
Logitech: Nach der Euphorie kommen die Fakten
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Wolfgang Hagl
Als Ausstatter der globalen Home-Office-Bewegung wurde der Spezialist für IT-Zubehör zuletzt an der Börse intensiv gefeiert. Wenn der schweizerisch-amerikanische Konzern nächste Woche seine Jahreszahlen präsentiert, wird sich zeigen, ob die Rallye bei Logitech fundamental untermauert ist.
Beim Trading genügt es nicht, die richtigen Chancen zu erkennen. Auch das Timing muss passen. In der aktuellen, von einer enormen Volatilität geprägten Marktphase gilt das mehr denn je. Insofern hatten wir bei der Besprechung der Logitech-Aktie am 12. März kein glückliches Händchen – zumindest was die Wahl des vorgestellten Hebelprodukts anbelangt. Zwei Börsentage nach der Veröffentlichung der «Trader’s Idea» fiel der Long Mini Future durch den Stop-Loss. Diese Tatsache ist umso ärgerlicher, da der Hersteller von Computerzubehör während derselben Handelssitzung dynamisch nach oben drehte.
Damit läutete der Mid Cap das von uns skizzierte Comeback ein. Gegenüber dem Tiefst vom 16. März hat die Aktie mittlerweile um mehr als zwei Drittel zugelegt. Zwar zeigt auch der breite Markt in der Hoffnung auf ein rasches Ende des Corona-Lockdowns eine v-förmige Entwicklung. Logitech zählt jedoch zu den Papieren, die bereits neue Rekordmarken erzielen konnten. Das SMIM-Mitglied steuert nun zum ersten Mal auf die Marke von CHF 50 zu.
«Must Haves» für das Home Office
Den massiven Rebound hat Logitech der Zugehörigkeit zu einer Art neuem Börsensegment verdanken. Als im März immer mehr Menschen dazu gezwungen waren, Arbeit und Freizeit daheim zu verbringen, setzten sich die «Stay-at-Home»-Aktien von der Masse ab. Logitech ist als Lieferant von Tastaturen, Bildschirmen, Webcams und PC-Mäusen geradezu für dieses Etikett prädestiniert. Daher war auch die noch Anfang März verbreitete Vorsicht des Konzerns schnell vergessen. Anlässlich eines Investorentages in New York hatte CEO Bracken Darrell die Ergebnisprognose für das Fiskaljahr 2020 (per 31.03.) etwas nach unten angepasst. Er begründete diesen Schritt mit durch das Coronavirus verursachten Unsicherheiten in den Lieferketten.
Beim Absatz dürfte die Pandemie dem Unternehmen dagegen auf der Zielgeraden der jüngsten Geschäftsperiode eine Sonderkonjunktur beschert haben. Mitunter war in den vergangenen Wochen von Engpässen bei der IT-Hardware zu hören. Wie stark Logitech im März von der Stay-at-Home-Welle profitiert hat, zeigt sich in der kommenden Woche. In der Nacht von Montag auf Dienstag veröffentlicht Logitech die Jahreszahlen. Am Dienstagnachmittag, 14:30 Uhr MEZ, diskutiert das Top-Management die Ergebnisse im Rahmen einer Telefonkonferenz.
Analysten gehen im Schnitt davon aus, dass Logitech für 2020 ein Umsatzwachstum von 5% auf USD 2.93 Mrd. meldet. Beim operativen Ergebnis (Non-GAAP) lautet der Konsens auf USD 366.5. Damit bewegen sich die Schätzungen am unteren Ende der vom Unternehmen zurückgesetzten Spanne (USD 365 Mio. bis USD 375 Mio.) Interessant wird auch, ob der CEO die Guidance für das neue Geschäftsjahr bestätigt. Bracken Darrell stellt hier bis dato neben einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich eine Ergebnissteigerung auf USD 380 Mio. bis USD 400 Mio. in Aussicht.
Anlagekonklusion:
Auch nach der jüngsten Rallye heben Analysten für die Logitech-Aktie mehrheitlich den Daumen. Beispielsweise hat die Credit Suisse das Rating «Outperform» gerade bestätigt. Allerdings bleibt selbst beim auf USD 52 (CHF 50.73) erhöhten Kursziel nicht mehr viel Potenzial nach oben. Im Schnitt trauen die Experten dem Mid Cap laut Reuters einen Anstieg bis zu umgerechnet CHF 55.60 zu.
Einen Impuls für weitere Kursgewinne könnte die Charttechnik liefern. Logitech ist dabei, nach oben aus einer übergeordneten Abwärtsbewegung auszubrechen. Ob dieses Signal tatsächlich ertönt, hängt freilich auch vom anstehenden Geschäftsbericht ab. Sollte Logitech nicht vollends überzeugen, könnte dem Technologiewert zunächst eine Konsolidierungsphase ins Haus stehen. Vor dem Bilanztermin zählte der Call-Warrant LOGAHZ zu den umsatzstärksten Hebelpapieren auf diesen Basiswert. Mit einem Strike von CHF 50 steht das ZKB-Produkt an der Schwelle zum Geld. Neu am Markt ist der Barrier Reverse Convertible AGFBJS. Die Bank Sarasin verspricht auf Basis des Hardwarekonzerns einen Coupon in Höhe von 6.90% p.a. Mit CHF 32.59 liegt die Barriere knapp ein Drittel unter dem aktuellen Kurs.