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payoff Trading Desk

Nestlé: Gemischte Kost zum Frühstück

30.07.2020 3 Min.
  • Wolfgang Hagl

Der weltgrösste Lebensmitelkonzern senkt seine Wachstumsprognose für 2020. Allerdings enthält der Semesterbericht von Nestlé auch Positives: Unter anderem überrascht das Unternehmen mit einer verbesserten operativen Marge.

In der Berichtssaison erleben die Märkte heute eine Art «Super Thursday». Eine Reihe von internationalen Grosskonzernen, darunter die US-Giganten Apple, Alphabet und Amazon.com, präsentiert den Zwischenbericht. Zu den ersten europäischen Large Caps, die sich zu Wort gemeldet haben, zählte Nestlé. Die Semesterbilanz von Europas grösstem Börsenunternehmen enthält sowohl Licht als auch Schatten. Für die ersten, eher negativen Schlagzeilen sorgte der Lebensmittelkonzern mit dem Ausblick. CEO Mark Schneider rechnet für 2020 nur noch mit einem organischen Umsatzwachstum von 2% bis 3%. Bis dato hatte er eine Geschäftsexpansion von mehr als 3.5% in Aussicht gestellt.

Mit dieser Prognose trägt der Top-Manager möglicherweise dem Umstand Rechnung, dass sich die Corona-Pandemie zuletzt eher wieder verschärft hat. Im zweiten Quartal verlangsamte sich das Wachstum des Branchenkrösus jedenfalls nicht so stark, wie befürchtet. Nachdem die Hamsterkäufe im Zuge des Lockdowns dem Hersteller bekannter Marken wie Nescafe, Kitkat oder Maggi in den ersten drei Monaten 2020 noch ein organisches Wachstum von 4.3% beschert hatten, lagen die Erlöse von April bis Juni um 1.3% über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Der Marktkonsens hatte mit einer Steigerung von lediglich 0.3% gerechnet.

Starke Margenentwicklung

Sehen lassen kann sich auch der Zahlenkranz für das gesamte erste Semester (siehe Abbildung). Mit dem organischen Umsatzplus von 2.8% übertraf Nestlé die durchschnittlichen Schätzungen um 50 Basispunkte. Deutlich fällt die Abweichung vom Konsens auch bei der operativen Marge aus. Während die Analysten hier mit einem Rückgang auf 17.0% gerechnet hatten, meldete das SMI-Schwergewicht eine Verbesserung von 30 Basispunkten auf 17.4%. Das Unternehmen profitierte nach eigenen Angaben von Kostenreduzierungen in den Bereichen Verwaltung, Marketing sowie Forschung und Entwicklung. Besonders deutlich viel die Margenexpansion im Segement für Milch und Speiseeis aus. Der Geschäftszweig liess zudem mit einem organischen Umsatzwachstum von 7.0% aufhorchen. Aus regionaler Sicht hob sich Nord- und Südamerika ab – in der grösste Geschäftsregion fuhr Nestlé im ersten Semester ein organisches Wachstum von 5.3% ein. Gefragt waren auf dem amerikanischen Kontinent vor allem die Heimtierprodukte der Marke Purina.

«Wir haben ein solides organisches Wachstum erzielt und die Margen im ersten Halbjahr gesteigert», kommentierte der CEO den Zwischenbericht. Er sieht in den Ergebnissen einen Beleg für die Flexibilität sowie die Diversifikation des Unternehmens über Regionen, Produktkategorien und Vertriebskanäle hinweg. Gleichzeitig verweist Schneider einmal mehr auf ein sich rasant veränderndes Konsumentenverhalten. «Wir begegnen diesem Trend mit Innovationskraft, dem Einsatz unserer digitalen Kompetenz und beschleunigter Umsetzung», sagte der Top-Manager. Ab 14:00 Uhr wird sich Schneider zusammen mit CFO François-Xavier Roger im Rahmen einer Telefonkonferenz zu Wort melden. Dann dürfte unter anderem der Hintergrund für die reduzierte Wachstumsprognose im Fokus stehen.

Anlagekonklusion:

Für etwas mehr Schwung könnten die Statements bei der Nestlé-Aktie sorgen. Am Donnerstagmorgen reagierte der Large Cap zunächst mit einem moderaten Kursrückgang – bei einem deutlich schwächeren Gesamtmarkt – auf die Semesterbilanz. Insofern bleibt der jüngste Ausbruch intakt: Nestlé hat den im vergangenen September lancierten, übergeordneten Abwärtstrend durchbrochen. Mit dem Call-Warrant NESYJB können Trader darauf setzen, dass die Aktie nun das zu dieser Zeit markierte Allzeithoch toppt. Im frühen Handel an der SIX zählte das Julius Bär-Papier zu den umsatzstärksten Hebelpapieren.

 

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