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payoff Traders Idea Trading Desk

Platin: Brisante News aus London

27.05.2024 4 Min.
  • Wolfgang Hagl
    Redaktor

2024 dürfte der globale Platinmarkt das zweite Jahr nacheinander unterversorgt bleiben. Diese aktuelle Prognose hat dem Preis des Edelmetalls neuen Schwung verliehen.

Vergangene Woche fand in London die «Platinum Week 2024» statt. Analysten, Investoren und Industrievertreter folgten der Einladung des London Platinum and Palladium Market (LPPM). Neben den an einem Dinner im geschichtsträchtigen British Museum servierten Delikatessen kamen bei dem Anlass brisante Zahlen auf den Tisch. Das World Platinum Investment Council (WPIC) legte seinen Quartalsbericht vor. Die zentrale Erkenntnis: Der globale Platinmarkt dürfte auch 2024 unterversorgt bleiben. Das WPIC rechnet mit einem Defizit von 476’000 Unzen. Damit würde die Knappheit zwar nicht mehr so stark ausfallen, wie im vergangenen Jahr, als ein Defizit von 851’00 Unzen Platin bestand. Doch hatten die Experten noch im März für 2024 mit einem um 58’000 Unzen geringeren Minus gerechnet.

Notorische Knappheit

«Während des ersten Quartals 2024 haben einige Markentwicklungen das Wachstum des Angebots begrenzt», schreibt Trevor Raymond, CEO des WPIC. Als Beispiel nennt er im aktuellen Report die Schliessung von Schächten in Südafrika als Reaktion auf die anhaltend schwache Preisentwicklung bei den Platinmetallen. In Russland blieb das Angebot stabil. Im weiteren Jahresverlauf stehen hier laut Raymond allerdings Wartungsarbeiten an. Obwohl die weltweite Platinnachfrage in den ersten drei Monaten des Jahres um 6% auf weniger als 2 Mio. Unzen gefallen ist, wird sie vom WPIC als robust bezeichnet. Während die Investmentnachfrage um mehr als zwei Drittel einbrach, gab der industrielle Bedarf um 7% nach. Zurückgehalten hat sich vor allem die Chemie. Dagegen nahm die Platinnachfrage aus der Automobilindustrie um 3% zu. Hier wird das Edelmetall in Katalysatoren verbaut.

Fallendes Angebot, stärkere Nachfrage

Südafrika und Russland auf der Angebots-, der Fahrzeugsektor auf der Nachfrageseite – diese drei Faktoren spielen auch im Ausblick die entscheidende Rolle. In Südafrika, dem mit Abstand grössten Platinlieferanten, soll die Produktion 2024 gegenüber dem Vorjahr um 2% zurückgehen. Neben den bereits erwähnten Schliessungen sind hierfür Umstrukturierungen und ein langsamer als erwartet vorankommender Produktionsanstieg massgeblich. «Es wird erwartet, dass das russische Angebot durch die geplante Wartung der Schmelzanlagen im Jahr 2024 beeinträchtigt wird», schreibt der Experte in Bezug auf den zweitgrössten Platinlieferanten. Wenngleich mehr recyceltes Material an den Markt kommen soll, rechnet das WPIC in Summe für 2024 mit einem um 1% schrumpfenden Angebot.

Mehr als 40% der weltweiten Platinnachfrage kommen aus der Automobilindustrie. Hier treibt die wachsende Produktion von Nutzfahrzeugen den Verbrauch. Hinzu kommt, dass der Vorstoss der Elektromobilität nicht so schnell vorankommt, wie erwartet. Da Platin in Indien als Schmuck sehr gefragt ist, soll sich der Bedarf aus der Juwelerie 2024 erholen. Dagegen erwarten die Marktforscher für das industrielle Segment, ohne Automobile, einen Nachfragerückgang. «Dies ist vor dem Hintergrund einer Rekordnachfrage im Jahr 2023 zu sehen», erklärt der Fachmann die Prognose.

Bei Investoren unbeliebt

Regelrecht implodiert ist in den vergangenen Jahren die Investmentnachfrage. 2020 waren knapp 1.6 Mio. Unzen für Baren, Münzen, ETFs sowie die Lagerhaltung der Börsen benötig worden. Für das laufenden Jahr rechnet das WPIC mit einem Bedarf von nur noch 99’000 Unzen. Immerhin sind das 46’000 Unzen mehr, als noch im März erwartet. Das WPIC führt die Revision insbesondere auf eine höhere Barren- und Münzennachfrage aus China zurück. Obwohl der weltweite Platinbedarf in Summe um 5% zurückgehen soll, bleibt das erwähnte Defizit, welches rund 6% der jährlichen Produktion des Metalls entspricht.

Trevor Raymond gibt auch eine Einschätzung zu den Investmentperspektiven von Platin ab. Seiner Ansicht nach unterschätzen die Märkte die Angebotsrisiken und die widerstandsfähige Nachfrage. Raymond glaubt nicht, dass sich die Versorgungslage kurzfristig bessern wird. «Die derzeitigen Indikationen deuten darauf hin, dass die Defizite auch im Jahr 2025 und darüber hinaus anhalten werden», erklärt er. Von den Fundamentaldaten würden die Aussichten für Platin jedenfalls nicht eingetrübt. Vielmehr sieht der Experte dieses Investment durch ein negatives Sentiment belastet. Dafür sei vor allem die Befürchtung verantwortlich, wonach Platin als Rohstoff für die Automobilindustrie überflüssig werden könnte, sobald sich die E-Mobilität auf breiter Front durchsetzt. Alleine der Bedarf für Hybridfahrzeuge und schwere Nutzfahrzeuge spricht laut Raymond aber dafür, dass der Bedarf aus dem Sektor bis 2030 kaum zurückgehen wird.

Anlagelösung

Die News aus London zeigten Wirkung. Platin hat ein 52-Wochen-Hoch erreicht und damit die runde Marke von USD 1’000 hinter sich gelassen. Auf diese Weise konnte die Feinunze den mehrjährigen Abwärtstrend zu den Akten legen. Trader, die das Momentum nutzen möchten, können zum Mini-Future Long (Valor: 133003975) greifen. BNP Paribas handelt das offensive Produkt auf Swiss DOTS. Aktuell beträgt der Hebel knapp 5. Mit USD 892.45 liegt der Stop Loss knapp 17% unter dem Preis des Rohstoffs. Gross ist die Lücke nicht. Sollte die positiv Einschätzung aus der City verpuffen und Platin nach unten drehen, müssen Halter des Mini-Futures mit überproportionalen Verlusten rechnen.

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