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«Trader’s Idea»: Nike – Mit den Favoriten nach Katar

15.11.2022 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Der Sportartikelkonzern rüstet an der Fussball-WM die meisten Mannschaften aus. Unter anderem läuft Top-Favorit Brasilien in Trikots mit dem Swoosh-Logo auf. An der Börse zeigt Nike vor dem Top-Event eine aufsteigende Formkurve.

Geht es nach den Buchmachern, dann wird die «Seleção» demnächst eine lange Durststrecke beenden. Bei den einschlägigen Wettbüros gilt Brasilien als grosser Favorit für die anstehenden Fussball-Weltmeisterschaft in Katar. Die Quoten für den ersten Triumph der Südamerikaner seit 20 Jahren liegen im Bereich von 5. Zum Vergleich: Für Wetten auf die Schweiz würde bwin im Fall eines Titelgewinns das 81-fache des Einsatzes ausbezahlen. Selbst bei Deutschland zeigt der Online-Wettanbieter momentan eine zweistellige Quote. Damit rangiert der vierfache Weltmeister hinter Argentinien, Frankreich, England und Spanien.

Nicht nur den Fans aus Südamerika und von der britischen Insel dürften die aktuellen Quoten gefallen. Sie sollten auch in der Konzernzentrale von Nike in Beaverton im US-Bundesstaat Oregon für Optimismus sorgen. Der weltgrösste Sportartikelhersteller rüstet sowohl Brasilien als auch Frankreich und England aus. Insgesamt laufen in Katar 13 Mannschaften in Trikots auf, die mit dem legendären Swoosh-Logo bestickt sind. Damit ist der Branchenkrösus weitaus stärker präsent, als der ewige Rivale Adidas. Der deutsche Konzern und Fifa-Partner schickt sieben Teams ins Rennen.

Ordentlicher Kurskonter

Trotz dieser Diskrepanz spielte Adidas an der Börse im Vorfeld der WM in einer eigenen Liga. Seit Ende Oktober hat sich der DAX-Titel um ein Drittel verteuert. Für Nike steht in diesem kurzen Zeitraum ein Plus von immerhin 15% zu Buche. Für den überproportionalen Kurskonter der Adidas-Aktie ist eine spektakuläre Personalentscheidung verantwortlich. Zum 1. Januar 2023 heuert der bisherige Puma-Chef Bjørn Gulden bei der globalen Nummer 2 an – mehr dazu hier. Sektorübergreifend haben die jüngsten Inflationsdaten aus den USA sowie auch und gerade die Entwicklung in China für neue Kauflaune gesorgt. Peking möchte die strengen Corona-Auflagen etwas lockern. In den vergangenen Monaten hatte die Null-Covid-Politik der Sportartikelindustrie im Reich der Mitte arg zu schaffen gemacht.

Hier sprechen die jüngsten Zahlen von Nike eine deutliche Sprache: Im ersten Quartal der Fiskalperiode 2023 sind die Umsätze des Konzerns im Verkaufsgebiet «Greater China» währungsbereinigt um 13% auf knapp USD 1.7 Mrd. geschrumpft. Obwohl Nike im wichtigen Nordamerikageschäft und auch im Rest der Welt deutlich zweistellig gewachsen ist, kamen die Konzernerlöse währungsbereinigt nur um ein Zehntel auf USD 12.7 Mrd. voran. Der starke US-Dollar sorgte dafür, dass die verbuchte Umsatzsteigerung bei lediglich 4% lag. Spuren hat der Greenback auch bei der Gewinnentwicklung hinterlassen. Zusammen mit den steigenden Kosten, vor allem im Logistikbereich, sorgte die starke US-Währung beim Ergebnis je Aktie (EPS) für einen Rückgang um ein Fünftel auf USD 0.94.

Margen unter Druck

Dem nicht genug: Im Berichtsquartal sind die Lagerbestände von Nike um 44% auf nahezu USD 10 Mrd. angeschwollen. Vor allem in Nordamerika versucht CEO John Donahoe, diese Wäre mit Preisabschlägen im Onlinevertrieb sowie Rabattaktionen im Grosshandel los zu werden. Der Abverkauf wird die Profitabilität weiterhin belasten. Donahoe erwartet für das Fiskaljahr 2023 einen Rückgang der Bruttomarge um 200 bis 250 Basispunkte. Mit einer starken Marke, engen Verbindungen zur sportlichen Kundschaft sowie einer mit innovativen Produkten gefüllt Pipeline möchte der CEO das Unternehmen wieder in die Erfolgsspur führen. «Wir gehen davon aus, dass unsere unablässige Konzentration auf die Verbesserung der Dienstleistungen für den Verbraucher weiterhin das Wachstum ankurbeln und Werte schaffen wird, wie es nur Nike kann», erklärte der Konzernchef.

Anlagekonklusion:

An der Börse zündete der Optimismus zunächst nicht. Vielmehr sackte die Dow Jones-Aktie nach der Zahlenpräsentation auf das tiefste Niveau seit dem Frühjahr 2020 ab. Nach diesem Tiefst konnte der Large Cap Boden gut machen. Mit den jüngsten Avancen ist Nike nicht nur der Ausbruch über den kurzfristigen Abwärtstrend geglückt. Darüber hinaus konnte die Aktie die 100-Tage-Linie hinter sich lassen. Aus charttechnischer Sicht ist nun der Weg bis zum horizontalen Widerstand im Bereich von USD 110 frei. Mit einem Hebel von 5.7 partizipiert der Mini-Future Long NKEBOU an weiter steigenden Kursen bei Nike. Den Stop Loss setzt die UBS momentan auf USD 91.36 und damit gut 14% unter den Basiswertkurs. Trader, die davon ausgehen, dass der Sportartikelriese trotz Fussball-WM wieder nach unten dreht, finden im Short NKEBYU ein passendes Werkzeug. Dieser Mini-Future münzt fallende Notierungen bei Nike mit einem Hebel von 6.8 in Gewinne um. Geht das jeweilige Trading-Kalkül nicht auf, drohen bei beiden Varianten überproportionale Verluste.

Übrigens: Wegen des gebrochenen Geschäftsjahres wird Nike schon bald die Zahlen für das zweite Quartal vorlegen. Die Präsentation ist für den 19. Dezember geplant. Möglicherweise haben die Verantwortlichen diesen Termin bewusst gewählt,jedenfalls geht am Tag zuvor die WM mit dem grossen Final zu Ende.

 

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