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payoff Learning Curve

Kursbarrieren gekonnt meistern

03.03.2014 3 Min.
  • Dieter Haas

Die Häufigkeit von Barriereverletzungen von Strukturierten Produkten hat dank positiver Börsenentwicklung stetig abgenommen. Für Anleger und Berater gilt es aber gerade jetzt, vorsichtig zu werden. Die Barrier Hit Probability ermöglicht bei der Anlageentscheidung eine deutlich bessere Risikoeinschätzung.

Charakteristiken der beiden wichtigsten Barrieretypen

Knock-out Warrants zeichnen sich gegenüber Warrants durch einen höheren Hebel aus. Sie unterliegen aber dem latenten Risiko eines Totalausfalls. Die Papiere verfallen sofort wertlos, wenn der Basiswert die Barriere berührt. Ihr Einsatz dient in erster Linie der kurzfristigen Spekulation oder für die Absicherung einer Position im Portfolio. Barrier Reverse Convertibles bieten dem Anleger bedingten Kapitalschutz auf den Nominalbetrag, solange der Basiswert die Barriere nicht verletzt. Wird diese Schwelle jedoch berührt oder unterschritten, verliert das Produkt den bedingten Kapitalschutz und wandelt sich zum gewöhnlichen Reverse Convertible. Das Barriereprodukt weist somit ein geringeres Risiko auf, was sich im Vergleich zum normalen Reverse Convertible in einem tieferen Coupon spiegelt.

Bruch der Barriere 2011-2013

Eine von Derivative Partners Research AG bei Anlageprodukten jährlich durchgeführte Analyse der Barriere-Events zeitigte die folgenden Resultate:

Risikoeinschätzung mittels BHP

Für alle Produkttypen mit eingebauter Sicherheitsschwelle stellt sich grundsätzlich die Frage nach der Wahrscheinlichkeit des Durchbrechens der Barriere während der Laufzeit und der Höhe des Verlustrisikos für den Investor. Hilfestellung bietet die von Derivative Partners berechnete Kennzahl Barrier Hit Probability (BHP). Sie ist für alle Single-Barrier-Produkte verfügbar und Bestandteil der Produktkennzahlen auf dem Derivatportal www.payoff.ch. Als vereinfachte Faustregel gilt: Je länger die Restlaufzeit des Derivats, je geringer der Abstand des Basiswerts zur Barriere und je höher die Volatilität des Basiswerts, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit eines Barrierebruchs während der Laufzeit. Die BHP wird sowohl für die nächsten zehn Tage als auch für die gesamte Restlaufzeit berechnet. Ihr Wert schwankt täglich in Abhängigkeit der Volatilitätsveränderung oder des Kursverlaufs des Basiswerts. Eine ausgewiesene BHP stellt somit immer nur eine Momentaufnahme dar.

Konkretes Beispiel

Die ausgewählten Barrier Reverse Convertibles (BRC) VONJRX, VONJYY und VONJVP auf Nestlé, Swatch und Apple verfallen alle am 16. Januar und wiesen am 21. Januar 2014 einen fast identischen Abstand zur Barriere von gut 20% auf und besassen dieselbe BHP auf zehn Tage von 0,01%. Damit endeten jedoch die Gemeinsamkeiten. Beim BHP bis Verfall differierten die drei Anlageprodukte erheblich. So lag sie bei Apple mit 35,77% am höchsten, gefolgt von Swatch mit 29,43% und Nestlé mit 9,32%. Die Wahrscheinlichkeit einer Barriereverletzung ist bei den Aktien von Apple, dem gemessen an der Börsenkapitalisierung grössten Konzern der Welt, wesentlich grösser als bei Nestlé. Dessen Umsatzentwicklung verläuft aufgrund des defensiven Geschäfts der Gruppe schwankungsärmer, was sich in einer relativ geringen Volatilität niederschlägt. Als Entschädigung für die unterschiedlichen Risiken konnte dafür der BRC auf Apple mit dem attraktivsten Coupon von 8,71% p.a. ausgestattet werden. Der BRC auf Swatch weist einen Coupon von 4,87% auf und derjenige auf Nestlé einen solchen von 3,85%. Vereinfacht ausgedrückt gilt die generelle Börsenweisheit: «Je höher der Gewinn, desto grösser das Risiko.»

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