Innert der letzten knapp drei Jahre konnte er von CHF 100 auf inzwischen über CHF 140 pro Stück zulegen.

• Serge Nussbaumer, Chefredaktor
  

Herr Rappold, die im Jahr 2018 in den USA erstmals eingeführte 5G Technologie ist aktuell einer der Megatrends. Wo stehen wir in diesem Prozess?
Gerade Covid-19 hat uns gezeigt, wie wichtig digitale Infrastrukturen sind. Diese müssen belastbar und hochskalierbar und jeweils auch ortsunabhängig verfügbar sein. Stichwort: Shift ins Home-Office. 5G hat seinen kommerziellen Anfang mit den olympischen Winterspielen in Südkorea im Jahr 2018 genommen. Inzwischen ist der Netzaufbau sowohl in den USA, in Europa und in China stark vorangekommen. Immer mehr Smartphone Hersteller sind auf den Zug moderner 5G Mobiltelefone aufgesprungen. Apple zeigte dies eindrucksvoll wieder als Späteinsteiger in den 5G Markt im vergangenen Jahr und brach mit seinen Verkaufszahlen alle Rekorde.

Wo steht Europa im Bereich der 5G Technologie im Vergleich zu den USA oder China?
Grundsätzlich verfügt Europa mit Ericsson und Nokia über zwei wichtige Mobilfunktechnologie-Unternehmen. In den USA gibt es keinen echten Telko-Netzausrüster mehr, was schon für die Trump-Administration in Form der Huawei-Konflikte als «Sputnik Moment» sauer aufgestossen ist. In China sieht man 5G neben dem Thema künstliche Intelligenz als eine ganz wesentliche digitale Infrastrukturaufgabe. Es sind dort schon mehr als eine Million 5G Funkmasten verbaut worden und gerade in High-Tech Zentren wie Shenzen sieht man ganz neue 5G Dienste im Bereich Smart Factory und Smart Home. Aktuell profitiert 5G auch von den riesigen Infrastrukturinvestitionen der USA, Europa und China. Bekanntlich wurden zusammen weit mehr als USD 1’000 Milliarden für neue Infrastruktur allokiert und davon fliessen nicht unerhebliche Teile in den neuen Standard 5G.

«Es sind dort schon mehr als eine Million 5G Funk- masten verbaut worden.»

Was bietet 5G im Vergleich zu seinem Vorgänger 4G?
Der 5G Standard ist keine evolutionäre Fortschreibung von 4G. Also nicht einfach: schneller, weiter, höher. 5G bietet die Möglichkeit ganz flexibel eine hohe Bandbreite sowie ultraschnelle und sichere Verbindungen mit ganz kurzen Latenzzeiten zur Verfügung zu stellen. Der 5G Standard ist damit wie geschaffen für das neue Maschinenzeitalter. Stichwort Industrie 4.0 und Smart Factory. Erstmals nun können Maschinen über 5G in Echtzeit miteinander kommunizieren.

«Es ist immer gut, sich handyfreie Zeiten zu gönnen.»

Was sind die Schlüsselfaktoren, die nötig sind, um der 5G Technologie zum Durchbruch zu verhelfen?
Hier muss man zwischen den Consumer- und den Business-Märkten unterscheiden. Es geht konkret um echte Mehrwertdienste, für die die Kunden bereit sind zu bezahlen. Auf Endkundenseite sehe ich insbesondere im Bereich Unterhaltung Stichworte wie Videostreaming, Virtual Reality, Gaming und Realtime E-Commerce als sehr lukrativ an. Auf Business Seite sind dies Themen wie Industrie 4.0/Smart Factory, autonomes Fahren, Telemedizin und generell Intelligente Netze. Man denke nur an das Megathema intelligente Stromnetze, wo sämtliche Marktteilnehmer und Geräte optimal miteinander vernetzt sein müssen.

Welcher Nutzen hat die 5G Technologie für den privaten Nutzer?
Der Privatanwender profitiert von einer neuen, einzigartigen Datenqualität und Geschwindigkeit. Ich sehe insbesondere im privaten Bereich wie z. B. bei den Themen Home-Office, Fernlernen und Unterhaltung noch viele Entwicklungsmöglichkeiten.

Die neue Technologie ist für viele Branchen ein Game-Changer. In welchen Industriezweigen ist die Einführung von besonders grosser Bedeutung?
Aus meiner Sicht wird der industrielle Sektor noch stark unterschätzt und bekommt medial nicht die Aufmerksamkeit, die er verdienen sollte. Wie bereits angesprochen sehe ich die grössten Potenziale in Segmenten wie Industrie 4.0, autonomes Fahren aber auch im Bereich grüner, digitaler, vernetzter und intelligenter Infrastrukturen.

Wo liegen die Risiken der neuen Technologie (Strahlung…) und wie können diese eingedämmt werden?
Generell sind wir durch immer mehr Geräte dem Thema Elektrosmog ausgesetzt. Das hängt an der Nutzung des Einzelnen. Es ist immer gut, sich handyfreie Zeiten zu gönnen. Das tut Körper und Geist gut, unabhängig vom Thema Strahlung. Manchmal ist also weniger mehr.

«Grossaktionär bei Crown Castle ist kein geringerer als das Investment-Vehi- kel von Bill Gates.»

Welche drei bekannten, börsenkotierten 5G Unternehmen bieten aus heutiger Sicht in den kommenden zwölf Monaten das grösste Potenzial?
Ich halte nichts von Einjahreszeiträumen. Bei Aktienentscheidungen sollte man immer eine Perspektive von 5 bis 10 Jahren mitbringen. Aus meiner Sicht sind meine Favoriten Apple, Disney und Crown Castle. Für die Leser, die Crown Castle nicht kennen: Es ist der führende Funkmastenbetreiber in den USA. Grossaktionär bei Crown Castle ist kein geringerer als das Investment-Vehikel von Bill Gates.

Wie können Anleger aus ihrer Sicht am besten vom Megatrend profitieren?
Anleger konnten seit der Auflegung im Dezember 2018 schon erheblich von 5G durch den von mir konzipierten und geführten Index Vontobel 5G Technology Index (Valor: 44191896) profitieren. Innert der letzten knapp drei Jahre konnte er von CHF 100 auf inzwischen über CHF 140 pro Stück zulegen.

«Das ist klar vorbestimmt: nach 5G kommt 6G.»

Geben Sie unseren Lesern abschliessend noch einen Blick in die Zukunft. Was kommt nach 5G?
Das ist klar vorbestimmt: nach 5G kommt 6G. Mit konkreten Anwendungen bei 6G ist um das Jahr 2030 zu rechnen. Das Spannende seit 5G ist, dass die neuen Mobilfunkstandards weniger durch Hardware, sondern stark durch Software vorangetrieben werden. Dies geht schneller und ist mit höheren Profiten verbunden. Sicher kein schlechter Ausblick für Aktionäre und Investoren.

Vielen Dank!

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Thomas Rappold ist ein exzellenter Kenner der Technologieszene. Der schwäbische Internetunternehmer (Fin-Tech Numbrs) gilt als Erfinder des «Value-Investing» in Technologieaktien und hat die Bewertungskonzpte der Value-Investoren Warren Buffett und Charlie Munger (Berkshire Hathaway) auf den Tech-Sektor übertragen. Als Silicon Valley Insider schrieb Rappold nicht nur Bestseller wie «Silicon Valley Investing» und «Peter Thiel», sondern war als einer der ersten Absolventen des europaweit ersten Studiengangs «Medieninformatik» an der Entwicklung bahnbrechender Finanzportale für den Münchner Versicherungsriesen Allianz beteiligt. Der Gründer zahlreicher Internet-Start-ups entwickelt zudem führende Technologie-Indizes für Themenzertifikate zu den Megathemen Industrie 4.0 (ISIN: DE000VS8Y403), Cybersecurity (DE000VS5ZCS6), Artificial Intelligence (DE000VL3SJB4), Blockchain Technology (DE000VL9NBT1) sowie 5G Technology (DE-000VA9H372) – für FOCUS-MONEY einer der zuverlässigsten Know-how-Geber im Bereich Zukunftstechnologien, auch bei Neuemissionen in den USA.