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payoff Learning Curve

Index ist nicht gleich Index

04.09.2013 4 Min.
  • Dieter Haas

Indizes auf Aktienmärkte erfreuen sich grosser Beliebtheit als Basiswerte für Strukturierte Produkte und auch ETFs. Trotz Ähnlichkeiten und zunehmender Standardisierung gilt es für Anleger und Berater speziell bei Multi-Strukturen die spezifischen Eigenheiten zu beachten.

Ähnlich, aber nicht gleich

Besonders deutlich ist dies am Beispiel des Nikkei 225, dem Blue Chip-Barometer Japans, zu sehen. Dessen fulminanter Anstieg seit Winter 2012 ist die Folge einer von der internationalen Gemeinschaft tolerierten starken Abwertung des Yen durch enorme Liquiditätsspritzen vonseiten der Notenbank. Dabei befeuerten die im Index überdurchschnittlich stark vertretenen Exportwerte die Kursentwicklung zusätzlich. Das Gegenbeispiel lieferte jüngst der Euro Stoxx 50. Seine Zusammensetzung wird branchenmässig von den Finanzwerten geprägt, zudem enthält er etliche Konzerne aus den Krisenregionen im südlichen Europa. Sektor- wie ländermässig war diese Kombination in den letzten Monaten alles andere als das Gelbe vom Ei.

SMI – der Blue Chip Index der Schweiz

Der Swiss Market Index wurde im Jahre 1988 von der Schweizer Börse ins Leben gerufen. Sein Anfangswert am 30. Juni betrug 1’500 Punkte. In der Zwischenzeit kam es verschiedentlich zu Revisionen. Aktuell umfasst er die 20 höchstkapitalisierten Werte am einheimischen Aktienmarkt. Branchenmässig dominieren die defensiven Sektoren Gesundheitswesen und Nahrungsmittel. Seine drei wichtigsten Exponenten sind Nestlé, Novartis und Roche. Ihre Titel vereinigen insgesamt einen Indexanteil von rund 58%. Weitere bekannte Namen mit Einzelgewichten ihrer Beteiligungspapiere zwischen 4% und gut 6% sind die Grossbanken UBS und Credit Suisse, der Luxusgüterkonzern Richemont sowie die in der Energie- und Automationstechnik tätige ABB.

DAX – deutsches Pendant zum SMI

Der Deutschen Aktienindex DAX spiegelt die Entwicklung der 30 umsatzstärksten an der Frankfurter Börse gelisteten Unternehmen. Seine Einführung erfolgte am 1. Juli 1988 mit einer Normierung auf 10’000 Indexpunkten per 31. Dezember 1987. Er unterscheidet sich vom SMI durch eine wesentlich zyklischere Ausprägung. Im Normalfall führt das in Haussen zu einem stärkeren Anstieg, während sich der SMI in Baissen besser behaupten kann. Branchenmässig dominieren die Sektoren Chemie, Auto und Industriegüter. Die gewichtigsten Einzeltitel mit Anteilen um 10% sind Bayer, Siemens und BASF. Anders als bei den vier anderen porträtierten Benchmarks wird der DAX als Performanceindex (Reinvestition der Dividenden der Indexmitglieder) verstanden, auch wenn zusätzlich ein Kursindex veröffentlicht wird.

Euro STOXX 50 – das europäische Pendant zum SMI

Das führende europäische Börsenbarometer umfasst die 50 grössten Konzerne aus den Stammlanden der Eurozone. Es wurde am 26. Februar 1998 eingeführt mit einer bis 31. Dezember 1991 zurückgerechneten Indexbasis von 1’000 Punkten. Das Gros der Unternehmen (rund zwei Drittel) stammt aus den beiden EU-Kernstaaten Frankreich und Deutschland. Daneben nehmen Konzerne aus Italien, Spanien und den Niederlanden einen bedeutenden Platz ein. Der gewichtigste Sektor sind die Finanzwerte mit 24,5%, gefolgt von den Konsumgütern mit 17,5% und der Industrie mit 11,4%. Das höchste Einzelgewicht im Index weist die Aktie des französischen Pharmakonzerns Sanofi mit 5,9% auf, gefolgt vom Erdölkonzern Total mit 5,3%.

S&P-500 – breite Abdeckung der US-Konzerne

Seine 500 Aktien repräsentieren die Wirtschaftsstruktur der USA. Er fokussiert auf die grossen Konzerne und deckt annährungsweise 80% des Gesamtmarkts ab. Informationstechnologie ist mit 18% die gewichtigste Branche im Index, gefolgt von den Finanzwerten mit 16,5% und dem Gesundheitswesen mit 12,7%. Der S&P 500 Index wurde bereits in den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts geschaffen mit einem Niveau von 10 für die Periode 1941-1943. Mit 2,8% hält der Erdölmulti Exxon den höchsten prozentualen Anteil, gefolgt von Apple Computer mit 2,6%. Alle übrigen Titel weisen Gewichte unterhalb der Marke von 2% auf.

Nikkei-225 – der japanische Leitindex

Das Barometer bietet Zugang zu den 225 meist gehandelten Aktien aus dem ersten Handelssegment der Börse Tokio. Es wurde am 7. September 1959 erstmals veröffentlicht und bis 1949 (tägliche Kurse) sowie bis 1914 (monatliche Kurse) zurückgerechnet. Seine Struktur unterscheidet sich deutlich von den vier anderen Leitindizes. Industriegüter und Dienstleistungen decken 24,3% des Börsenbarometers ab, gefolgt vom Einzelhandel mit 12,2% und Automobilen & Automobilteilen mit 9,4%. Die Titel der hierzulande wenig bekannten Unternehmensgruppe des Bekleidungs-Einzelhandelsriesen Fast Retailing halten mit 9,5% den höchsten prozentualen Anteil im Nikkei 225, gefolgt vom Telekommunikations- und Medienkonzern Softbank mit 5,1% und dem Elektronik- und Maschinenbauunternehmen FANUC mit 4,2%.

Indexanbieter werden intransparenter

Wer sich regelmässig ein Bild über die Innereien von Indizes im Allgemeinen sowie den fünf vorgestellten im Speziellen machen will, der steht immer öfter vor verschlossenen Türen. So werden die einst gratis angebotenen Informationen von den Anbietern zunehmend kostenpflichtig, getreu der Devise: Wissen ist Macht. Einen Ausweg aus dieser Klemme eröffnen aktuelle Factsheets grosser ETF-Betreiber wie zum Beispiel BlackRock (iShares). Sie bieten einen zeitnahen Einblick in die entsprechenden Marktstrukturen, denn nichts wissen macht beim Anlegen mit Indizes als Basiswerten nicht einfach nichts.

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