Libor-Hypothek: Wie weiter?
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Stefan Heitmann, CEO
Wie unlängst publik wurde, wird der Libor per Ende 2021 abgeschafft. Folglich verschwindet auch die landesweit bekannte und populäre Libor-Hypothek. Hypothekargeber brauchen für Geldmarkthypotheken daher einen neuen Referenzzinssatz. Die Wahl dürfte auf den Saron fallen. Für Eigenheimbesitzer gibt es einige wichtige Aspekte, die bei der Umstellung beachtet werden sollten.
Der Libor stand während der Finanzkrise vor zehn Jahren im Zentrum eines Manipulationsskandals. Dadurch hat er an Glaubwürdigkeit eingebüsst. Künftig will man daher auf vertrauenswürdigere Modelle setzen. Die zuständige Nationale Arbeitsgruppe für Referenzzinsen in Franken hat den Geldmarktzinssatz Saron (Swiss Average Rate Overnight) als neue Referenzgrösse empfohlen.
Der Unterschied zwischen Libor und Saron
Anders als beim Libor wird der Preis des Saron über eine Plattform der Schweizer Börse ermittelt. Wie es der Name («Overnight») des Saron schon sagt, handelt es sich um einen Tagesgeldsatz, er hat also eine Laufzeit von einem Tag resp. einer Nacht. Der Libor hingegen ist der Zinssatz für die Ausleihung von Geldern für eine Laufzeit von 1 bis 12 Monaten, wobei die dreimonatige Frist die weitaus häufigste Variante darstellt. Der Saron basiert zudem – anders als der missbrauchsanfällige Libor – auf tatsächlichen Transaktionen und Preisstellungen und nicht nur auf Abmachungen zwischen den Banken. Der Saron ist somit wesentlich transparenter. Im historischen Verlauf bewegen sich der Libor und der Saron zudem auf ähnlichem Niveau.
Änderung im Produkteangebot
Etwas differenzierter sieht die Lage bei der Auswahl der Hypothekarprodukte aus. Verschiedenste Finanzinstitute offerieren aktuell keine Libor- sprich Geldmarkthypothek mehr. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass noch nicht alle technischen Fragestellungen für die Umstellung gelöst sind. Beim Libor war es relativ einfach: Der Zinssatz am Stichtag gilt für die Hypothekarzinsberechnung der folgenden drei Monate. Wie bereits erwähnt wird der Saron allerdings täglich berechnet. Die Berechnung des Hypothekarzinses kann daher aufgrund der vergangenen oder der künftigen drei Monate vorgenommen werden. Beim vergangenheitsbezogenen Ansatz wissen Sie als Eigenheimbesitzer und Hypothekarnehmer im Voraus, welcher Zinssatz Ihnen verrechnet wird. Umgekehrt verhält es sich beim zukunftsorientierten Ansatz.
Auf die Marge achten
Falls der Rahmenvertrag Ihrer Libor-Hypothek länger als 2021 läuft, wird sich der Basiszinssatz während der Laufzeit verändern. Dies bringt eine gewisse Unsicherheit mit sich. Unabhängig von der Frage nach dem neuen Referenzzinssatz für Geldmarkthypotheken sollten Sie bei einer allfälligen Anpassung des Hypothekarvertrages unbedingt darauf achten, dass die Marge unverändert bleibt. Sie sind jedoch von Gesetzes wegen gut abgesichert, denn grundsätzlich sieht der Gesetzgeber vor, dass eine solche Vertragsänderung nicht zu Ihrem Nachteil gereichen darf.
Festhypotheken als Alternative
Gut möglich ist ebenso, dass Ihr Hypothekarberater Ihnen eine Umwandlung in eine Festhypothek empfiehlt. Auch hier sollten Sie auf eine kompetitive Konditionengestaltung achten und unbedingt mehrere Angebot vergleichen oder einen unabhängigen Hypothekarspezialisten damit beauftragen. Dank der gegenwärtig sehr flachen Zinskurve können sogar mittel- bis langfristige Hypotheken (ab 0.54%) zum Preis einer Geldmarkthypothek (ab 0.55%) abgeschlossen werden.