
Ölaktien: Spannung pur vor dem OPEC-Treffen
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Wolfgang Hagl
Die Corona-Krise hat den Ölpreis samt der Aktien des Sektors in die Tiefe gerissen. Bei ihrem heute anstehenden Treffen könnte die OPEC mit einer Förderkürzung reagieren und damit einen Rebound beim STOXX Europe 600 Oil & Gas Index auslösen.
Mit einer überraschenden Zinssenkung hat sich die US-Notenbank am Dienstag gegen das Coronavirus gestemmt. Während die Wall Street zunächst mit Verlusten auf diesen Schritt reagiert, machten die Börsen am gestrigen Mittwoch diesseits wie jenseits des Atlantiks Boden gut. Neben den Aktien stabilisierte sich auch der Ölpreis. Allerdings notiert die Nordseegattung Brent noch immer rund ein Viertel unter dem Niveau von Ende 2019. Parallel zum Energieträger sind die Aktien des Sektors abgestürzt. Der STOXX Europe 600 Oil & Gas Index verlor im Zuge des «Corona-Crash» bis zu knapp 16% an Wert.
Kampf gegen die «Ölschwemme»
Entsprechend gespannt dürften die europäischen Multis dem Treffen der Organisation erdölexportierender Länder entgegen fiebern. Heute und morgen kommt die OPEC in Wien zusammen. Im Vorfeld war die grosse Frage, ob sich die von Saudia-Arabien dominierte Organisation mit anderen Förderländern, allen voran Russland, auf eine weitere Drosselung der Ölproduktion verständigen kann. Vertreter der so genannten OPEC+ kamen bereits Mittwoch zusammen. Dabei dürften sie einen Vorschlag des Joint Technical Committee diskutiert haben. Diese aus den OPEC+ heraus gegründete Arbeitsgruppe hatte vorgeschlagen, die Ölproduktion im 2. Quartal um weitere bis zu 1 Mio. Barrel pro Tag zu kürzen. Gleichzeitig sollten die bestehenden Einschnitte von 2.1 Mio. Barrel täglich bis Ende Jahr verlängert werden. Allerdings soll sich Russland gegen eine Ausweitung der Kürzungen gesträubt haben.
Aussagen eines hochrangigen Vertreters der russischen Ölindustrie sprechen für ein Einlenken des Riesenreichs. Leonid Fedun, Vice President von Lukoil, bezeichnete die vorgeschlagenen Kürzungen als ausreichend, um den Markt ins Gleichgewicht zu bringen. Seinen Worten zufolge könnte ein entsprechender Schritt für eine Ölpreiserholung auf USD 60 je Barrel sorgen. Fedun erwartet, dass Russland die tägliche Produktion um 200’000 bis 300’000 Fass drosseln wird.
KeplerCheuvreux geht ebenfalls davon aus, dass sich die Ölländer auf einen starken Einschnitt verständigen. «Es ist Teil der OPEC-DNA, mit einem »black swan«-Ereignis wie COVID-19 zurechtzukommen», schreiben die Analysten. Gleichzeitig verweisen sie auf den starken Kursrückgang bei Europas «Big Oils». Vor dem Hintergrund des erwarteten OPEC-Entscheids sieht KeplerCheuvreux nun eine Kaufgelegenheit. Als ein weiteres Argument nennen die Analysten die Dividendenrendite des Sektors von durchschnittlich mehr als 7%. Laut den Schätzungen des Researchhauses reicht im Mittel bereits ein Ölpreis von USD 57 je Barrel, damit die Konzerne ihre Ausschüttungen organisch finanzieren können.
Anlagekonklusion:
Mit dem Tracker ETOIL können Anleger auf einen Rebound beim STOXX Europe 600 Oil & Gas Index setzen. Das UBS-Produkt bildet die Sektorbenchmark 1:1 und ohne Laufzeitbegrenzung ab. Typisch für die von der Emittenten als «ETT» bezeichnete Struktur fallen keine Gebühren an. Da es sich beim Basiswert um die Net Return-Variante handelt, fliessen auch die Dividenden mit in die Berechnung ein. Gleichwohl sollten Anleger wachsam bleiben und die Position mit einem Stoppkurs absichern. Eine Ausweitung der Corona-Krise könnte selbst einen starken Eingriff der OPEC+ rasch ad absurdum führen und die Talfahrt beim schwarzen Gold verschärfen.