«Kundenorientiertheit im Indexgeschäft völlig neu definieren»
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Martin Raab
Patrick Valovic, Founder & Managing Partner von LIMEYARD AG über den Markteintritt als Indexprovider, die Evolution im Indexing und warum Mircosoft Excel keine gute Basis als Indexsoftware ist.
Herr Valovic, seit kurzem ist LIMEYARD als neuer Indexprovider live gegangen. Was darf man erwarten und worin unterscheidet sich ihr Unternehmen zu Mitbewerbern?
Unsere Mission ist so simpel wie attraktiv: Wir werden als global agierender Indexanbieter dem vorherrschenden ineffizienten Marktzustand im Indexbereich konsequent entgegentreten. Unsere flexible und modulare Datenbankstruktur ermöglicht es uns die Kunden innovativer, schneller und absolut zuverlässig zu bedienen – dies dank hohem Automatisierungsgrad unserer operativen Prozesse. Überhaupt ist es unser zentrales Anliegen, Kundenorientiertheit im Indexgeschäft völlig neu zu definieren.
Das klingt nach Evolution. Was bedeutet Kundenorientiertheit neu zu definieren denn konkret?
Kundenorientierheit bedeutet, auf jeden Kunden individuell eingehen zu können. Kunden wollen z.B. individuelle File-Formate, massgeschneiderte Indexanfragen sollen eine spezielle Handhabung von Corporate Actions abbilden, usw. Unser modulares Index System kann auf alle möglichen Kundebedürfnisse flexibel und agil eingehen. Skaleneffekte werden in Form von tieferen Preisen an unsere Kunden weitergereicht. Unser Index Design Team wiederum hat ein Testverfahren entwickelt, mit dem bereits historisch getestete neue Indexkonzepte auf relevante Parameter hin nachhaltig optimiert werden können.
Können Sie uns kurz den operativen Setup von LIMEYARD erklären?
Die gesamte Index-Wertschöpfungskette wird intern abgedeckt, mit Ausnahme der Echtzeitberechnung und –verteilung, die wir durch unseren Joint Venture Partner, die Wiener Börse AG, anbieten. Unser Fokus liegt klar auf der Entwicklung und dem Betrieb eigener Indizes, sowie der Berechnung von massgeschneiderten Indizes. Erbracht werden die Leistungen an unseren Standorten, Zürich, Paris, New York und jetzt auch Wien.
Wieviele Personen sind für Sie aktuell tätig?
Mittlerweile sind über dreissig Personen für LIMEYARD tätig, Tendenz steigend.
Nun funktioniert Indexing in der operativen Praxis nicht immer reibungslos. Was sind die Stolpersteine?
Viele traditionelle Indexanbieter kämpfen mit alten und ineffizienten Technologien. Wir sprechen von Legacy Systemen. Einige jüngere Marktteilnehmer berechnen Indizes manuel auf hunderten von Kalkulationstabellen. Beide Zustände führen zu kostspieligen Herausforderungen. Weitere Herausforderungen sind die stark steigenden Datenkosten. Zudem erreichen neue Indexkonzepte ein hohes Grad an Komplexität. Wir sind froh eine modulare Systemarchitektur entwickelt zu haben, die einen hohen Automatisierungsgrad aufweist und so Produktionskosten tief hält und selbst komplexe Anfragen einfach umsetzen lässt.
Ist LIMEYARD also eher ein Fintech-Unternehmen statt ein klassischer Indexprovider?
Als Nutzer und Entwickler innovativer Systemlösungen für die effiziente Umsetzung von Finanzmarkt-Indizes sind wir ein Fintech-Unternehmen. Doch geht die Reise bei uns definitiv weiter. So ist ein weiterer Entwicklungsschritt eine Indexplattform zur Verfügung zu stellen, auf der Kunden Indizes selber erstellen, testen und betreiben können. Als Vergleichsbeispiel: Die Mehrheit der Indexprovider ist quasi im Modem-Zeitalter unterwegs, doch das Indexing-Business wird sich – ähnlich der Telekommunikation –, ganz klar in Richtung Glasfaserkabel bewegen. Sprich der Industrieumbruch hat gerade erst begonnen.
«Viele traditionelle Indexanbieter kämpfen mit alten und ineffizienten Technologien.»
Massgeschneiderte Indizes für Themeninvestments sind bei Emittenten Strukturierter Produkte stark im Kommen. Eine Zielgruppe, denen LIMEYARD künftig Hand bieten kann?
Themenindizes sind nebst Faktor-Indizes ein Muss für jeden ernstzunehmenden Indexanbieter. Wir arbeiten zur Zeit an fünf Themenkonzepten basierend auf konkreten Kundenanfragen. Wir entwickeln aber auch eigene Themen-Indizes als wertvolle Ergänzung zur LIMEYARD Index Familie.
Wie entwickeln Sie ihre Indexfamilie – alles inhouse?
Wir arbeiten eng mit ausgesuchten innovativen Partnergesellschaften und Universitäten zusammen, die sich auf jeweils ein Thema spezialisiert haben und eine ausgezeichnete Reputation geniessen.
Sie haben auch bereits eigene Indizes live. Was ist die Idee dahinter?
Es ist ganz klar unser Anspruch, durch eigene Innovationskraft die Entwicklung auf dem Index-Markt aktiv mitzugestalten. Ein erstes Zeichen haben wir mit unserem LIMEYARD Absolute Alpha Switzerland Index gesetzt, der im vergangenen Jahr eine Performance von 57% erreicht hat. In diesem Jahr liegt seine Performance bereits bei über 13%.
…und planen Sie eine Expansion der bestehenden Palette?
Ja, die Produktepalette wird laufend erweitert. Wir werden eine ganze Index-Familie für Europa und die USA anbieten, bestehend aus plain-vanilla Indizes und diversen Faktor Indices. Wir werden eine echte Alternative zu den herkömmlichen Benchmark Indizes anbieten. Wie bereits erwähnt werden diese Produkte durch Themen-Indizes ergänzt.
Für welche Kunden sind sie bereits tätig?
Im Bereich der massgeschneiderter Indizes arbeiten wir unter anderem an Projekten mit vier der weltweit grössten Kunden von Indexanbietern. Zudem arbeiten wir an diversen neuen Konzepten für grosse Asset Manager. Unser Business ist schönerweise von Anfang an sehr international – auch aus der USA erreichen uns Indexanfragen.
Welche Trends zeichnen sich beim Indexing ab?
Nach dem die EU-Benchmark Regulierung per 1. Januar 2018 in Kraft getreten ist, werden alle Index-Anbieter bestrebt sein, die entsprechenden Anforderungen zeitnah umzusetzen. Marktseitig wird sich der Trend fortsetzen, und immer mehr Kunden werden, getrieben durch zunehmende Preissensitivität, nach Alternativen zu den herkömmlichen Indexanbietern suchen. Die herkömmlichen Indexanbieter wiederum werden ihre komfortablen Margen halten wollen. Das wird einerseits mit Verlagerungen der operativen Funktionen in Billiglohnländer einhergehen. Ich würde aber auch nicht ausschliessen, dass es selbst unter den grössten Anbietern bald zu synergiegetriebenen Zusammenschlüssen kommen wird.
Abschliessende Frage: Sind sie noch auf der Suche nach Venture Capital?
Nein. Nach dem Einstieg der Wiener Börse AG in Limeyard am Anfang des Jahres sind vorläufig keine weiteren Investitionsrunden vorgesehen.
Vielen Dank für das Interview!
VITA
Patrick Valovic ist Gründer und Managing Partner von LIMEYARD AG mit Hauptsitz in Zürich. Zuvor war er als Chief Finanical Officer bei STOXX Ltd. aktiv. Dort verbrachte der Indexing-Experte rund 15 Jahre seiner Berufstätigkeit in diversen Führungsrollen. Patrick Valovic ist Master of Arts der Universität Zurich (Philosophie mit Schwerpunkten in Wirtschaftsgeschichte, Sozialökonomie und Politikwissenschaften. Desweiteren hat er einen Master of Advanced Studies in IFRS and Reporting und ist Absolvent des Advanced Management Programme am INSEAD, Fontainebleau.