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«Trader’s Idea»: Pinduoduo – Lockdown füllt die Kasse

30.11.2022 4 Min.
  • Christian Ingerl

Der E-Commerce-Spezialist profitiert von den strengen Covid-Bestimmungen in China. Aber auch in Sachen Auslandsexpansion kommt die Firma voran. Zeit, sich die Aktie näher anzusehen.

Der Start in den Weihnachtsverkauf ist mit den jüngsten Aktionen rund um Black Friday und Cyber Monday gefallen. Obwohl die Sorgen in der Branche um die inflationsscheuen Verbraucher gross war, scheint sich der Online-Handel durchaus positiv entwickelt zu haben. Einem Branchenbericht zufolge erreichten die Ausgaben am Cyber ​​Monday, dem grössten Online-Shopping-Tag in den USA, bis zu USD 11,6 Mrd. Die Meldung bescherte der Amazon-Aktie ein Kursplus von rund 2%.

Hohes Tempo

Im Vergleich zu Pinduoduo sind das aber nur Peanuts. Nachdem der Betreiber einer chinesischen E-Commerce-Plattform soeben seine Zahlen für das abgelaufene Quartal vorgelegt hat, stürmte die Notiz um mehr als 10% empor. Damit ist dem Titel der Ausbruch auf ein neues Jahreshoch gelungen. Das ist längst nicht alles: Auf Sicht von sechs Monaten avancierte der Titel um knapp die Hälfte.

In die Hände spielen dem 2015 gegründeten Unternehmen die wiederkehrenden Lockdowns in China. Da die Leute vermehrt zuhause sitzen, nutzen sie das Internet für ihre Einkäufe und füllen die Kasse von Pinduoduo. Im Quartal von Juli bis September legte der Umsatz um 65% auf CNY 35,50 Mrd. (umgerechnet USD 4,99 Mrd.) zu und übertraf damit die Schätzungen von CNY 30,94 Mrd. um satte 15%. Zum Vergleich: Der hiesige Konkurrent JD.com Inc konnte seinen Umsatz „nur“ um 11,4% steigern.

«Go west»

Vor allem in den Bereichen Unterhaltungselektronik und Beauty schnitt Pinduoduo gut ab. „Wir planen, unsere Investitionen zu erhöhen, um die Innovationen auf unserer Plattform weiter voranzutreiben“, sagte der Vorsitzende Chen Lei vor Analysten. Auch die Expansion in andere Länder gehört zu den Plänen des CEOs. Die Pinduoduo-Plattform, die zunächst bei Verbrauchern in kleineren Städten in China an Bedeutung gewann und sich auf erstklassige Städte ausweitete, ist seit kurzem auch in den USA präsent. Im August ging ihre internationale Plattform „Temu“, auf der günstige „Made-in-China“-Produkte verkauft werden, live. Laut dem Analyseunternehmen Sensor Tower verzeichnet Temu seither mehr als 5 Mio. Installationen in den Vereinigten Staaten. Temu bietet Produkte in 14 Kategorien von Accessoires über Bekleidung und Haustierbedarf bis hin zu Möbel an und gewährt dabei hohe Rabatte. Die Plattform entwickelt sich damit zu einem ernsten Konkurrenten von Shein. Auch dieses Unternehmen liefert preisgünstige Waren direkt aus China in den Westen.

Ein kleinen Wehrmutstropfen hat die Expansion: Sie verschlingt viel Geld. „Wir halten es für unwahrscheinlich, dass das Gewinnniveau des abgelaufenen Quartals gehalten werden kann“, sagt Chen Lei. In der letzten Geschäftsperiode konnte der Konzern die Gewinnerwartungen der Analysten um 70% übertreffen. Doch auch wenn sich der CEO etwas vorsichtig zeigt, fallen die weiteren Wachstumsaussichten erfreulich aus. Der Analystenkonsens rechnet für 2022 mit einem Anstieg bei Ergebnis je Aktie von 126% und für 2023 mit einer weiteren Verbesserung um rund ein Fünftel.

Der Weg ist frei

Geht es nach dem Analystenkonsens, wird sich die operative Dynamik auch in den Kursen widerspiegeln. Das mittlere 12-Monats-Kursziel von insgesamt 38 Studien beläuft sich auf USD 94.90, das entspricht einem Potenzial von 28%. Aber nicht nur mit Blick auf die Fundamentaldaten stehen die Zeichen auf höhere Kurse, wie eingangs erwähnt hat auch die charttechnische Ampel auf Grün geschaltet. Nachdem ein neues Jahreshoch erreicht wurde, stehen dem Titel bis in den Bereich von USD 95/100 keine grösseren Widerstände mehr im Weg.

Anlagekonklusion

Die Pinduoduo-Aktie verfügt einerseits über ein starkes Momentum und ist andererseits mit einem KGV im einstelligen Bereich günstig bewertet. Dennoch ist der Titel relativ spekulativ. Der radikale Kurs von Präsident Xi Jingping in Sachen Regulierung kann immer wieder zu unvorhersehbaren Schocks bei den chinesischen Tech-Aktien führen. Risikobereite Anleger können aber mit „kleinem Geld“ auf eine Fortsetzung der Rallye setzen.

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