Zurück
payoff Interviews

«Mission ist, im Schweizer Markt die Nr. 1 bei Indizes zu sein»

29.05.2017 4 Min.
  • Martin Raab

Dr. Christian Bahr, Head Market Data & Analytics, SIX Swiss Exchange über die Details zur anstehenden Indexkappung des SMI, schrittweise Rebalancings und warum SMI-Nostalgiker weiterhin auf ihre Kosten kommen.

Herr Bahr, das Index-Geschäft der SIX Swiss Exchange ist nach Aussage von Börsenchef Christoph Landis wichtiger Baustein des SIX-Gesamtangebots. Wie muss man sich ihr Servicespektrum denn vorstellen?

Zunächst sind wir die Kraft hinter allen Indizes der SMI-Familie, das umfasst insbesodere die bekannten Aktienbarometer wie SMI, SPI und SLI. Neben diesen bekannten Benchmark-Indizes berechnen wir bei SIX auch die Nettoanlagevermögen diverser Fonds. Grosses Potenzial sehen wir im Bereich der Customized Indizes auf Schweizer Basiswerte, dort steigt die Anzahl der Kundenanfragen erheblich. Dort möchten wir unsere Kapazitäten deutlich erhöhen und das Know-How einbringen.

Grosse Wellen schlug die News zur Kappung der SMI-Titel auf je 18% Maximalgewichtung. Betroffen sind konkret Nestlé und Novartis. Können Sie den geplanten Ablauf kurz skizzieren?

Hier möchte ich vorab sagen, dass wir im November 2016 eine Marktkonsultation zu einer möglichen Kappung der grössten Titel gestartet haben. Diese wurde über unseren Index Service Verteiler verschickt. Wir haben bei einzelnen Häusern individuell und über die Eurex nachgefragt. Diese Feedbacks und Ergebnisse aus den Sitzungen der Index Kommission flossen in die Entscheidung mit ein. Mit dem neuen Regelwerk erfüllt der SMI die Anforderungen der europäischen Finanzmarktaufsicht ESMA und den dazugehörigen UCITS-Regeln und macht den SMI fit für die regulatorische Zukunft.

«Die Kappung des SMI erfolgt schrittweise, jeweils um 3% bis wir 18% erreichen. Das erste relevante Datum ist der 18. September 2017. Ab diesem Tag werden die Titel, welche über der Marke von 18% notieren, um 3% gekappt»

Sprich der SMI war am Ende nicht mehr konform für Finanzprodukte, welche den UCITS-Regeln unterstehen?

Korrekt. Zwei Anbieter hatten in diesem Kontext bereits letztes Jahr ihre ETFs auf den SMI aufgelöst. Hier herrschte also aktuer Handlungsbedarf, da die Anbieter von SMI-Produkten neue Mittelzuflüsse ablehen müssen, wenn der Index nicht die UCITS Regelung erfüllt. Diese besagt, dass nicht in einen Finanzindex investiert werden darf, wenn dieser einen einzelnen Bestandteil beinhaltet, welcher die 20/35-Regel verletzt. Konkret heisst dass, zwei Unternehmen dürfen nicht grösser als 20% innerhalb des Index gewichtet werden.

Wieviele Assets durch Finanzprodukte sind denn aktuell an den SMI gekoppelt?

Auf der ETF und Fonds Seite sind es zur Zeit 6.4 Mrd CHF Asset under Management. Weiterhin werden ca. 17 Mio Kontrakte an der Terminbörse Eurex auf den SMI pro Jahr gehandelt und bei strukturierten Produkten sind über 10‘000 für den SMI verfügbar.

Was sind nun die konkreten Schritte zur Anpassung des SMI?

Die Kappung erfolgt schrittweise, jeweils um 3% bis wir 18% erreichen. Das erste relevante Datum ist der 18. September 2017. Ab diesem Tag werden die Titel, welche über der Marke von 18% notieren, um 3% gekappt. Anschliessend erfolgt nach drei Monaten wiederum eine Anpassung im Dezember um zusätzliche 3%. Sollten die Werte dann noch nicht auf dem Zielniveau von 18% angekommen sein, werden wir ein Quartal später nochmals kappen.

Angenommen, ein Titel wie Nestlé gewinnt stark an Marktkapitalisierung und läuft nach der Kappung wieder über die Marke von 20%. Was geschieht dann?

Das Regelwerk sieht vor, das ein Titel über 20% steigen kann. Wenn zwei Titel darüber liegen hilft ein Ad-Hoc-Rebalancing. Wir würden nach Marktschluss die Kappung bestimmen und ab dem nächsten Handelstag ist die Gewichtung der Aktie auf 18% entsprechend zurückgesetzt. Die zwei Prozent Differenz sind als Puffer gut geeignet. Da es zwei Titel zugleich sein müssen, gehen wir nicht davon aus, dass es häufig zu Ad-Hoc-Rebalancings kommt. Eine entsprechende Simulation konnte dieses bestätigen.

Müssen sich Anleger, die einen ungecappten SMI nach wie vor als Benchmark möchten, neu umsehen?

Nein, die bisherige SMI-Gewichtung wird als neuer Index weitergeführt und berechnet – allerdings eben nicht mehr unter dem Namen SMI. Die Namensfindung sollte bis in rund drei Wochen abgeschlossen sein.

Mit Blick auf die nächsten Monate: Welche Projekte stehen sonst noch bei SMI Indices an?

Wir sind bei Roadshows und Messen wie beim Salon PPS am 7. und 8. Juni in Lausanne präsent. Auf der operativen Seite legen wir aktuell unseren Fokus auf den Kapazitätsaufbau. Das umfasst Personal als auch Technologie und IT-Infrastruktur. Im Schweizer Markt ist unsere Mission die Nr. 1 für massgeschneiderte Indizes zu sein. Wir schauen uns ebenfalls thematische Indizes an, die für Schweizer Investoren interessant sein können.

Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken