Meuterei im Bond-Portfolio
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Martin Raab
Aus Gründen der Risikobegrenzung besitzen institutionelle Investoren traditionell einen grossen Anteil an Bonds im Portfolio.
Manche 40%, andere auch gerne mehr. Bei sämtlichen «Institutionals», also Fondsverwaltern, Pensionskassen und Versicherungen, brennt seit Februar dieses Jahres die Hütte. Der Grund für den Funkenflug sind die nach oben explodierenden Zinslevels, befeuert von der Ankündigung der US-Notenbank FED bei der globalen Leitwährung deutlich mehr Verzinsung inskünftig zu bieten als bis anhin. Das liess die Kursnotierungen der Bonds seit Mai noch weiter drastisch einbrechen.
Das Hauptproblem ist allerdings, dass viele Institutionals in Bonds per Gesetzesvorgabe oder Fondskonzept anlegen mussten bzw. müssen. Zusätzlich wurden in den letzten Jah- ren eher Währungsrisiken statt Zinskurven gehedgt. Um so explosiver hat sich die vermeintlich tolle Anlageklasse «Obligationen» daher seit Jahresbeginn zum Alptraum ent- wickelt. Beim Anblick der Halbjahres-Reports 2022 vieler Bond-Portfolien, wird so manchem Investor der gekühlte Cocktail im Halse stecken bleiben – Verluste von bis zu 30% seit Januar sind keine Seltenheit. Auch Flaggschiffe unter den grossspurig am Markt propagierten Bond-ETFs sind Year-To-Date mit bis zu -17% drastisch auf Sand gelaufen. Extrembeispiele finden sich viele: Französische Staatsobligationen (Rating: AA) in Euro mit Laufzeitende 05/2040 notieren jetzt bei 72% und kosteten an Weihnachten 2021 noch 102%. Der Bank of Amercia Perpetual Bond (BBB-) in USD wirft inzwischen eine fruchtige Seitwärtsrendite von 6.78% pro Jahr ab. Zahlen, die vor 9 Monaten undenkbar gewesen sind.
Für Schweizer Pensionskassen, welche im Schnitt 38% Obligationen-Anteil halten, gleichen die Halbjahreszahlen der Bond-Portfolios einer undenkbaren Meuterei im sonst so ordentlichen «Obligationen-Stübli». Das derzeit bestgehütete Geheimnis der Schweizer PKs: Viele Bond-Investments der 2. Säule hängen inzwischen schief wie Palmen im starken Wind. Gut, wird erst im Dezember offiziell an die Versicherten rapportiert. Der laue Trost bis daher für uns alle ist, dass neuveranlagtes «Fresh Money» jetzt wieder gute Renditen erwirtschaftet – zumindest sofern nicht noch ein weiterer Tropensturm über die Bonds hinwegfegt.