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payoff Opinion Leaders

Ist eine mögliche Rezession bereits eingepreist?

30.06.2022 3 Min.
  • Karine Patron, Vermögensverwalterin

Antizipiert der Markt bereits die Zeit nach der Krise?

Die vergangene Woche war für die Aktienmärkte recht konstruktiv, die je nach Börsenplatz zwischen 2% und 6% zulegten. Dennoch hat sich grundlegend nicht viel verändert: Die Märkte versuchen immer noch, die Entschlossenheit der Zentralbanken im Kampf gegen die Inflation so genau wie möglich einzuschätzen. Jeder Satz wird zerpflückt und jede Zahl analysiert, um das Ausmass der erwarteten Zinserhöhungen zu prognostizieren.

Die Rede von Fed-Präsident Jerome Powell vor dem Bankenausschuss des Senats war die Hauptinformationsquelle der letzten fünf Tage, obwohl kaum wirklich neue Faktoren bekannt wurden. Die US-Notenbank ist sich nun allerdings darüber bewusst, dass eine sanfte Landung der Wirtschaft sehr schwierig zu bewerkstelligen sein wird.

Jerome Powell erinnerte auch daran, dass das Ziel der Fed wirklich darin besteht, die Inflation auf 2% zu senken, dass dabei aber viele Faktoren, die sie nicht kontrollieren kann, eine wichtige Rolle spielen.

Wie bereits erwähnt sind Zinserhöhungen das alleinige Mittel, das den Zentralbanken zur Verfügung steht, um die Inflation einzudämmen, indem die Wirtschaft durch eine Verringerung der Nachfrage ausgebremst wird. Die eigentlichen Ursachen der Inflation, die Preise für fossile Brennstoffe und Getreide sowie die Unterbrechungen der Lieferketten, werden dadurch jedoch nicht bekämpft. Staatliche Massnahmenwären das weitaus bessere Mittel, da sie gezielt auf inflationstreibende Faktoren ausgerichtet und nach Bedarf aktiviert und auch wieder zurückgenommen werden könnten.

Eine sehr gezielte und zweifellos die am besten geeignete Massnahme wäre eine allgemeine und zeitlich begrenzte Senkung der Steuern auf Treibstoffe und Gas. Im Extremfall würde eine – wenn auch nur vorübergehende – Preiskontrolle die Bewältigung der Übergangssituation ermöglichen. Längerfristig sind massive Investitionen in erneuerbare Energien unerlässlich; kurzfristig sind sie aber keine Antwort auf das Inflationsproblem.

Heute geht der Markt davon aus, dass die US-Wirtschaft mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in eine Rezession eintreten wird. Eine Rezession kommt die Regierungen teuer zu stehen, da eine schwache Wirtschaft auch sinkende Steuereinnahmen bedeutet.

Gezielte staatliche Preiskontrollen, teilweise durch eine höhere Besteuerung der Akteure finanziert, die von der Situation profitieren, würden es den Zentralbanken ermöglichen, bei ihren Zinserhöhungen weniger aggressiv vorzugehen und die Wirtschaft zu schonen.

Das Land in Brand zu setzen ist nur selten die beste Lösung für ein Problem.

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