Zurück
payoff Interviews

«Kunden vermehrt die Vorzüge von Strukturierten Produkten näherbringen»

31.08.2017 5 Min.
  • Martin Raab

Thomas Tschudi, CIIA, ist Fachverantwortlicher für Strukturierte Produkte bei der Liechtensteinischen Landesbank (LLB) und in dieser Funktion verantwortlich für die gesamte Prozesskette im Bereich dieser Anlageproduktegruppe. Zuvor leitete er den Advisory-Bereich der Notenstein La Roche Privatbank AG und war in dieser Funktion verantwortlich für das Buy-Side-Geschäft für Strukturierte Produkte.

Herr Tschudi, Sie leiten bei der LLB das neu formierte Buy-Side Desk für Strukturierte Produkte. Was ist die generelle Zielsetzung?

Die Liechtensteinische Landesbank hat entschieden, das Strukturierte Produkte-Geschäft organisatorisch im Investment Center des Asset Managements zu integrieren. Mit dieser Anpassung möchte die Bank die Anlage- und Produktkompetenzen näher zusammenführen, um das Angebot zu stärken und den Kunden einen Mehrwert zu bieten. Das erklärte Ziel ist es, den Kunden ein Produktangebot zu offerieren, das auf die Anlagepolitik der Bank abgestimmt ist. Der Mehrwert im Portfoliokontext steht im Fokus.

Heisst das, der LLB-Kundenberater hat kein Verkaufsziel, sondern soll, wo sinnvoll und angebracht, Strukturierte Produkte einstreuen?

Es liegt im Ermessen des Kundenberaters, seinem Kunden Strukturierte Produkte anzubieten. Dank des stetigen Austauschs mit den Kunden kennt er deren Bedürfnisse am besten und kann die Produkte nach deren Eignung für einen erzielbaren Mehrwert im Portfolio selektiv anbieten. Jede Anlageidee soll darauf ausgerichtet sein, für den Kunden eine Mehrrendite zu generieren. Produkte, die für alle Kunden passen, sind sehr selten, weshalb für den Erfolg die individuelle Selektion wichtig ist.

Können Sie einen Anteil schätzen, den Strukis in den LLB-Depots ausmachen?

Generell liegen wir unter den statistischen Werten, welche die SNB und der Schweizerische Verband für Strukturierte Produkte publiziert. Im Dezember 2016 lag dieser Wert leicht über 4.5 Prozent. Wir sehen bei der LLB jedoch Potenzial, diesen Anteil zu erhöhen. Der sinnvolle Einsatz von Strukturierten Produkten in einem Portfolio kann einen Mehrwert bieten, und diesen möchten wir den Kunden aufzeigen.

Welche Produktgattungen kaufen Sie bevorzugt ein?

Die Mehrheit der Produkte dient der Renditeoptimierung. Daneben stehen vor allem auch Kapitalschutz-Zertifikate mit einem nicht linearen Rückzahlungsprofil im Fokus. Ebenfalls als interessant erachten wir inverse Strukturen. Mit ihnen fallen Verluste an, wenn während der Laufzeit die verwendeten Basiswerte deutlich zulegen. Sie eigenen sich somit für eine Diversifikationsstrategie, um Cash-Bestände ohne «zusätzliches» Risiko abzubauen. Kein zusätzliches Risiko entsteht, wenn der Kunde bereits Aktienpositionen besitzt und somit bei steigenden Aktiennotierungen von diesen profitiert.

Teilen Sie die Ansicht, dass die aktuellen Volatilitätslevels bei Barrier Reverse Convertibles eher magere Risikoprämien abwerfen?

Derzeit wird das Risiko meiner Meinung nach nicht überall adäquat entschädigt. Aufgrund der tiefen Volatilitäten werden die Laufzeiten erhöht, als Basiswerte exotischere Titel verwendet und mit vorzeitigen Rückzahlungen die Konditionen verbessert. Dies führt zu deutlich höheren Risiken als das den Anlegern vielfach bewusst ist. Sinnvoller ist es, als Basiswert Unternehmen zu verwenden, die aufgrund einer Spezialsituation über eine erhöhte Volatilität verfügen.

Wir beschränken uns nicht auf reine Absicherungsprodukte, sondern versuchen den Kunden vermehrt Ideen aufzuzeigen, wie man die Rendite mit einem Optimierungsprodukt auch in negativen Marktphasen verbessern und das Portfolio so konservativer ausrichten kann.

Können Sie ein Beispiel für eine solche Sondersituation einer Aktie geben?

Zurzeit werden die Quartalszahlen von Firmen mit Argusaugen beobachtet. Kann ein Unternehmen die Erwartungen nicht erfüllen, kommt es zu deutlichen Kurseinbussen und damit zu einem möglichen Anstieg der impliziten Volatilität. Wer hier einen klaren Kopf bewahrt, kann von solchen Situationen profitieren. Bei der Ausgestaltung der Struktur lässt sich das Risiko durch Beifügung eines genügend grossen Puffers zusätzlich reduzieren.

Werden Sie auch Produkte zum gezielten Hedging einsetzen?

Produkte zur Absicherung von Portfolios sind immer wieder ein Thema und werden von den unterschiedlichsten Marktteilnehmern angefragt. Wegen der tiefen Volatilität werden diese jedoch nur vereinzelt eingesetzt. Die Kosten für die Absicherung – auch wenn diese tief sind – halten die Anleger meistens davon ab. Wir beschränken uns nicht auf reine Absicherungsprodukte, sondern versuchen den Kunden vermehrt Ideen aufzuzeigen, wie man die Rendite mit einem Optimierungsprodukt auch in negativen Marktphasen verbessern und das Portfolio so konservativer ausrichten kann.

Mit Blick auf die Lieferanten: Welche Eigenschaften sehen Sie sich bei den Emittenten genau an?

Der Kreditqualität wird besonderes Augenmerk beigemessen. Neben der Qualität ist es auch eminent wichtig, bei der Auswahl der Emittenten Klumpenrisiken zu vermieden und eine breite Diversifikation anzustreben. Grundsätzlich sind vier Faktoren für die Auswahl des Emittenten entscheidend: Neben dem «Preis» als Auswahlkriterium muss die Kreditqualität in Einklang mit den Konditionen stehen. Ein BBB-Emittent muss ein besseres Pricing offerieren als ein Schuldner mit einem höheren Kreditrating. Daneben sind die Qualität des Sekundärmarktes und die Serviceleistung wichtige Zusatzkriterien zur Gesamtbeurteilung und Auswahl der Gegenpartei.

Nutzen Sie auch Pricing Tools, oder laufen die Anfragen über das Telefon für den Konditionenvergleich?

Wir setzen für individuelle Kundenanfragen E-Tools ein. Diese Instrumente nutzen wir auch bei der Erarbeitung von Anlageideen. Der effektive Prozess zur Auswahl der Emittenten läuft jedoch weiterhin mehrheitlich über den direkten Kontakt. Die Individualisierung der Produkte ist einer der Gründe für dieses Vorgehen.

Welche Ziele haben Sie für das Geschäft mit Blick auf 2018?

Wir möchten den Kunden auch im kommenden Jahr vermehrt die Vorzüge von Strukturierten Produkten näherbringen. Dabei richten wir den Fokus auf den Mehrwert, den ein Produkt im Portfoliokontext bietet. Zudem möchten wir Opportunitäten, die der Markt bietet, mittels Einsatz von Strukturierten Produkten aufzeigen und anbieten. Dank interessanter Umsetzungsideen dürfte die Durchdringung in den Portfolios langsam aber stetig steigen.

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken