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Pfund und Euro im Schatten des US-Dollars

14.11.2018 4 Min.
  • Edi Aumiller, Country Head Switzerland

Während der steigende US-Dollar alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, waren das britische Pfund und der Euro überraschend robust.

Seit Ende Oktober ist das Pfund gegenüber dem Dollar um bis zu 3,1% gestiegen – auf bis zu 1,31 US-Dollar pro Pfund, bevor es zum Ende dieses kurzen Zeitfensters bei etwa 1,285 US-Dollar schloss. Das ist immerhin ein Anstieg von 0,5% gegenüber dem Stand zu Beginn des Zeitraums. Dieses Vor und Zurück wurde der Stimmung der Händler zugeschrieben, die je nach eintreffender Nachricht in Bezug auf den Brexit entweder anstieg oder abfiel. Zudem fielen die Vor-Brexit-Wirtschaftsdaten zwar grundsätzlich positiv aber dennoch gemischt aus.

Der Euro verzeichnete einen ähnlichen, aber weniger deutlichen Aufschwung und stieg gegenüber dem US-Dollar um 1,6% auf einen Höchstkurs bei 1,15 US-Dollar pro Euro. Allerdings liegt die Währung aktuell mit rund 1,123 $ unter ihrem Ausgangswert. Das entspricht einem Rückgang von rund 0,7%.

Britisches Pfund vergleichen mit dem Euro

Zeitraum vom 31. Oktober bis 12. November 2018. Quelle: Bloomberg.

Ähnlich wie das Pfund steht auch der Euro jedoch vor Herausforderungen, die die Währung ausbremsen könnten: Der Konflikt zwischen Italien und der Europäischen Kommission zeigt wenige Anzeichen von Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten, wobei die Möglichkeit einer Bankenkrise in Italien im Hintergrund wabert. Darüber hinaus scheint die Europäische Zentralbank entschlossen zu sein, den Rückzug aus ihrem epochalen Anleihekaufprogramm in der zweiten Jahreshälfte 2019 zu beginnen, obwohl ein energisches Wachstum in Europa bisher nicht auszumachen ist. Dieses wäre jedoch nötig, um die Abwesenheit der Notenbank zu kompensieren.

Im Aufschwung: Carry-Trade zwischen US-Dollar und Euro

Da sich das Auseinanderdriften des US- vom europäischen Anleihemarkt fortsetzt, stellen die Renditedifferenzen zwischen beiden nun eine Möglichkeit für Händler dar, von dem sogenannten «Carry» zwischen beiden zu profitieren.

«Carry» bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Händler eine Rendite erzielen können, indem sie eine Position in der einen Währung gegen eine andere Position in einer anderen Währung stellen, um Unterschiede in den jeweiligen kurzfristigen Zinssätzen auszunutzen. Im konkreten Fall liegt die Anlagechance in der Rekorddifferenz von 3,47 Prozent zwischen zwei «Safe Haven»-Zinssätzen – zweijährigen US-Staatsanleihen und zweijährigen deutschen Staatsanleihen.

Diese Zinsarbitrage ist jedoch leichter zu erblicken als zu nutzen, da Verluste aus plötzlichen Währungsbewegungen den Ertrag aus dieser Zinsdifferenz auslöschen – oder sogar übertreffen -können. Darüber hinaus könnte sich die Zinsdifferenz schnell reduzieren, wenn sich das Handeln der Zentralbanken ändert. Die Fed scheint jedenfalls entschlossen zu sein, ihre Leitzinsen weiter anzuheben, während die EZB eindeutig nicht bereit ist, aggressiv zu straffen. Das dürfte vorerst für ein Weiterbestehen dieser Zinsdifferenz sprechen, wobei dann immer noch Währungsbewegungen aus ganz anderen Gründen diese Einnahmequelle austrocknen könnten.

Im Abseits: Costa Rica

Die Wirtschaft Costa Ricas, die 2017 auf ein geschätztes Gesamtvolumen von rund 61 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, hat keinen grossen Einfluss auf das Gesamtbild der Schwellenländer. Und die industrielle Basis besteht grösstenteils aus US-Unternehmen, die in ihrer Freihandelszone grosszügige Steueranreize nutzen. 

Diese Steueranreize sowie andere staatliche Subventionen haben allerdings auch ihren Preis. Das Haushaltsdefizit des Landes ist stetig gewachsen, da die Kosten für die Erbringung von Dienstleistungen gestiegen sind. Die genannten grosszügigen Steueranreize haben jedoch keine zusätzlichen Einnahmen für die Regierung generiert. Die zunehmende Verwendung des US-Dollars als De-facto-Währung hat zudem Druck auf die Anleihen des Landes ausgeübt.

So wurde beispielsweise die fünfjährige US-Dollar-Anleihe des Landes mit einem Kupon von 4,25% in diesem Monat niedrig genug gehandelt, um eine Rendite von 8,11% zu erzielen – ein Rekordhoch. Die Währung des Landes ist seit Ende August um rund 9,6% gesunken; in einem Umfeld, in dem die Regierung stolz auf ihre Wechselkurskontrolle ist und die Zentralbank den Zinssatz – teilweise als Reaktion darauf – auf 5,25% erhöht hat. Moody’s Investor Services prognostiziert, dass die Schuldenlast des Landes auf mehr als 50% des BIP steigen könnte, und prüft eine Herabstufung des Länderratings um möglicherweise mehrere Stufen.

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