzten beiden Jahren die Kryptowährungen, welche als innovative Basiswerte eingehen. Wichtig ist mir auch, dass die Produkte so umgesetzt sind, dass der Anleger von der zu Grunde liegenden Investitionsidee profitieren kann, sollte sich sein Szenario bewahrheiten. Dazu muss der Anleger das Produkt verstehen können. Ein gut verständliches Termsheet hilft hier enorm. 

 

«Ich erwarte, dass die Emittenten dem «Pricing» wieder mehr Beachtung schenken.»

 

Deckten die eingereichten Produkte das von Ihnen erwartete Spektrum ab oder fehlten nach Ihrer Meinung gewisse Themenkreise?
Die eingereichten Produkte spiegelten auch dieses Jahr die meisten Themen wider, die uns als Anleger beschäftigt hatten. Was mich jedoch verwunderte war, dass dieses Jahr die ESG Themen weniger auftauchten, als es die Diskussion der letzten Monate  in der Presse hätte vermuten lassen. Die Raiffeisen setzte hier mit dem nominierten Tracker-Zertifikat auf den Solactive Sustainable Plastic Economy Net Total Return Index zumindest ein Zeichen.

 

Welche Empfehlung geben Sie an die Adresse der Emittenten beim Thema Top-Service?
Von den Kriterien, welche wir für die Vergabe des Top-Service Awards betrachten, führen die Punkte «Market Making» und «Pricing» im Vergleich zum theoretischen Wert» manchmal zu Diskussionen. Der Jury ist aufgefallen, dass bei gewissen Emittenten die Qualität des Market Making im Vergleich zu den Vorjahren nachgelassen und sich das «Pricing» verschlechtert hat. Das widerläuft klar den Interessen der Anleger. Deshalb empfehle ich den Emittenten, wieder vermehrt auf diese Punkte zu achten.

  

Kniffliges Thema ist stets der Spezialpreis. Welche Überlegung gab es hierzu im Vorfeld der Nominierung und Fixierung des Gewinners?
Der Sinn des Spezialpreises ist es, besondere Leistungen im Markt für Strukturierte Produkte auszuzeichnen. Unter den Nominierungen wurden verschiedene Leistungen von Einzelpersonen und Organisationen besprochen. Ausschlaggebend für die Fixierung des diesjährigen Gewinners war, dass der SPI Total Return Tracker der BKB das erste Produkt in der Geschichte der Swiss Derivative Awards ist, das sein zehnjähriges Jubiläum seit dem Erhalt des Swiss Derivative Awards in der damaligen Kategorie Partizipationsprodukte feiern kann. Dieser SPI Tracker ist heute noch ein gutes Beispiel dafür, dass Strukturierte Produkte Zugang zu einem Basiswert bieten können, welcher in seinen Komponenten nur schwer handelbar ist.

 

Welche Erwartungen und Hoffnungen haben Sie für das Jahr 2019 im Bereich der Strukturierten Produkte?
Ich erwarte, dass die Emittenten dem vorhin erwähnten «Pricing» wieder mehr Beachtung schenken und die Initiativen bezüglich der Kostentransparenz besser greifen werden. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass Strukturierte Produkte in Zukunft vermehrt auch bei Pensionskassen zum Einsatz kommen und die Umsätze Strukturierter Produkte generell weiter ansteigen werden.

 

Abschliessend: Welches Gewinnerprodukt würden Sie auch privat kaufen?
Mir gefallen Strukturierte Produkte und Anlagestrategien, bei denen durch Konstruktion und aufgrund quantitativer Analysen die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass der Anleger einen Gewinn erzielen kann. In diesem Sinne gefällt mir das beste Indexprodukt, das Open-End Tracker-Zertifikat auf Credit Suisse Schweizer Aktien mit Enhanced Collar Overlay Index, CSSECS, der Credit Suisse sehr gut. Und bei Emission war auch der Ecart-Trade von Leonteq auf Long Swatch Namenaktien vs. Short Swatch Inhaberaktien, HFJLTQ, eine spannende Sache.

 

VITA

Dr. Heinz Kubli studierte und promovierte an der Universität Zürich. 2003 gründete er die qualifizierte Vermögensverwaltung DPK Fundabilis GmbH, welche auf die Konstruktion, Implementierung und Verwaltung von strukturierten Produkten, Fonds, Investmentgesellschaften und Notes spezialisiert ist. Die aktuellen Anlagethemen konzentrieren sich auf Erneuerbare Energien und US Senior Life Settlements.

Er unterrichtet Alternative Anlagen, Behavioral Finance, Kreditmanagement, Structured Finance und Strukturierte Produkte an der Hochschule für Wirtschaft Zürich.

In seiner über 20-jährigen Laufbahn bekleidete Heinz Kubli Positionen beim Schweizerischen Bankverein, der UBS und der Hypovereinsbank. Immer war er im Bereich Strukturierte Produkte und Risk Managment Products tätig. Er gilt als ausgewiesener Kenner der Materie.

 

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