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Kursexplosion im Energiesektor

22.07.2022 3 Min.
  • Gabe Solomon, Portfolio Manager US Large-Cap Value Equity Strategy

Nachdem Energieaktien ihr Gewicht im S&P 500-Index mehr als verdoppelt haben, ist für Anleger im US-Markt die Frage, wie stark und in welchen Bereichen sie sich im Energiesektor engagieren sein sollen, von grosser Bedeutung. 

Der globale Energiesektor verläuft zyklisch. Wie empfindlich er auf die Gesamtwirtschaft reagiert, kam in den letzten eineinhalb Jahren besonders in den USA deutlich zum Ausdruck. Die Energienachfrage hat sich nach dem schweren Abschwung in der Pandemie stärker erholt, als viele erwartet hatten.

Während der S&P-500-Index in den ersten fünf Monaten kräftig Federn liess, haben Energieaktien als mit Abstand bestem Sektor im Kursbarometer fast 60 % an Wert gewonnen. Versorgeraktien als zweitbester Sektor legten weniger als 5 % zu. Für Anlegerinnen und Anleger stellt sich die Frage: Was tun nach der Kursexplosion, und in welche Teilbereiche des Sektors investieren?

Unterschiedliche Entwicklung in den Sektoren

Ein grosser Teil der Rally geht auf die kräftigen Preissteigerungen für Rohöl und Erdgas zurück. Nicht alle Unternehmen des Sektors profitieren davon, und schon gar nicht im gleichen Ausmass. Die Energiewirtschaft ist überaus heterogen. Sie reicht von integrierten multinationalen Konzernen über Unternehmen für Exploration und Produktion, Transporteure, Ausrüstungshersteller bis hin zu Dienstleistern.

Die Energieträger selbst entwickeln sich unterschiedlich. Erdgas steht infolge des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland vor einem langwierigen und langfristigen Umbruch. Rohöl währendem dürfte weiter stark von eher kurzfristigen Angebots- und Nachfragefaktoren vor dem Hintergrund laufender Produktivitätsgewinne bestimmt werden.

Renditen der Sektoren im S&P 500 Index

Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Erträge. Die angegebenen Renditen sind Kursrenditen. Abgedeckter Zeitraum: 1. Januar 2022 bis 31. Mai 2022.
Quelle: S&P Dow Jones Indices LLC (siehe Abschnitt „Zusätzliche Angaben“). Analysen von T. Rowe Price

Höhere Preise wirken sich nicht nur auf Energieunternehmen aus

Selbstverständlich ist der steile Anstieg der Öl- und Gaspreise nicht nur für den Energiesektor bedeutsam. Er überschattet die gesamte Wirtschaft, schafft aber vereinzelt auch Vorteile, so beispielsweise für die die Grundstoffindustrie. Sie profitiert davon, dass Gas, das sie für die Produktion braucht, in den USA günstiger ist als in Europa. Trotzdem kann sie ähnliche Preise durchsetzen wie in Europa, mit dem Resultat, dass die Gewinne der US-Anbieter höher ausfallen.  Gesellschaften mit bedeutendem Flüssiggasgeschäft, wie einige US-Versorger, könnten aufgrund des erwarteten Anstiegs der Erdgasnachfrage starke positive Impulse erhalten.

Der Schwerpunkt sollte auf Unternehmen gelegt werden, deren zukünftige Erträge weniger stark von höheren – oder selbst stabilen – Rohstoffpreisen abhängig sind. Die Ölpreise dürften unter die aktuellen Niveaus sinken und die Erdgaspreise strukturell höher bleiben.  Preisprognosen sind an den Rohstoffmärkten bekanntlich schwierig. Dementsprechend sollten Anleger nach Möglichkeiten Ausschau halten, bei denen das Potenzial für eine Outperformance nicht von den Rohstoffpreisen abhängt – zusätzlich zu Qualitätsfaktoren, wie gutes Management, gute Kapitalallokation und solide Bilanz, die zur Outperformance beitragen können.

Faktoren in der Zukunft

Der Ukraine-Krieg dürfte weiterhin entscheidenden Einfluss auf die Energiepreise haben. Lieferstörungen wären mit einem weiterem Aufwärtsdruck vor allem auf die Erdgaspreise verbunden. Ein zusätzliches Element, nicht nur für Energieaktien, sind die Zinsen. Steigende Kreditsätze dämpfen die Konjunktur und könnten sogar in eine Rezession münden. Das würde die Energienachfrage spürbar verringern. 

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