Mit dem China-Riesen den Turbo zünden 

• 

  Serge Nussbaumer
  Chefredaktor

USA vs. China: Der Kampf der beiden Giganten um die wirtschaftliche Führung der Welt ist kürzlich in eine neue Phase eingetreten. US-Präsident Joe Biden hat ein Dekret unterzeichnet, das die US-Finanzministerin ermächtigt, US-Investitionen in bestimmte chinesische Technologiesektoren zu untersagen oder zu beschränken. Damit zeigt sich einmal mehr, dass auch unter Biden die ehemalige Trump-Politik «America first» weiterhin gilt.

Erwartungen übertroffen

Was die Tech-Konzerne betrifft, befinden sich Ost und West auf Augenhöhe, zumindest in der E-Commerce-Branche. Nachdem Amazon starke Zahlen zum Halbjahr vorlegte zog wenige Tage später Alibaba mit einem ebenso überraschenden Zwischenbericht nach. Der chinesische Tech-Riese konnte das siebte Quartal in Folge die Gewinnerwartungen der Analysten übertreffen. Und das nicht nur ein bisschen: Der Konzern verdiente knapp ein Fünftel mehr als prognostiziert. Das war die höchste positive Überraschungsrate innerhalb der vergangenen zwei Jahre.

Im internen Zahlenvergleich, also gegenüber dem Vorjahreswert, betrug das Gewinnwachstum bei dem am 30. Juni endenden Vierteljahr stolze 51%. Aufgrund der pandemiebedingten Lockerungen der chinesischen Regierung erhöhte sich auch der Umsatz überraschend stark. Erzielt wurden Erlöse in Höhe von CNY 234.16 Mrd., verglichen mit Schätzungen von CNY 224.92 Mrd. Es war vor allem die verbesserte Verbraucherstimmung, welche die Käufer wieder stärker zugreiffen liessen und dem Unternehmen das höchste Wachstum seit zwei Jahren bescherte. Dazu beigetragen haben insbesondere Alibabas Marktplätze Taobao und Tmall, die von der alljährlichen Rabattaktion «618» profitierten.

Stühlerücken

Beim Hoffnungsträger Cloud war die Entwicklung dagegen weniger dynamisch. Der Umsatz in der Sparte verzeichnete lediglich ein Plus von 4% und damit das kleinste Wachstum innerhalb der sechs eigenständigen Geschäftsbereiche, die unter der Holding Alibaba Group zusammengefasst sind. Konkurrent Amazon konnte derweil seine Einnahmen mit der Cloud um 12% steigern. Beim Gewinn zeigt sich wiederum ein umgedrehtes Bild: Während sich das Spartenergebnis bei Alibaba verdoppelte, war es bei Amazon rückläufig. Damit das Cloud-Geschäft in Zukunft besser performt, wird Alibaba-CEO Daniel Zhang im September von seinen Ämtern in der Holding zurücktreten und sich ganz auf die digitale Wolke konzentrieren. Neuer CEO wird dann Eddie Yongming Wu, aktuell noch Vorsitzender der Taobao- und Tmall-Gruppe von Alibaba.

Im Mittel positiv

Die Alibaba-Aktie reagierte mit Kursgewinnen auf die neuesten Meldungen. Analysten heben ebenfalls mehrheitlich den Daumen. Die Auswertung von 51 Studien ergibt ein mittleres 12-Monatsziel von USD 140.81, das entspricht einem Potenzial von 47%. Das erscheint angesichts der aktuellen Bewertung nicht übertrieben. Das KGV auf Basis der erwarteten Gewinne für 2025 beträgt 8.5, während die Wachstumsraten beim Gewinn je Aktie bis dahin klar im prozentual zweistelligen Bereich liegen. Aber nicht alle Experten sind gleichermassen optimistisch. Morningstar, die den fairen Wert bei USD 128 sehen, gehen davon aus, dass das China-Handelsgeschäft kurzfristig eine «unruhige» Erholung aufgrund jüngster makroökonomischer Entwicklungen wie Deflation, der Rückgang der Importe im Juli und das Fehlen grösserer Konsumanreize erleben könnte. Die Citigroup (Kursziel: USD 149) freut sich dagegen über das Wachstum der Einzelhandelsumsätze im internationalen Handel und geht davon aus, dass sich die Wachstumsdynamik in den kommenden Quartalen fortsetzen wird. 

Wirkungsreiche Trading-Produkte auf Swiss DOTS

Charttechnisch könnte es schon bald zu einem wichtigen Kauf-Signal kommen. Durch den jüngsten Kursaufschwung zeigen die beiden gleitenden 100- und 200-Tage-Linien nach oben und schon bald könnte der zeitlich kürzere Durchschnitt den längerfristigen von unten nach oben kreuzen, was einem Golden Cross entsprechen würde. Dann rückt auch der nachhaltige Ausbruch in den dreistelligen Kursbereich in greifbare Nähe. Wer auf dieses positive Szenario setzen möchte, wählt den auf Swiss DOTS kotierten Call-Warrant (ISIN CH1215831467) der Bank Vontobel. Der Strike befindet sich mit USD 96 nahezu exakt auf dem aktuellen Kursniveau, der Schein notiert also knapp im Geld. Die Kursbewegungen werden mit einem Hebel von 5.6 multipliziert. Die Laufzeit des Produkts endet am 21. Juni 2024. Der Mini Future Long (ISIN CH1234566276) der UBS bietet dagegen eine Endloslaufzeit. Das Papier verfügt über einen Hebel von 4.1 und weist einen Spread von 1.5% auf. Das Stop Loss befindet sich bei USD 21.4878 und damit beruhigende 22% von der aktuellen Notierung des Basiswertes entfernt. 

Für den Fall, dass die psychologisch wichtige Marke von USD 100 sich als unüberwindbare Hürde herausstellen sollte, lässt sich mit dem Mini Future (ISIN CH1288260578) der UBS schnell und effektiv auf die Short-Seite umsatteln. Der Hebel von 8.0 würde dann für überproportionale Gewinne sorgen. Das Stop Loss bei USD 103.013456 lässt der Alibaba-Aktie knapp einen Zehntel Platz auf der Oberseite.