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Nvidia nimmt Tempo auf

22.05.2025 4 Min.
  • Christian Ingerl
    Redaktor

Der High-End-Chiphersteller hat auf Asiens grösster Computermesse einen Einblick in die Zukunft des Unternehmens gegeben. Die Aktie vollzog zuletzt eine Wende und bekommt damit weiteren Rückenwind.

Wenn Jensen Huang spricht, hört die Tech-Welt zu. Der Nvidia CEO betrat am Montagmorgen die Bühne der Computex in Taipeh – und hatte nicht weniger im Gepäck als eine Vision für die technologische Zukunft. In einer 100-minütigen Keynote präsentierte Taiwans prominentester Tech-Botschafter nicht nur Hochglanz-Videos und charmante Roboter, sondern auch konkrete Ankündigungen: neue Produkte, strategische Partnerschaften und eine gross angelegte Expansion in Asien.

Hochleistungsprozessoren

Die Bühne war gross, die Botschaft klar: Nvidia ist gekommen, um das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) zu gestalten. Huang gab dazu ein Update zum Zeitplan für Nvidias GB300-Systeme der nächsten Generation, die im dritten Quartal dieses Jahres auf den Markt kommen sollen. Dabei handelt es sich um ein Upgrade der aktuellen Grace-Blackwell-Systeme, die von Cloud-Service-Anbietern installiert werden. Daneben stellte der 62-jährige ein neues RTX Pro Server-System vor, das nach eigenen Angaben eine viermal höhere Leistung als das einstige Flaggschiff H100 AI-System mit DeepSeek-Workloads bietet. Dieses Produkt geht laut Huang nun in die Serienproduktion.

Darüber hinaus gibt der Chiphersteller mit einer neuen Version von Computern den Kunden die Möglichkeit, in ihren Rechenzentren entweder Prozessoreinheiten mit Nvidias KI-Chips zu verwenden oder Nvidias CPUs mit KI-Beschleunigern der Konkurrenz. Vorgestellt wurde eine neue Version seiner NVLink-Technologie namens NVLink Fusion, die es andere Chipentwickler es ermöglicht, leistungsstarke, kundenspezifische KI-Systeme mit mehreren miteinander verbundenen Chips aufzubauen. Marvell Technology und MediaTek planen bereits die NVLink-Technologie für ihre kundenspezifischen Chip-Entwicklungen zu übernehmen. Weitere Partner sind Alchip, Fujitsu und Qualcomm.

Neues KI-Zentrum

Hinzu kamen Partnerschaften mit TSM und taiwanesischen Hardwareherstellern, um die KI-Infrastruktur weltweit auszubauen. Daneben tüftelt Nvidia mit TSM, dem weltweit grössten Auftragsfertiger für Elektronik, Foxconn und der taiwanesischen Regierung an einem riesigen KI-Supercomputer in Taiwan. Das angekündigte KI-Zentrum wird schrittweise gebaut und soll eine Leistung von 100 Megawatt erreichen. Huang stellte aber auch DGX-Systeme vor, die sich an Anwender richtet, die eine leistungsstarke KI ohne viel Speicherplatz nutzen möchten. „Dieser Computer ist die grösste Leistung, die man aus einer Steckdose herausholen kann“, so der Nvidia-Chef. Das Cloud-basierte System kann jeder bei sich zuhause aufstellen.

Für Gegenwind sorgen dagegen die US-Exportbeschränkungen. Nvidia schätzt den Umsatzverlust durch die Ausfuhrverbote für seine H20-Chips auf USD 15 Mrd. „Alles in allem war die Exportkontrolle ein Fehlschlag“, so Huang. Denn das US-Verbot des Verkaufs fortschrittlicher KI-Chips nach China zwingt dortige Unternehmen, Halbleiter von heimischen Entwicklern wie Huawei zu kaufen, und spornt China gleichzeitig zu aggressiven Investitionen in den Aufbau einer Lieferkette an, die unabhängig von ausländischen Herstellern ist. Nvidias Marktanteil im Reich der Mitte ist von 95% zu Beginn der Amtszeit des ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden auf nun 50% gesunken.

Richtungswechsel

Alles in allem zeigte die Show auf Asiens grösster Computermesse einmal mehr, dass Nvidia längst nicht nur Chips liefert, sondern die gesamte technologische Plattform für autonome Systeme, Robotik und maschinelles Denken bereitstellt. Dies erklärt wiederum, warum Nvidia derzeit zu den wertvollsten Unternehmen der Welt zählt. Zuletzt ist dem Konzern wieder der Sprung über die USD 3-Bio.-Marke gelungen. Ein Meilenstein für ein Unternehmen, das vor wenigen Jahren noch als Nischenlieferant für Gamer-Grafikkarten galt.

Die Aktie hat sich allein im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt, getrieben vom weltweiten KI-Hype und den massiven Investitionen in Rechenzentren. Analysten sehen weiterhin Potenzial, das Konsenskurziel beläuft sich auf USD 168. Das entspricht einem Aufschlag von einem Viertel. Zwar liegt das 2026er-Kurs-Gewinn-Verhältnis mit etwas mehr als 24 klar über dem, was für klassische Chip-Hersteller üblich ist. Doch befindet sich die Kennziffer im Einklang mit den geschätzten Wachstumsraten. 

Anlagelösungen

Die Frage lautet also: Wie lange kann Nvidia dieses Tempo halten – technologisch wie auch am Kapitalmarkt? An der Börse nahm das Unternehmen nach einem heftigen Rücksetzer in den ersten 3 Monaten des Jahres zuletzt wieder Fahrt auf. Innerhalb von 4 Wochen legte der Titel rund ein Drittel an Wert zu. Risikobereite Anleger können auf eine Fortsetzung der derzeit V-förmigen Erholung setzen. Der Mini-Future Long MNVC9T von Leonteq hebelt weitere Bewegungen der Nvidia-Aktie mit einem Multiplikator von 8.2. Der Stop-Loss-Level liegt bei USD 103.2275. Wer sich etwas weniger riskant positionieren möchte, kann den Mini-Future Long MNVAIV der Bank Vontobel ins Auge fassen. Dieser verfügt über einen Hebel von 3.1 und einem Stop-Loss bei USD 93.61.

Sollten sich die Unsicherheitsfaktoren wie die US-Zollpolitik unter Donald Trump aber weiter zuspitzen, könnten Teilschutzprodukte wie der Barrier Reverse Convertible KYMRDU der UBS die richtige Anlagelösung sein. Dieser erzielt bereits bei einer Seitwärtsbewegung eine Rendite von 11.45% p.a. Die Barriere befindet sich bei USD 64.36 und damit mehr als 50% vom aktuellen Niveau entfernt. Die Laufzeit endet am 2. Februar 2026. 

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