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payoff Trading Desk

Netflix: Erfolgsserie mit offenem Ausgang

20.07.2017 3 Min.
  • Martin Raab

Der Streaminganbieter sorgt sowohl bei den Serienjunkies als auch unter Investoren für Begeisterung. Allerdings wirkt die Netflix-Aktie nach ihrer jüngsten Rallye ziemlich überkauft.

Traditionell stand die erste Phase der Berichtssaison an der Wall Street im Zeichen der Banken. Nachdem die wichtigsten US-Geldhäuser ihre Zahlen präsentiert haben, rücken die Technologieunternehmen in den Fokus. Heute und an den kommenden Tagen äussern sich unter anderem die Branchengrössen Alphabet, Amazon, eBay, Facebook und Microsoft zum jüngsten Geschäftsgang. Anfang Woche sorgte Netflix für einen gelungen Auftakt des Nasdaq-Zahlenreigens. Der Streaminganbieter konnte im zweiten Quartal rund um den Globus mit Serien wie «House of Cards» oder «Glow» das Publikum begeistern.

5.2 Mio. neue Abonnenten hat der Branchenpionier im Berichtszeitraum angeworben. Damit  übertraf Netflix die durchschnittlichen Analystenerwartungen um rund 2 Mio. Mit knapp 104 Mio. Nutzern zählt das Medienhaus erstmals mehr als 100 Mio. Kunden. Eine weitere Premiere stellt die Tatsache dar, dass die Fangemeinde mehrheitlich ausserhalb der USA beheimatet ist. Sehen lassen kann sich auch die Erfolgsrechnung für das zweite Quartal. Netflix verbuchte ein Umsatzwachstum von 32.3% auf knapp USD 2.8 Mrd. Beim Gewinn kam das Unternehmen sogar um 61% auf USD 66 Mio. voran. Offenbar geht das Management davon aus, dass der weltweite Streamingboom anhält. Die Verantwortlichen rechnen damit, im laufenden Quartal ausserhalb der USA 3.65 Mio. Abos abzuschliessen. Analysten hatten bis dato lediglich mit 3.2 Mio. neuen Nutzern gerechnet. Dem nicht genug: Im Gesamtjahr 2017 soll das internationale Geschäft erstmals einen positiven Gewinnbetrag abwerfen.

Angesichts dieser Fülle an Superlativen überrascht die Kursreaktion nicht. Seit der Zahlenvorlage hat sich die Netflix-Aktie um rund 14% verteuert. Mit dem neuen Allzeithoch bei USD 185 wurde die jüngste Seitwärtsbewegung nach oben aufgelöst. Gleichwohl  mahnen die fundamentalen Daten zur Vorsicht. Auf Basis der Konsensschätzung für 2018 ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf mehr als 80 angeschwollen. Zwar geht die üppige Bewertung mit hohen Wachstumsraten beim Profit einher. Doch investiert Netflix enorme Summen in das Programm, um neue Kunden anzulocken. Infolgedessen rechnet das Management noch über Jahre hinweg mit einem negativen Free Cashflow. Zur Finanzierung der nötigen Investitionen greift Netflix auf die Bondmärkte zurück. Erst im Mai haben die Kalifornier eine EUR 1.3 Mrd. schweren Obligation platziert. Solange das Kapitalmarktklima positiv bleibt und die Zinsen nicht zu stark steigen, gibt es daran wenig auszusetzen. Falls jedoch die Stimmung kippen respektive die Renditen deutlich anziehen sollten, könnte Netflix in ein schwierigeres Fahrwasser geraten. Überdies ist die Konkurrenzsituation nicht zu verachten. Allen voran der E-Commerce-Krösus Amazon buhlt mit seinem Prime-Angebot weltweit um die Film- und Serienjunkies.

Anlagekonklusion:

Ungeachtet der längerfristigen Aussichten bietet sich für Trader eine kurzfristige Wette auf fallende Notierungen an. Grund: Die Netflix-Aktie wirkt nach ihren jüngsten Avancen arg überkauft. Sie könnte daher nun zunächst in Richtung des gerade überwundenen Widerstands bei USD 166 zurücksetzen. Ein zu diesem Szenario passendes Instrument kommt von Julius Bär mit dem Put-Warrant NFLZJB. Das im Dezember fällige Derivat münzt fallende Kurse bei Netflix aktuell mit einem Hebel von 5.0 in Gewinne um. Sollte der Highflyer dagegen weiter durchstarten und rasch die 200er-Marke in Angriff nehmen, drohen bei dieser Short-Position naturgemäss überproportionale Verluste.

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