

Lindt & Sprüngli: Eine süsse Versuchung
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Wolfgang Hagl
Redaktor
Nach vor kurzem lastete das Thema Diätspritzen auf dem Kurs des Schoggi-Spezialisten. Pünktlich zur nahenden Adventszeit drehte Lindt & Sprüngli dynamisch nach oben.
Der Aufbau der Weihnachtsmärkte und -dörfer ist in vollem Gange. Noch im November öffnen viele Veranstaltungen dieser Art ihre Pforten. Zürich läutet die Adventszeit am 23. November gleich an sechs verschiedenen Plätzen – darunter die Altstadt und der Hauptbahnhof – ein. Für Lindt & Sprüngli steht die neben Ostern wichtigste Phase des Jahres an. Der Schoggi-Spezialist versucht die vorweihnachtliche Kauflaune mit süssen Freuden wie Adventskalendern, Samichläusen, Pralinen oder den beliebten Lindor-Kugeln abzugreifen. Den Geschmack der Investoren hat das Traditionsunternehmen zuletzt getroffen: Gegen einen schwachen Markt legte der Partizipationsschein auf Sicht von einem Monat um mehr als 9% zu.
Starkes Kostenmanagement
Noch Anfang Oktober hatten die Märkte den Mid Cap – zusammen mit anderen Aktien aus dem Lebensmittelsektor – sprichwörtlich auf Diät gesetzt. Auslöser war ein Kommentar vom Chef der US-Supermarktkette Walmart. Seit der Markteinführung neuer appetitzügelnder hatte dieser einen leichten Nachfragerückgang bei Lebensmitteln beobachtet. Erhärtet hat sich diese Feststellung bisher nicht. Bei Lindt & Sprüngli wiegt eine andere Entwicklung ohnehin viel schwerer: Der wichtige Rohstoff Kakao hat sich im bisherigen Jahresverlauf um mehr als die Hälfte verteuert. Sorgen vor Ernteausfällen in der Elfenbeinküste und Ghana haben die Notierung auf das höchste Niveau seit nahezu 45 Jahren getrieben.
Rund die Hälfte des Preisanstieges spielte sich bereits in den ersten sechs Monaten des Jahres ab. Dennoch konnte Lindt & Sprüngli starke Semesterzahlen verbuchen. Mit einem organischen Wachstum von gut 10% schaffte das Unternehmen zum ersten Mal einen Halbzeitumsatz von mehr als CHF 2 Mrd.. Dank einer langfristigen Absicherungspolitik sowie Effizienzsteigerungen ist es dem Management um CEO Adalbert Lechner gelungen, die Kosten im Griff zu halten. Auf der Materialebene lagen sie im ersten Semester mit CHF 627 Mio. sogar knapp unter dem Vorjahresniveau. Hinzu kamen deutliche Preiserhöhungen. Sie trugen 9.3 Prozentpunkte zur organischen Wachstumsrate bei. Folgerichtig meldeten die Kilchberger eine deutliche verbesserte Marge: Im ersten Semester blieben 12.2% vom Umsatz im Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) hängen – das waren 290 Basispunkte mehr als im vergangenen Jahr.
Kakaohaltiger Luxus
Optimismus verbreitete das am Westufer des Zürichsees ansässige Unternehmen darüber hinaus mit einer Prognoseerhöhung. Der CEO erwartet nun für 2023 ein organisches Umsatzwachstum von 7% bis 9%. Die Ebit-Marge möchte er um 30 bis 50 Basispunkte steigern. Zuvor hatte sich die Guidance im Rahmen der mittel- bis langfristigen Zielsetzung bewegt. Sie sieht ein Umsatzplus von 6% bis 8% sowie ein jährliche Margenausdehnung in einer Spanne von 20 bis 40 Basispunkten vor.
Jon Cox, Analyst bei Kepler Cheuvreux, ist davon überzeugt, dass Lindt & Sprüngli die steigenden Rohstoffpreise – neben Kakao hat sich Zucker stark verteuert – auch in Zukunft an die Kundschaft weitergeben kann. Er spricht dem Unternehmen ein spezielles Alleinstellungsmerkmal im Süsswarenmarkt zu: „Unserer Ansicht nach ist die Preissetzungsmacht der einer Luxusmarke nicht unähnlich.“ Wegen dieser Qualitäten sieht Cox für den Schoggi-Konzern auch keine Gefahr durch die neuen Diätspritzen. Vielmehr würde der Markt die Preispolitik und ihre Auswirkungen auf das organische Wachstum im laufenden Jahr und 2024 unterschätzen. „Wir sehen im Ausverkauf eine Einstiegsgelegenheit“, schrieb der Branchenexperte Mitte Oktober und verwies dabei auf die deutlich geschrumpfte Bewertung des Mid Caps. Zwar hat sich die Aktie seither um gut 6% verteuert. Zum Kursziel von Kepler Cheuvreux beibt aber noch ein Potenzial von knapp 7%.
Anlagelösungen
Aus chartechnischer Sicht ist Lindt & Sprüngli mit dem Monatswechsel nach oben aus einem kurzfristigen Abwärtstrend ausgebrochen. Jetzt steht der Partizipationsschein an der 100-Tage-Linie. Mit dem Long Mini-Future GLISDU können Trader darauf setzen, dass Lindt & Sprüngli den gleitenden Durchschnitt überwinden kann. Das UBS-Papier nimmt mit einem Hebel von aktuell 4.9 überproportional an Zugewinnen beim Basiswert teil. Der Stop Loss befindet sich gut 17% unter dem Kurs des Partizipationsscheines. Wenige Tage vor Weihnachten ist die erste Couponzahlung des Barrier Reverse Convertibles SAUTJB fällig. Julius Bär überweist dann – bezogen auf das Nominal – 6.40% p.a. Wer den BRC bis zum Verfalltermin im Dezember 2024 hält, kann eine maximale Rendite von 9.52% p.a. erzielen. Voraussetzung: Lindt &Sprüngli fällt bis dahin nicht auf oder unter die Barriere von CHF 8’908.
