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Nestlé: Zeit für die Beschleunigung

12.02.2025 4 Min.
  • Wolfgang Hagl
    Redaktor

Am Donnerstag präsentiert der Lebensmittelkonzern die Bilanz für 2024. Gut möglich, dass Nestlé neue Nahrung für den laufenden Kurs-Rebound liefert.

«Accelerating Nestlé» – unter diesem Motto stand beim grössten Lebensmittelhersteller der Welt der Capital Markets Day 2024. Rund zweieinhalb Monate nach seinem Antritt erläuterte der neue CEO, Laurent Freixe, auf einer 31 Seiten umfassende Präsentation, wie er Nestlé in Schwung bringen möchte. Was die Aktie des Branchenriesen anbelangt, konnte der erfahrene Manager, Freixe arbeitet seit 16 Jahren für Nestlé, zunächst keine Beschleunigung auslösen. Vielmehr sackte der Large Cap kurz vor Weihnachten auf CHF 72.82 ab. Damit hatte der nach dem Allzeithoch von Anfang 2022 gestartete Abwärtstrend die Nestlé-Aktie auf das tiefste Niveau seit dem Februar 2017 gebracht. In den vergangenen Wochen gab es dann doch eine gewisse «Acceleration». Gegenüber dem skizzierten Tiefst hat das SMI-Schwergewicht rund 8% gut machen können.

Brisanter Termin

In diesem Rebound dürfte der eine oder andere Investor darauf gesetzt haben, dass sich die operative Lage von Nestlé langsam bessert. Ob dem so ist, könnte sich morgen herausstellen, wenn das Unternehmen die Bilanz für 2024 präsentiert. Um 7:00 Uhr veröffentlicht der am Genfer See beheimatete Konzern eine Medienmitteilung. Zwei Stunden später stehen CEO Freixe und CFO Anna Manz an einer Medienkonferenz Rede und Antwort. Um 10:30 Uhr beginnt ein Analysten- und Investorencall mit dem Führungsduo an.

Auf folgende Fragen dürfte ein Hauptaugenmerk liegen: Zum einen muss sich zeigen, wie sich die Geschäfte von Nestlé im wichtigen Weihnachtsquartal entwickelt haben. Für das Gesamtjahr hatte der Konzern ein organisches Umsatzwachstum von 2% sowie eine operative Marge von rund 17% in Aussicht gestellt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Dividende. Analysten gehen davon aus, dass Nestlé für 2024 pro Aktie CHF 3.03 auskehrt. Das wären 3 Rappen mehr, als vor einem Jahr. Und dann dürften Investoren und Analysten besonders genau hinhören, sobald sich der CEO zu den weiteren Aussichten äussert. Am Kapitalmarkttag hatte Laurent Freixe für 2025 eine Verbesserung beim organischen Umsatzwachstum angekündigt. Gleichzeitig stellte er aber einen Rückgang der Marge in Aussicht.

Mehr Werbung für mehr Wachstum

An dieser Stelle zeigt ein strategischer Schwerpunkt des neuen Konzernlenkers Spuren. «Nestlé wird die Investitionen in Werbe- und Marketingaktivitäten erhöhen, um das Wachstum zu unterstützen», erklärte das Unternehmen am Kapitalmarkttag. Obwohl Freixe an anderen Stellen den Rotstift ansetzt – bis Ende 2027 sollen über schon laufende Programme hinaus mindestens CHF 2.5 Mrd. eingespart werden – zehren diese Ausgaben am Profit. Beschleunigen möchte der Top-Manager auch die digitale Transformation des mit mehr als 2’000 Marken in sieben Produktkategorien aktiven Konzerns. Die KI soll helfen, dass Nestlé in Echtzeit arbeitet und mit seinen Endkunden vernetzt ist.

Über allem steht das Vorhaben der Beschleunigung, die konkret wie folgt aussehen soll: «Mittelfristig wird erwartet, dass das organische Umsatzwachstum in einem normalen Geschäftsumfeld 4% plus betragen wird, mit einer zugrunde liegenden operativen Ergebnismarge von 17.0% plus.» Spannend wird, ob und inwiefern der neue Chef auf dem Weg dorthin in die Konzernstruktur eingreift. Als eine Art erster Schritt in diese Richtung hatte Freixe Anfang Jahr das Segment Wasserprodukte und Premium-Getränke zu einem eigenständigen, globalen Geschäftsbereich gemacht.

Patt unter Analysten

Jon Cox, Analyst bei Kepler Cheuvreux, richtet den Fokus am morgigen Zahlentermin auf den Ausblick für 2025. Er traut Nestlé ein organisches Umsatzwachstum von 3% zu. Gleichzeitig bezeichnet der erfahrene Branchenanalyst 2025 als ein Jahr des Übergangs. «Wir glauben nicht, dass das Portfolio von Nestlé kaputt ist und sind zuversichtlich, dass das Unternehmen zu einem organischen Umsatzwachstum von mindestens 4% zurückkehren kann», schreibt Cox in einem Kommentar. Folgerichtig stuft Kepler Cheuvreux die Aktie mit «Buy» ein und taxiert das Kursziel auf CHF 95.00. Mehrheitsfähig ist diese Einschätzung nicht. Vielmehr herrscht zwischen den Researchhäusern in Bezug auf Nestlé ein Patt: Reuters zählt jeweils zwölf «Kaufen»- und «Halten»-Ratings. Zwei weitere Analystenurteile lauten auf «Verkaufen».

Anlagelösung

Sollte Nestlé morgen positiv überraschen, dürfte die Gegenbewegung bei der SMI-Aktie neuen Schwung erhalten. Charttechnisch hat Nestlé mit dem Sprung über die 55-Tage-Linie einen ersten wichtigen Schritt nach oben getan. Nun steht der horizontale Widerstand im Bereich von CHF 78/80 im Fokus. Makanterweise fällt dieser mit dem übergeordneten Abwärtstrend zusammen. Optimisten können mit dem Long Mini-Future BH0STU darauf setzen, dass Nestlé diese Hürde aus dem Weg räumt. Das UBS-Papier nimmt mit einem Hebel von aktuell 6.2 an steigenden Kursen teil. Der Stop Loss liegt bei CHF 67.1932 und damit knapp 15% unter dem Kurs des Basiswertes. Achtung: Sollte das Motto «Accelerating Nestlé» scheitern, droht eine rasche Beschleunigung nach unten.

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