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Nike: Zaghafter Konter

12.06.2024 5 Min.
  • Wolfgang Hagl
    Redaktor

An der Fussball-EM stattet der Sportartikelkonzern mehrere Top-Teams aus. Pünktlich zum Turnier hat sich die Nike-Aktie gefangen.

Bald hat das Warten für die Fussball-Fans ein Ende. Am Freitag ertönt um 21:00 Uhr in der Münchener Arena der Anpfiff für das Eröffnungsspiel der Europameisterschaft (EM) zwischen Gastgeber Deutschland und Schottland. Während diese beiden Mannschaften von Adidas ausgestattet werden, kommt es am Samstag zum ersten Duell der beiden führenden Sportartikelkonzerne. Mitfavorit Spanien trifft dann in Trikots mit dem Drei-Streifen-Logo auf Kroatien. Das rot-weiss karierte Outfit des Teams um Fussball-«Oldie» Luka Modrić trägt das «Swoosh»-Emblem von Nike. Darüber hinaus stehen sechs weitere EM-Teilnehmer beim Branchenkrösus aus den USA unter Vertrag. Neben den Aussenseitern Polen und Türkei zählen dazu die Spitzenteams Niederlande, Frankreich und England.

1:0 für Adidas

Adidas vs. Nike – an der Börse hat dieses ewige Duell derzeit einen klaren Sieger. Für die deutsche Nummer 2 des Sektors steht auf Sicht von einem Jahr ein Plus von mehr als 40% zu Buche. Derweil gab das Dow Jones-Mitglied in diesem Zeitraum um rund ein Zehntel nach. Immerhin: Kurz vor dem Start in den Sportsommer 2024 – parallel zur EM findet im Fussball die Copa America statt, ehe im August die Olympischen Sommerspiele anstehen – konnte Nike Boden gut machen. Erstmals seit dem März näherte sich der Large Cap dem dreistelligen Kursterrain an. Ausgehend von der runden Marke von USD 100 hatte die Aktie ein Gap nach unten gerissen. Auslöser dieser Lücke war eine Umsatzwarnung des Konzerns: In der ersten Hälfte des Fiskaljahres 2025 könnten die Erlöse von Nike um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz schrumpfen.

Diese Ankündigung war schon allein deswegen ernüchternd, weil in den Prognosezeitraum Juli bis November 2024 die Fussball-Events sowie die Olympiade fallen. Gegenüber Adidas und kleineren Konkurrenten, wie beispielsweise den Zürcher Schuhhersteller On Holding, hat Nike momentan einfach das Nachsehen. Doch arbeitet der erfahrene und kampferprobte CEO John Donahoe am Comeback des Branchenkrösus. Um die Vormachtstellung in den virtuellen und physischen Läden zurückzugewinnen, dreht er an mehreren Stellschrauben. «Wir müssen uns stärker auf den Sport fokussieren», sagte er an einer Telefonkonferenz mit Analysten. Der Chef von Nike schlug damit eine ähnliche Tonart ein wie Bjørn Gulden. Als CEO richtet der Norweger Adidas konsequent auf die Kernkompetenzen aus und hat dabei unter anderem mit Retro-Produkten viel Erfolg.

Angriffslustiger CEO

In die Offensive geht Nike mit neuen Produkten. «Unser Marketing muss kühner und auffälliger werden», ergänzt John Donahoe. Eine zentrale Rolle spielt für ihn die Plattform «Air». Allein mit diesem Label erwirtschaftet Nike zweistellige Milliardenumsätze ein. An den Olympischen Spielen sollen die mit Schuhwerk von «Air» startenden Athleten einmal mehr gross abräumen. 45 Jahre nach ihrer Einführung sieht der CEO über die Leichtathletik hinaus grosse Chancen für die Luftdämpfung. «Sie werden Air in Fussball- und Basketballschuhen auf neue, besser erkennbare Weise sehen», kündigte Donahoe an.

Im Spiel mit dem runden Leder konnte Nike am Tag der Zahlenvorlage einen prestigeträchtigen Deal verkünden. Ab 2027 werden die US-Amerikaner den viermaligen Weltmeister Deutschland einkleiden. Mit rund EUR 100 Mio. pro Jahr soll Nike laut unbestätigten Meldungen doppelt so viel zahlen, wie der bisherige DFB-Ausstatter Adidas. Donahoe nannte zwar keine Zahlen. Doch geriet er ob der zukünftigen Partnerschaft regelrecht ins Schwärmen: «Wir sind die führende und grösste Sportmarke der Welt und Marktführer im Fussball, dem populärsten Sport der Welt.» Nike werde das deutsche Team zu einer globalen Marke und ihre Spieler zu globalen Helden machen.

Noch ist es nicht so weit. Nun gilt es für Nike erst einmal, das operative Formtief abzuschütteln. Wie es dem Unternehmen von März bis Juni ergangen ist, zeigt sich am 27. Juni. Dann veröffentlicht Nike den Abschluss für das vierte Quartal und die gesamte Geschäftsperiode 2024. Investoren dürften genau darauf achten, inwieweit der Konzern bei der Restrukturierung vorangekommen ist. Ein weiteres Augenmerk wird auf der Frage liegen, ob das Management bei seinem vorsichtigen Ausblick bleibt oder der Sportsommer 2024 den Reiz der Artikel mit dem «Swoosh»-Logo doch noch pushen könnte.

Anlagelösungen

Die Nike-Aktie steht mit der Marke von USD 100 vor einer beachtlichen Hürde. Etwas unterhalb verläuft die 100-Tage-Linie. Auf einen Ausbruch nach oben können Trader mit dem Long Mini-Future MNKAJV setzen. Das Vontobel-Papier nimmt mit einem Hebel von aktuell knapp 5 an steigenden Notierungen teil. Der Stop Loss liegt bei USD 78.36 und damit deutlich unter der horizontalen Unterstützung im Bereich von USD 88. Was allerdings nichts daran ändert, dass überproportionale Verluste drohen, falls Nike trotz EM, Copa und Olympia erneut in das Börsenabseits gerät.

Weit weniger aggressiv ist der Barrier Reverse Convertible KYGWDU strukturiert. UBS verspricht hier eine Couponzahlung in Höhe von 7.75% p.a. Diese Chance ist durch einen Kurspuffer von 40% teilgeschützt. Bis zum 26. Juni steht die Neuemission in der Zeichnung, der Handel an der SIX startet eine Woche später. An der EM bereiten sich zu diesem Termin acht Mannschaften auf das Viertelfinal vor – mal sehen, wie viele Eisen Nike dann noch im Feuer hat.

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