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MicroStrategy: Im Bitcoin-Fieber

18.10.2024 7 Min.
  • Christian Ingerl
    Redaktor

Der Kurs des Technologiekonzerns ist derzeit auf der Überholspur. Das liegt weniger am operativen Geschäft, als vielmehr an der Vorliebe für das «digitale Gold». Kurzfristig wie auch langfristig finden sich Gründe für einen steigenden Bitcoin – und damit für eine haussierende Aktie.

US-Rapper Drake, Tech-Unternehmer Michael Saylor, BlackRock-Mitbegründer Larry Fink und Präsidentschaftskandidat Donald Trump könnten unterschiedlicher nicht sein. Und doch teilen sie sich eine Gemeinsamkeit: Kryptowährungen. Einer der überzeugtesten «Bitcoiner» dürfte dabei Michael Saylor sein, der wie kaum ein anderer in die digitale Devise investiert. Über seine Softwarefirma MicroStrategy hat der 59-jährige bereits Milliarden in die weltgrösste Cyber-Währung gesteckt – und ist damit noch längst nicht am Ende.

Operative Flaute

Der Reihe nach: Gegründet wurde das Unternehmen bereits im Jahr 1989. In seinem operativen Geschäft spezialisiert sich MicroStrategy mit Business Intelligence (BI), mobile Software und Cloud-basierten Diensten vor allem auf Zukunftstechnologien. Die Erlöse teilen sich insbesondere in Abo-Dienste, Produktlizenzen und Support-Dienstleistungen auf. Allerdings geht es in diesen Bereichen aktuell nicht sonderlich dynamisch vorwärts. Im Gegenteil, der Gesamtumsatz belief sich im zweiten Quartal auf USD 111.4 Mio., was einem Rückgang von 7.4% entspricht. Während die Einnahmen aus Abonnementdienstleistungen um etwas mehr als ein Fünftel auf USD 24.1 Mio. zulegten, waren die Erlöse aus Produktlizenzen um 5.7% auf USD 33.4 Mio. rückläufig. Das Support-Segment gab im Vergleich zum zweiten Quartal 2023 ebenfalls um 6.6% auf USD 61.7 Mio. nach. Darüber hinaus schwanden auch die Einkünfte aus anderen Dienstleistungen um 13.7% auf USD 16.3 Mio.

Für eine Firma, die sich auf die Fahnen schreibt, branchenführende KI-gestützte Unternehmensanalysesoftware anzubieten, eine eher enttäuschende Entwicklung. Und dass es sich dabei nicht um einen Ausrutscher handelt, zeigt sich im Rückspiegel. Bereits seit 2017 pendeln die Jahresumsätze um die Marke von USD 500 Mio. ohne unter dem Strich vorwärts zu kommen. Und es wird noch ungemütlicher: Aus den einstiegen Gewinne sind mittlerweile Verluste geworden. Seit 2020 schreibt die Softwareschmiede mit Hauptsitz in Vienna im Bundesstaat Virginia rote Zahlen, im vergangenen Jahr waren es USD 115 Mio.

Wäre die Geschichte hier zu Ende, könnte sich jeder etwas erfahrene Börsianer locker ausmalen, wie sich die Aktie in den vergangenen Jahren entwickelt hätte: nach Süden. Weit gefehlt: Das Nasdaq 100-Mitglied legte auf Sicht von 4 Jahren um mehr als 1000% zu und liess damit nicht nur den Gesamtmarkt deutlich hinter sich, sondern auch zahlreiche prominente Tech-Riesen wie Microsoft, Alphabet oder Apple.

Auf dem Weg zur Billionen-Company

Das sprichwörtliche «Geheimnis des Erfolges» liegt in der Risikobereitschaft von Saylor am Kapitalmarkt. Genauer gesagt, seinem Bitcoin-Fieber. Unermüdlich kauft der Manager seit August 2020 die Cyber-Devise. Aus der anfänglichen Erstinvestition von USD 250 Mio. für rund 70‘000 Stück ist inzwischen eine Milliardenanlage geworden. Aktuell sitzt MicroStrategy auf einem Berg von 226‘500 Bitcoins in einem Wert von USD 15.2 Mrd. Das Unternehmen möchte seine Käufe auch weiter fortsetzen, um von den ihrer Ansicht nach langfristigen Vorteilen der Kryptowährung zu profitieren. «Das Einzige, was besser ist als Bitcoin, ist einfach mehr Bitcoin», lautet die Devise von Saylor. Er stellte kürzlich in einem Interview klar, MicroStrategy zur führenden Bitcoin-Bank der Welt zu formen. Auf bis zu USD 150 Mrd. sollen die Investitionen in den digitalen Vermögenswert in Zukunft ausgebaut werden und dafür sorgen, dass aus MicroStrategy eine Billionen-Company wird. Für Saylor ist der Bitcoin das «wertvollste Gut der Welt». Als Kursziel legt er nicht weniger als Mio. 13 Mio. auf den Tisch.

Sechs- bis siebenstellige Kursziele

Astronomische Preisvorstellungen machen auch anderorts die Runde. Der grösste Vermögensverwalter der Welt, BlackRock, wirft einen Zielwert von rund USD 270‘000 in den Ring. Die Analysten der Investmentgesellschaft ARK Invest mit ihrer Star-Investorin Cathie Wood gehen im Best-Case davon aus, dass der Bitcoin bis 2030 in den siebenstelligen Bereich steigen wird. Selbst im Basis-Szenario ist das Kursziel mit USD 682‘800 aus heutiger Sicht noch gewaltig, schliesslich würde dies einem «Ten-Bagger» entsprechen. Twitter-Mitgründer Jack Dorsey, ebenfalls bekennender Bitcoin-Fan, ist davon überzeugt, dass der Kurs bis 2030 mindestens auf einen Wert von USD 1 Mio. steigen wird und sieht darüber hinaus auch noch Luft nach oben.

Selbst wenn das alles noch Zukunftsmusik ist, kurzfristig ist soeben wieder Schwung den Bitcoin gekommen. Nach einer beinahe friedlichen Ruhe am Krypto-Markt in den vergangenen Wochen hat der Bitcoin wieder Fahrt aufgenommen und orientiert sich in Richtung Allzeithoch bei USD 73‘445. Diese neue Lebhaftigkeit hat zwei wesentliche Treiber: Einerseits die Zinsen, andererseits die US-Präsidentschaftswahlen. Kandidat Donald Trump gilt als «Krypto-Präsident», der bei einem Sieg sogar eine nationale Reserve in der Cyber-Währung anlegen möchte. «Die USD 100‘000er-Marke käme in diesem Fall in Reichweite», mutmasst Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Daneben kommen die Zinssenkungen dies- und jenseits des Atlantiks den Kryptos entgegen, da ein niedrigeres Zinsniveau riskante Anlagen attraktiver macht. Während die EZB am 17. Oktober bereits das dritte Mal in diesem Jahr den Leitsatz nach unten geschraubt hat, stehen in den USA die nächsten geldpolitischen Entscheidungen am 7. November und 18. Dezember an. Laut dem CME FedWatch Tool geht die Mehrheit der Ökonomen davon aus, dass an diesen beiden Terminen die Zinsen um jeweils 25 Basispunkte gesenkt werden.

Eine Entwicklung, die MicroStrategy zweifellos in die Karten spielt – was sich auch am Aktienkurs ablesen lässt. Allein in diesem Jahr hat sich der Börsenwert verdreifacht. Damit hat die Aktie auch den Bitcoin deutlich überflügelt, der seit Silvester «nur» auf einen Wertzuwachs von 60% kommt. Um die bis dato lukrative Bitcoin-Strategie weiter fortsetzen zu können, hat sich das Unternehmen jüngst auch frisches Kapital besorgt. «Im zweiten Quartal haben wir erfolgreich weitere USD 800 Mio. durch unser Angebot von 2.25%-Wandelanleihen mit Fälligkeit 2032 aufgebracht», sagt CFO Andrew Kang. Mit dem Geld soll zum einen eine alte Schuldverschreibung zurückgezahlt werden und der Rest in den Erwerb zusätzlicher Bitcoin fliessen.

Tickende Zeitbombe oder «Once-in-a-lifetime opportunity»?

An der Unternehmensbewertung und dem zukünftigen Kurspotenzial der Aktie scheiden sich allerdings die Geister. Derzeit liegt die Marktkapitalisierung von MicroStrategy mit knapp USD 41 Mrd. klar über dem aktuellen Wert der Bitcoin-Assets. Das heisst, das operative BI- und KI-Geschäft wird mit USD 25 Mrd. bewertet, was angesichts der stagnierenden Umsätze und negativen Ergebnissen durchaus ambitioniert erscheint. Daher wundert es nicht, dass auch die Kursziele der Analysten weit auseinanderdriften. Das höchste Ziel liegt bei USD 290, was einem Potenzial von 49% entspricht. Die pessimistische Prognose lautet dagegen auf USD 173, was wiederum einem Rückschlagsrisiko von 11% gleichkommt. Der Median von 10 ausgewerteten Studien beträgt USD 200 und liegt damit in etwa auf dem derzeitigen Kursniveau. Letztlich dürfte die Entwicklung der Kryptowährung vorrangig darüber entscheiden, wohin der Kurs geht.

Anleger mit einem strapazierfähigen Nervenkostüm und einem Hang zum Bitcoin können darüber nachdenken, das starke Momentum der MicroStrategy-Aktie zu nutzen. Neben den skizzierten kurzfristigen Treibern für den Bitcoin steht auch der Zwischenbericht für das dritte Quartal am 30. Oktober an. Bereits zum zweiten Quartal hat CEO Phong Le darüber gesprochen, dass er eine «zunehmende globale Akzeptanz der Cloud-gestützten BI- und KI-Software» erkennen kann. Sollte also das Unternehmen bei den Gesamtumsätzen auf den Wachstumskurs zurückkehren, wäre das ein zusätzlicher Katalysator für die Aktie. 

Anleger, die eher eine Verschnaufpause bei dem Tech-Titel erwarten und das mittlere Kursziel als vorläufige Grenze nach oben sehen, sind mit dem Reverse Convertbile (Valor 133622232) von Leonteq gut beraten. Das im April dieses Jahres emittierte Produkt verfügt über einen Coupon von 26.32% p.a. Da das Produkt aktuell über Pari notiert, liegt die Maximalrendite zwar darunter, allerdings kann sich diese mit 18.82% p.a. immer noch sehen lassen. Solange der Basiswert am Ende der Laufzeit über dem Ausübungspreis von 50% vom Startlevel notiert, erzielen Inhaber den Maximalertrag. Die Laufzeit endet am 2. April 2025.  Sollte der Puffer nicht ausreichen, wird dem Anleger die entsprechende Anzahl an MicroStrategy-Aktien ins Depot gebucht. 

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