Nikkei 225 – saisonale Schwächephase
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Dieter Haas
Japans Leitbörse kommt heuer nicht auf Touren. In den nächsten Wochen dürfte beim Nikkei 225 die übliche saisonale Schwächephase einer Erholung im Wege stehen.
Freunde des braunen Pelztieres erlebten in den vergangenen Monaten harte Zeiten. In Südostasien ist inzwischen aber in den meisten Börsen der Bär zurückgekehrt. So haben die Ampeln gemäss Charttechnik in den Märkten China, Hongkong, Thailand, Philippinen, Indonesien,Malaysia, Neuseeland oder Japan spätestens im Juli auf gelb oder rot gewechselt.
Eine Korrekturphase an vielen Aktienmärkten zwischen August und November kommt im statistischen Durchschnitt recht häufig vor. Je zyklischer eine Börse, desto heftiger die Abwärtsbewegungen. Der Nikkei 225, der stark industrielastig ist, wird vom saisonalen Phänomen in der Regel stärker in Mitleidenschaft gezogen im Vergleich etwa zu einer defensiv ausgerichteten Börse wie das Schweizer Blue Chip Börsenbarometer SMI. Im SMI dominieren mit Nestlé, Novartis und Roche Aktien von Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie und des Gesundheitswesen, deren Geschäftsgang weniger sensitiv auf konjunkturelle Einflüsse ist.
Im Zeitraum 1986-2016 erreichte der Nikkei 225 oft ein Jahreshoch im April, danach folgte eine leicht abschüssige Seitwärtsphase bis Anfang August. Von August bis Mitte November gab es an der Tokioter Börse im Normalfall nichts zu gewinnen. Gegen Jahresende setzte in der Vergangenheit jeweils eine kräftige Erholung ein.
Quelle: Sesaonalcharts.de
Der IWF prognostizierte am Dienstag, den 27. Juli eine Verlangsamung des japanischen Wirtschaftswachstums auf 2,8%. Dies lag 0,5 % unter dem im April geschätzten Wirtschaftswachstum. Angesichts der steigenden Zahl von Coronavirus-Infektionen hat Japan Schwierigkeiten, die Ausbreitung einzudämmen. Die Prognose für das globale Wirtschaftswachstum beliess das IWF bei 6,0 %, was das schnellste Wachstum seit fast einem halben Jahrhundert wäre. Das unterdurchschnittliche, nach unten revidierte Wachstum für Japan verursachte eine heftige Korrektur an der Tokioter Börse. Eine rasche Belebung ist vorerst eher unwahrscheinlich.
Obwohl das Szenario der anziehender Wirtschaftstätigkeit aufgrund der Verbreitung des Impfstoffs in Japan unverändert bleibt, gibt es Bedenken hinsichtlich der ungewissen Zukunft der geldpolitischen Lockerungsmassnahmen der Federal Reserve Board (FRB) und der politischen Instabilität, wie z. B. der Rückgang der Zustimmungswerte für das Kabinett aufgrund des starken Anstiegs der Zahl der mit dem neuen Coronavirus infizierten Personen. Bis auf weiteres muss somit damit gerechnet werden, dass der Aktienmarkt im besten Fall sein Niveau halten kann. Die Gefahr einer Fortsetzung der Korrektur der vergangenen Wochen ist kurzfristig aber etwas höher einzustufen. Mit anderen Worten empfiehlt es sich, bestehende Positionen teilweise abzusichern durch das Schreiben von Calls oder dem Kauf eines Puts auf den Index.
Anlagekonklusion:
Der Chart des Nikkei 225 befindet sich nach dem Bruch der 200-Tage-Durchschnittslinie und kurz vor einem Death Cross, bei der die 50-Tage-Durchschnittslinie das 200-Tage-Mittel von oben nach unten durchbricht wohl am Beginn der üblichen Spätsommer Korrektur, die sich im Normalfall bis Mitte November hinzieht.
Spekulative Anleger können mit dem Short Mini-Futures 58074286 der Société Générale auf eine ausgedehnte Kursschwäche des Nikkei 225 setzen. Es könnte sehr lukrativ sein, zumindest kurzfristig gegen den Strom zu schwimmen!
Quelle: Infront