Zurück
payoff Interviews

«Ich bin sehr beeindruckt über die Breite der Themen.»

22.03.2018 5 Min.
  • Martin Raab

André Buck, Head Sales bei SIX Swiss Exchange AG und Jury-Mitglied der Swiss Derivative Awards über aussergewöhnliche Produkte, den langen Weg der Entscheidungsfindung und die perfekte Asset-Allokation.

Herr Buck, Sie sind als Vertreter der SIX Swiss Exchange seit 2017 Teil der Jury der Swiss Derivative Awards und intimer Marktkenner. Wie hat sich der Volatiltiäts-Schock Anfang Februar im Segment Strukturierte Produkte ausgewirkt?
Unsere Handelssysteme haben an diesen sehr volatilen Tagen erneut ihre Stabilität bewiesen. Bei der Anzahl der Abschlüsse hat sich an einigen Tagen eine Verdoppelung gezeigt. Die Handelsumsätze haben sich vor und nach den heftigen Marktbewegungen auf hohem Niveau gehalten. So war zum Beispiel der Januar-Umsatz der höchste seit dem Sommer 2015. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass dieses Börsenjahr noch einige Überraschungen bringen wird. 

 «Die Jury-Sitzung dauerte sehr viel länger als im Vorjahr.»

Als Rückblick: Welche Produkt-Basis-werte waren in 2017 im Sekundärmarkt besonders gefragt?
Bei den Hebelprodukten werden eigentlich seit Jahren in etwa die gleichen Werte nachgefragt: Umsatzmässig stehen klar die beiden Indizes DAX und SMI oben, ergänzt mit Schweizer Blue Chips wie Roche, Nestlé und Novartis. Spannender sieht es auf der Anlageprodukteseite aus: Hier werden je nach Saison unterschiedliche Basiswerte nachgefragt; Jeder erinnert sich noch an den Bitcoin Rush im Dezember mit neuen Höchstwerten, dies führte im November und Dezember zu Rekordumsätzen in diesen Zertifikaten mit bis zu 20% Umsatzanteil des gesamten börslichen Handels der Strukturierten Produkte. Weiter gefragt waren das Trio Nestlé/Novartis/Roche und auch diverse massgeschneiderte Indizes auf Commodities.

Reflektieren sich die genannten Trend-Themen auch in den eingereichten Produkten der Emittenten?
Nur bedingt, was sehr gut nachvollziehbar ist. Der Bewerber möchte ein aussergewöhnliches Produkt mit aussergewöhnlichen Basiswerten einreichen, um sich so von der Masse abzuheben und seine Gewinnchance zu erhöhen. Dies gelingt natürlich nicht immer.

Die Awards sind bekanntlich keine Giesskannen-Veranstaltung. Wie eng war das Rennen in den jeweiligen Rubriken?
Ich muss sagen, dieses Jahr dauerte die Sitzung sehr viel länger als im Vorjahr. Wir hatten mehr Bedarf, uns mit den unterschiedlichen Produkten auseinanderzusetzen – in einer Kategorie musste sogar unser Präsident einen Stichentscheid fällen – dies spricht für die eingereichten Produkte. Sie waren durchwegs von guter bis sehr guter Qualität in Bezug auf Kundennutzen und Innovation.

Was können Sie uns zum diesjährigen Special Award sagen?
Der SP Portfolio Optimizer ist erstens eine gelungene Kooperation mit Experten aus der Finanzindustrie. So werden die benötigten Daten der Produkte von SIX geliefert, swissQuant liefert den Kern und das Herz der App, der Verband hat vorbildlich organisiert und das Projekt zum guten Ende geführt. Zweitens veranschaulicht es schön, wie ein SP im Portfoliokontext wirkt. Es hat verschiedene Funktionalitäten und soll demnächst zusätzlich als Desktop Lösung angeboten werden. Also rundum ein Mehrwert für die Industrie und darüber hinaus. Nach unserer Erkenntnis ist dies das weltweit einzige Tool dieser Art. Wahrlich ein verdienter Special Award.

Wie beurteilen Sie als Praktiker die eingereichten wissenschaftlichen Arbeiten für den Research Award?
Ich bin sehr beindruckt über die Breite der Themen. Nebst neuen Themen wie Blockchain wurden auch zu alten Themen neue Erkenntnisse prämiert, wie auch Altbewährtes solide vorgetragen.

Welche Empfehlung geben Sie an die Adresse der Emittenten beim Thema Top-Service?
Stetig dran bleiben und sich weiterentwickeln – das Umfeld und die Kundenwünsche sind ständigen Änderungen unterworfen. Ein Serviceanbieter, was wir ja auch alle in irgendeiner Form sind, muss ständig daran arbeiten noch besser zu werden. Die Ausgezeichneten bieten gute Beispiele wie Top-Service interpretiert wird. Dies soll anderen Anbietern als Ansporn dienen, gleichzuziehen.

Abschliessend: Wie steht es derzeit um ihre persönliche Asset-Allokation?
Ich denke, ich bin recht gut diversifiziert. Meine Kinder sind meine Call-Optionen und befinden sich noch in Uni-Ausbildung, meine Frau repräsentiert einen soliden Wert. Mein Job schüttet regelmässig Dividenden aus und mit weiteren bodenständigen Wertschriften sollte ich auch grössere Marktverwerfungen gut überstehen können.

Herzlichen Dank für das Interview. 

 

VITA
André Buck
ist seit dem 1. September 2014 als Head of Sales verantwort-lich für die Betreuung, Vertrieb von Services und Produkten und Akquisition von Börsenteilnehmern über sämtliche Produktklassen innerhalb der SIX Swiss Exchange AG. Zur Börse stiess er im August 2009 als Head of Sales & Marketing bei Scoach Schweiz AG, heute SIX Structured Products. Nach 14 Jahren Erfahrung im Bereich Trading für Aktien, Wandel-anleihen und Derivaten bei der UBS in Zürich und London, wechselte André Buck im Jahre 2000 zur Zürcher Kantonalbank, wo er führend war im Auf-bau des Verkaufs- und Handels-Teams für Strukturierte Produkte. Während seiner Zeit bei der ZKB gehörte er dem Gründungskomitee an, welches die Bildung des Schweizerischen Verbandes für Strukturierte Produkte SVSP 2006 hervorbrachte. Vor seinem Wechsel zur Börse leitete André Buck zwei Jahre lang das Sales Team für Strukturierte Produkte der Bank Vontobel in Zürich. Er durchlief diverse Ausbildungsprogramme, zuletzt im Herbst 2014 das International Bank Management Programm des Swiss Finance Institute und 2015/16 das SIX Executive Development Programm. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken