

Maximale Wirkung mit Mini (malem) Einsatz
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Serge Nussbaumer
Chefredaktor
Meistens werden Mini Futures Short gekauft, um gehebelt von fallenden Kursen zu profitieren. Sie eignen sich aber auch sehr gut als Instrument zur Portfolioabsicherung. Wie das funktioniert und worauf es zu achten gilt.
Das Aktiendepot vor Verlusten zu schützen, das ist quasi ein Naturinstinkt von Anlegern. In der aktuell ruppigen Zeit dürfte diese Empfindung wieder verstärkt aufkommen. Natürlich ist es möglich, Positionen zu verkaufen, um drohende Verluste zu vermeiden. Wenn es dann tatsächlich zur Korrektur gekommen ist, lässt sich ja wieder billig einsteigen, so die Wunschvorstellung. Allerdings hat die Sache nicht nur einen, sondern sogar zwei Haken. Zum einen fallen mit jedem Umschichten diverse Gebühren an, die sich bei häufigeren Stellungswechseln schnell zu einem dicken Batzen summieren können. Der zweite Punkt ist nicht weniger relevant. Denn den perfekten Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu treffen, das gelingt fast nie. Warum es also erst versuchen? Wer sein Aktienportfolio effektiv vor Verlusten schützen möchte, kann auch einen anderen Weg gehen. Denn eine Absicherung, im Englischen «Hedging», lässt sich auf relativ einfache Art und Weise über verschiedene Produkte erreichen. Dazu zählen insbesondere Put-Warrants und Mini-Futures Short.
Was spricht für Mini Future Short?
Put-Warrants und Mini-Futures Short eignen sich deshalb für Absicherungsgeschäfte, weil diese Produkte gehebelt von fallenden Kursen des Basiswerts profitieren. Oder anders ausgedrückt: Sinkt der Basiswert legen beide Produkte überproportional zu. Auf diese Weise lassen sich mit geringem Kapitaleinsatz, die Verluste des Basiswerts durch die Gewinne des Hebelprodukts ausgleichen. Aber für welche Variante sollte man sich entscheiden? Minis haben gegenüber Warrants den Vorteil, dass sie keinen Verfallstermin haben und damit eine permanente Absicherung möglich ist. Zudem kotieren Mini-Futures Short immer «im Geld», sodass der Hedge sofort zum Kaufzeitpunkt greift. Ein dritter Punkt ist, dass bei Minis die Volatilität und der Zeitwert kaum eine Rolle spielen. Das heisst, sie sind billiger als Warrants.
Auf der anderen Seite gilt es zu beachten, dass Mini-Futures Short über eine Stop-Loss-Marke verfügen, die immer über dem aktuellen Basiswertkurs liegt. Wenn der Basiswert die Stoppschwelle berührt, verfällt das Produkt und wird mit einem Restwert zurückgezahlt. Die Absicherung ist dann nicht mehr intakt und es müssen gegebenenfalls neue Positionen aufgebaut werden. Einerseits gilt: Je näher sich der Basiswertkurs an der Stop-Loss-Marke befindet, umso günstiger ist ein Mini-Future Short und damit die Absicherungsposition. Auf der anderen Seite besteht bei Produkten, deren Stoppschwelle zu nahe am aktuellen Basiswertkurs lieg, die Gefahr, dass das Produkt und damit die Absicherungsposition sehr schnell ausgestoppt wird. Bei der Produktauswahl sollte daher darauf geachtet werden, dass ein ausreichender Abstand zum Kurs des Underlyings besteht.
So geht’s
Wie ein Hedge mit Mini-Futures funktioniert, zeigt folgendes Beispiel: Angenommen, ein Anleger möchte seinen Bestand an Schweizer Blue Chips im Gesamtvolumen von CHF 50’000 absichern. Das geht über Mini-Futures Short auf den SMI. Der Gleichlauf, also die Korrelation, zwischen Portfolio und Index wird sich zwar nicht auf exakt 100% belaufen, aber für eine näherungsweise Absicherung ist der SMI in diesem Fall sehr gut geeignet.
Als erstes gilt es die Zahl der Mini-Futures Short zu ermitteln, die für eine vollständige Absicherung der Position benötigt wird. Die Formel dafür lautet:
Anzahl der Mini Futures Short = Wert des Portfolios / Referenzkurs x Bezugsverhältnis
In unserem Beispiel wären bei einem angenommenen Kurs des SMI von 11’000 Punkten und einem Bezugsverhältnis von 500 (ist beim SMI üblich), aufgerundet auf die erste Vorkommastelle 2’273 Mini-Futures Short notwendig (= 50’0000 / 11’000 x 500). Nun gilt es das konkrete Produkt zu bestimmen. Als geeignet könnte sich ein Mini-Future Short mit einer Stoppschwelle bei 11’900 und einem Ausübungspreis bei 12’000 erweisen. Der (faire) Preis eines solchen Mini-Future Short liegt bei CHF 2.00. Multipliziert mit der benötigten Anzahl an Minis für eine Komplettabsicherung (2’273) ergibt das ein Positionsvolumen von rund CHF 4’546.
Gehen wir nun davon aus, dass der SMI um 10% auf 9’900 Punkte fällt und das Aktienportfolio diese Bewegung 1:1 mitmacht. Der Portfoliowert würde sich demnach von CHF 50’000 auf CHF 45’000 verringern: Ein Minus von CHF 5’000. Der Preis der Mini-Futures wäre in diesem Szenario von CHF 2.10 auf CHF 4.20 gestiegen. Der Positionswert hätte sich demnach von CHF 4’546 auf (abgerundet) CHF 9’546 erhöht: Ein Zugewinn von CHF 5’000. Das Minus beim Aktienportfolio wurde also durch das Plus bei der Absicherungsposition ausgeglichen.
Darauf gilt es zu achten
Wichtig ist es darauf hinzuweisen, dass das obige Beispiel einige Annahmen enthält, die nicht ganz der Praxis entsprechen. So wurde unterstellt, dass sich der Preis des Mini-Futures lediglich aus dem inneren Wert ergibt. Also aus der Differenz zwischen Ausübungspreis und Indexstand, dividiert durch das Bezugsverhältnis. Allerdings kotieren Minis fast immer mit einem kleinen Risikoaufschlag. Die Absicherung wäre also etwas teurer geworden. Hinzu kommt ein Kostenfaktor in Form der Geld-Brief-Spanne. Was ebenfalls klar sein sollte: Der Kapitaleinsatz für die Absicherung, im obigen Beispiel CHF 4’546, stellt sozusagen eine Versicherungsprämie dar. Das ist der Preis, den es für die Vollabsicherung zu zahlen gilt.
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Grafik: Depotabsicherung mit Mini Futures Short
Ausgangslage und Annahmen
• Portfoliowert CHF 50’000 (Large Caps Schweiz)
• Absicherungsinstrument Mini Futures Short auf den SMI
• Ausgangslage SMI 11’000 Pkt.
• Stop-Loss-Marke Mini Futures Short 11’900
• Ausübungspreis Mini Futures Short 12’000
• Bezugsverhältnis 500
• benötigte Anzahl Mini Futures Short 2’273
= Portfoliowert CHF 50’000 / Referenzwert SMI 11’000 x Bezugsverhältnis 500
• Preis: Mini Futures Short CHF 2.00
• Preis Absicherungsposition CHF 4’545 (= CHF 2.00 x 2’273)

Das Diagramm zeigt, dass Portfolioverluste durch Gewinne der Absicherungsposition ausgeglichen werden. Annahme dabei ist, dass sich das Portfolio aus Schweizer Aktien 1:1 mit dem SMI entwickelt. Bei steigenden Kursen wird die Position an der Stop-Loss-Marke der Mini Futures Short bei 11.900 Punkten ausgestoppt und die Minis werden mit einem Restwert zurückgezahlt. In diesem Beispiel wurde unterstellt, dass die Mini Futures exakt mit ihrem inneren Wert gehandelt werden. In der Praxis ist der Preis höher, da Minis in der Regel mit einem Risikoaufschlag gehandelt werden. Ebenfalls unberücksichtigt blieben mögliche Finanzierungskosten, die der Emittent über Anpassungen des Ausübungspreises und der Stoppschwelle einrechnen kann.