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payoff Focus

Markt-Update Schweiz: Neue Anlagechancen, innovative Produktlancierungen

29.10.2015 6 Min.

Die letzten Wochen und Monate hatten es in sich: Nach fast vierjähriger Aufwärtsbewegung steigt die Nervosität am Aktienmarkt.. Schwächere Wirtschaftszahlen aus China, unklare Signale in der Eurozone und latente Fragezeichen zur globalen Notenbankpolitik liessen die weltweiten Aktienmärkte auf Talfahrt gehen.

Dennoch gibt es nach Ansicht einiger Volkswirte kein Grund zum Jammern. So sieht UBS Chefvolkswirt Paul Donovan für 2016 positive Signale. Der US-Arbeitsmarkt für qualifizierte Jobs gewinnt wiederholt an Fahrt und China’s Sektorrotation (weg vom Finanzsektor hin zu inländischem Konsum) könnte die Rohstoffnachfrage wieder in Gang setzen. Dennoch sind die Anleger derzeit von Gewinnmitnahmen nicht abzubringen, was so machen Aktientitel wiederum attraktiv werden liess. Doch blitzen auch branchenspezifische Risiken auf. Dramatisch belastete der Abgasskandal des deutschen Autobauers VW den gesamten Automobilsektor. Die Aktie von Volkswagen verlor innerhalb von zwei Handelstagen rund 33% an Wert – das entspricht einer Vernichtung von über EUR 25 Mrd. Firmenwert. Auch Porsche (Holding der Volkswagen-Gruppe) und die übrigen Automobilbauer sind stark ausgebremst. Im Biotechnologiesektor schockte Roche-Chef Severin Schwan die Anleger mit der Aussage, dass seiner Meinung nach die Biotech-Blase bald platzen wird, da der Übernahmewahn die Preise für mittelgrosse Unternehmen insbesondere mit Wirkstoffen in der spätklinischen Entwicklung weit über ihren wahren Wert hinaus hat steigen lassen. Dies sorgte für Druck auf den Schweizer Indexriesen Roche und Novartis. 

Volatilität als Chance

Die negativen Auswirkungen auf den Aktienkurs und die damit stark angestiegene Angstprämie – gemessen in Form der Volatilität – bieten jedoch für Anleger wieder interessante Investitionsmöglichkeiten. So stieg das Volatilitätsbarometer VSMI von seinem Jahrestief im Juli bei 12.26 bis zu seinem aktuellen Hoch bei 35.36 um fast 190% an. Vor diesem Hintergrund bieten sich beispielsweise bei Barrier Reverse Convertibles (BRCs) interessante Chancen. So bietet aktuell beispielsweise der BRC (Symbol: JSAQY) emittiert von der Bank Julius Bär auf die Aktie von VW einen Coupon von 21% p.a. bei einer Barriere von 70%, was einem Kurs der Aktie von EUR 74 entspricht. Sollte die Aktie von Volkswagen per Laufzeitende unter diese Schwelle rutschen, erfolgt die Rückzahlung nicht in Cash sondern durch Titellieferung. Wer auf eine sich nähernde Stabilisierung der Pharmabranche setzen möchte, kann dies beispielsweise mit einem Worst-Of BRC der Zürcher Kantonalbank auf Roche, Novartis und Pfizer machen (Symbol: ZK15QY). Hier besteht die Chance auf 9.5% p.a. bei einer einjährigen Laufzeit und einer Worst-Of Barrier von 75%.

SIX Swiss Exchange mit ETF-Jubiläum

Gute Produktalternativen liefert neben dem Markt für Strukturierte Produkte auch der ETF-Markt. Kürzlich feierte die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange das 15. Jubiläum des ETF-Segments und blickt als eine der ersten europäischen Börsen auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte zurück. Im Februar 2015 hat die Anzahl der an der SIX angebotenen ETFs den Meilenstein von 1’000 Produkten überschritten und per Ende August 2015 konnten Anleger über 1’100 Produkte von 20 Anbietern handeln. Als Navigationshilfe für die wachsende Produktvielfalt hat die SIX Swiss Exchange zusammen mit Derivative Partners den «ETP & Indexing Guide 2015/16» herausgegeben. Dort finden Anleger neben aktuellen Branchentrends eine umfassende, nach Investmentsektor und Wertentwicklung sortierte, Übersicht aller in der Schweiz kotierter ETFs und Open-end Tracker-Zertifikate. Alle Produkte wurden weiterhin auch mit einem Rating versehen. Der Guide steht auf dem Schweizer Anlegerportal www.payoff.ch ab sofort zum kostenlosen Download bereit. Erstmals wurde dieses Jahr als Teil des «ETP & Indexing Guide» die erste Zufriedenheitsumfrage («ETP & Index Investor Satisfaction Survey») unter Schweizer Anlegern mit ETF- und Index-Anbietern durchgeführt und entsprechend als Teil des «ETP & Indexing Guide» veröffentlicht — Pflichtlektüre für aufgeklärte Anleger.

iShares und Source setzen auf neue Faktor-ETFs  

Darunter fallen auch die neuesten Produktkreationen von iShares, der ETF-Marke von BlackRock. Die Produkte sind geplanterweise ab Mitte Oktober an der SIX Swiss Exchange verfügbar. Hierbei handelt es sich um sogenannte Smart-Beta-ETFs, die die Faktoren Qualität, Bewertung, Trend und Grösse miteinander kombinieren und somit eine Outperformance gegenüber einem klassischen marktkapitalisierungsgewichteten Index generieren sollen. iShares hat seine Produktpalette um aktuell drei Multi-Faktor-ETFs erweitert. «Durch die regelbasierte Auswahl von Aktien, die diese Kriterien erfüllen, lässt sich das Rendite-Profil eines Aktienportfolios verbessern, während das Risiko in etwa gleichbleibt.», erklärt Sven Württemberger, Leiter Deutschschweiz bei BlackRock. Ende August lancierte der ETF-Emittent Source gemeinsam mit Goldman Sachs mit den Sorce GS Equity Factor Index ETFs bereits ähnliche Strategien an der SIX. Bei iShares hat man errechnet, dass die Multi-Faktor-Strategie von Ende 1998 bis Mitte 2015 in den Märkten eine jährliche Outperformance von etwa 4 Prozent brachte – bei einer etwas reduzierten Volatilität. 

Lombard Odier debütiert mit ETFs

Eine weitere Innovation im ETF-Bereich ist die Kooperation zwischen ETF Securities und Lombard-Odier. Diese haben ihre Expertise bei Indexing und dem Management von Smart Beta Obligationen Strategien verschmolzen und im September eine Auswahl an fundamental gewichteten Anleihen-ETFs an der SIX Swiss Exchange kotiert (u.a. Valor 27554203, 27554199). Die Besonderheit besteht hierbei in der Gewichtung der Schuldner: Klassische Obligationenindizes verfolgen den traditionellen Marktkapitalisierungsansatz, der die Emittenten nach deren ausstehenden Obligationen gewichtet. Dies hat zur Folge, dass die grössten Schuldner das höchste Gewicht im Index aufweisen. Der neue Ansatz von ETF Securities und Lombard Odier bewertet die Emittenten nach grundlegenden Faktoren. In der Folge sehen sich Obligationeninvestoren eher als Kreditgeber, die auf die Fähigkeit eines Kreditnehmers achten, seine Schulden wieder zurückzuzahlen, als auf seine Fähigkeit noch mehr zu leihen. Bei Regierungen umfassen diese fundamentalen Faktoren beispielsweise den Umfang des Bruttoinlandsproduktes, den Schuldenstand im Vergleich zum BIP, sowie Indikatoren für steuerliche und politische Stabilität. Bei Unternehmen wird zuerst der Beitrag jeder Branche zur Wirtschaft betrachtet, bevor die Einkünfte des einzelnen Emittenten, seine Verschuldung, der Cashflow und die Qualität der Aktiva bewertet werden. Das soll Investoren letztlich zu einem besseren Risiko-Rendite-Profil verhelfen.  

Vitale Aussichten

Die jüngsten Produktentwicklungen zeigen, dass Smart Beta Strategien klar in der Gunst der Emittenten liegen. Wie stark diese Strategien künftig auch von der Anlegerschaft nachgefragt werden, wird sich zeigen. Bis dato befasst sich gemäss «ETP & Index Investor Satisfaction Survey» nur rund die Hälfte der Anleger mit diesem Thema mehr oder weniger intensiv. Das Wachstumspotenzial gilt aber weiterhin als enorm – besonders im Obligationenbereich besteht noch sehr viel Potenzial. Dort speziell für institutionelle Anlagelösungen. Unter dem Strich verschafft die anhaltende Niedrigzinsphase innovativen und kostengünstigen ETF-Lösungen einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber klassischen aktiv gemanagten Fonds mit hohen Verwaltungsvergütungen. Die Zunahme an Produkten könnte zudem den Preiskampf der Anbieter wieder etwas anfeuern nachdem im Durchschnitt die Verwaltungskosten für ETFs auf Standardindizes (SMI, DAX oder S&P 500) bereits drastisch abgeschmolzen sind. Privatanleger als auch Vermögensverwalter dürfen sich somit auf eine Verbreiterung der Produktpalette freuen, müssen aber verstärkt versuchen, den Überblick zu behalten. 

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