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Intel: Zurück im Spiel

01.11.2023 4 Min.
  • Christian Ingerl
    Redaktor

Der Chiphersteller sorgte mit seinem Zwischenbericht beim Börsenpublikum für jede Menge Beifall. Der perfekte Zeitpunkt, sich den Bluechip genauer anzusehen.

Der US-Tech-Sektor lässt in der aktuellen Berichtssaison die Muskeln spielen. Zwar konnten bis dato nicht alle Unternehmen aus der Branche mit ihren Zahlenkränzen glänzen – beispielsweise sorgte das Cloud-Geschäft von Alphabet für eine herbe Enttäuschung. Unter dem Strich zeigt sich aber eine klar positive Tendenz. So haben allein die beiden grossen Gewinnüberraschungen von Microsoft (USD 2.69 vs. 2.55) und Intel (USD 0.41 vs. 0.22) zuletzt erheblich zum Gewinnanstieg des S&P 500 beigetragen. Im IT-Segment kletterte das für das jüngste Geschäftsquartal erwartete Ergebniswachstum seit dem 30. September laut Factset sogar von 4.5% auf 9.0%.

Faustdicke Überraschung

Der Chipriese Intel hat aber nicht nur die Erwartungen im grossen Stil übertreffen können, auch holte der Konzern die «Prognosekeule» heraus und sorgte mit seinem neuen Ziel für das Schlussquartal für eine faustdicke Überraschung. Für den bereinigten Gewinn je Aktie geht Intel im Zeitraum Oktober bis Dezember von USc 44 aus. Analysten hatten dagegen bislang im Durchschnitt nur 32 Cents je Anteilsschein auf dem Zettel. Die Abweichung beläuft sich somit auf ein sattes Drittel.

Die Prognose deutet insbesondere darauf hin, dass sich der lange Zeit schwächelnde PC-Markt auf Erholungskurs befindet. «Intel scheint das Schlimmste überstanden zu haben», kommentieren die Bernstein-Analysten und verweisen unter anderem auf die erreichten Verbesserungen im PC-fokussierten Geschäft sowie auf die Kunden, die das Unternehmen zuletzt für sein Chip-Auftragsfertigungsgeschäft gewonnen hatte. Wer die Auftraggeber sind, ist unbekannt. Allerdings hat CEO Pat Gelsinger einen weiteren Vertragsabschluss noch vor Jahresende in Aussicht gestellt. Damit würde die Zahl auf bereits vier Kunden ansteigen.

Die Strategie von Gelsinger scheint sich also auszubezahlen: Seit der 62-jährige vor zwei Jahren den Intel-Thron bestieg, versucht er das Geschäft durch umfangreiche Infrastrukturinvestitionen zu sanieren, um sich so einen Vorsprung bei der Chipherstellung zu verschaffen und mit renommierten Unternehmen wie TSMC aus Taiwan zu konkurrieren. Logan Purk, Analyst bei Edward Jones, sieht die Ankündigung neuer Kunden als ein eindeutig positives Zeichen, welches zeigt, dass ein Interesse an dem besteht, was Intel auf den Markt bringt.

Erfolgreich auf der KI-Welle

Was Intel in Sachen KI auf den Markt bringt, kommt ebenfalls gut an. Zwar ist der Umsatz in der Rechenzentrumssparte, in dem auch die Prozessoren für Künstliche Intelligenz angesiedelt sind, im abgelaufenen Vierteljahr gesunken. Allerdings verzeichnete das Unternehmen einen Anstieg des Interesses an seinen «Gaudi»-KI-Chips. Die aktuelle Lösung Gaudi2 rangiert in Sachen Leistung zwar noch hinter Konkurrenzprodukten von Nvidia und AMD. Sie hat aber einen Vorteil: Der KI-Beschleuniger darf ohne sanktionsbedingte Anpassungen in China verkauft werden. Das Reich der Mitte ist ein wichtiger Markt für Intel, schliesslich erzielt der Konzern dort etwas mehr als ein Viertel seiner Umsätze. Gelsinger möchte aufgrund des grossen Interesses an den KI-Lösungen das Angebot an Gaudi schnell erhöhen.

Daumen hoch

Apropos erhöhen, unmittelbar nach der Vorlage des Zwischenberichts haben 17 Analysten ihre Kursziele für die Aktie nach oben geschraubt. Die durchschnittliche Einschätzung beläuft sich nun auf USD 37. Nach dem zuletzt rasanten Kursanstieg liegt diese Marke zwar nur noch etwas mehr als 1% über dem aktuellen Niveau. Allerdings könnte in der Intel-Aktie noch deutlich mehr Potenzial stecken. Zum einen liegt der Titel im Performanceranking weit abgeschlagen hinter Konkurrent Nvidia, zum anderen stehen die charttechnischen Ampeln auf Grün. Die Aktie hat die 200-Tage-Linie zuletzt als Sprungbrett nach oben benutzt und dabei zugleich den gleitenden 100 Tage Durchschnitt überwunden. Daneben ist seit Februar dieses Jahres ein klarer Aufwärtstrendkanal auszumachen.

Anlagelösungen

Das operative und technische Momentum stimmt und der Weg bis zur nächsten Hürde im Bereich USD 38/41 sieht für die Intel-Aktie derzeit relativ barrierefrei aus. Mutige Anleger können den positiven Trend bei dem Bluechip mit dem Long Mini Future MINA6V der Bank Vontobel spielen. Der Hebel beträgt 3.1, der Knock-out befindet sich bei dem Open-End-Papier bei USD 25.48 und damit beruhigende 29% vom aktuellen Niveau entfernt.

Eine attraktive Rendite stellt für konservativere Anleger der Barrier Reverse Convertible FBIRJB von Julius Bär in Aussicht. Das Produkt mit einer Laufzeit bis Juli 2024 wirft einen Seitwärtsertrag von 7.95% p.a. ab, sollte die Intel-Aktie die Barriere bei USD 16.68 nicht touchieren. Der Risikopuffer beträgt somit komfortable 53.9%.

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