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payoff Focus

Indirekte Partizipation am Krypto-Boom

04.03.2021 9 Min.
  • Dieter Haas

Während der Hausse der Bitcoin-Preise im Jahr 2017 waren kaum Krypto-Mining-Unternehmen an der Börse notiert. Dieses Mal ist die Situation anders, was es erlaubt, mit Aktien indirekt an der Hausse zu partizipieren.

Die seit Monaten steigenden Kryptoanlagen haben auch die Aktienkurse für Mining-Unternehmen angehoben. Diese erzielten teils noch weit spektakulärere Kursgewinne. So stiegen die in den USA gelisteten Marathon Patent Group und Riot Blockchain allein in diesem Jahr bis zum 19. Februar um 414.46% beziehungsweise 419.84%. Ähnlich wie Minenwerte auf Industrie- oder Edelmetalle reagieren sie im Vergleich zu ihrem Basiswert überproportional. Ein höherer Preis bedeutet grössere Gewinnmargen für diese Unternehmen. Konnte in der Anfangsphase jeder Bitcoin schürfen, wird das Mining-Ökosystem der Kryptowährung inzwischen längst von industriellen Unternehmen dominiert. Das liegt vor allem an den beträchtlichen Kosten für Ausrüstung und Strom, die mit dieser Aktivität verbunden sind. Der Schwierigkeitsgrad des Algorithmus, der für die Vergabe von Bitcoin verwendet wird, variiert mit der Zeit und treibt den Stromverbrauch ebenfalls in die Höhe. Unterhalb einer bestimmten Preisschwelle wird das Bitcoin-Mining für einzelne Miner und kleine Mining-Farmen in mageren Zeiten der Kryptowährung zu einem unhaltbaren Betrieb. Um zu überleben müssen sie ihre Fixkosten senken, indem sie Ausrüstung in grossen Mengen kaufen und in grossem Massstab arbeiten, um Stromkosten zu sparen. Bei steigenden Kursen ist das Gegenteil der Fall, dann geht im wahrsten Sinn des Wortes die Post ab.

Rückblick

Nach der Rekordjagd im Jahr 2017 ging es mit den Krypto-Mining-Unternehmen längere Zeit talwärts. Im März letzten Jahres, als der Ausbruch der Covid-19-Pandemie zu einem kurzen aber heftigen Rückschlag an den Weltbörsen führte, waren Riot Blockchain und Marathon Patent Group Penny Stocks. Seitdem hat sich Bitcoin als Absicherung gegen makroökonomische Instabilität herauskristallisiert, und institutionelle Investoren sind auf den Plan getreten. Nach dem Tiefpunkt am 13. März 2020 hat sich die Kryptowährung, auch dank der am 11. Mai 2020 erfolgten dritten Halbierung, sukzessive verteuert. Das liess die Aktienkurse von Riot Blockchain und Marathon Patent Group förmlich explodieren, mit Kurszunahmen bis zum 19. Februar 2021 von 9907% respektive 7272%! Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Unternehmen bei ihren letzten Gewinnmitteilungen weitere Investitionen in Mining-Ausrüstung und die Ausweitung ihrer Aktivitäten ankündigten. Eine aktuelle von Elwood durchgeführte Studie (https://elwoodam.com/wp-content/uploads/2021/02/Cryptocurrency-Miners-Capacity-Analysis.pdf) gibt einen guten Einblick in diese Thematik. Die Kehrseite der bestehenden Preisdynamik für Bitcoin-Mining-Unternehmen ist, dass die Bewertungen abstürzen, wenn der Bitcoin-Preis einbricht. Die enge Kopplung zwischen dem Bitcoin-Preis und den Aktienbewertungen von Krypto-Mining-Firmen kann zudem nicht über schlechte Finanzergebnisse oder ein schlechtes Management hinwegtäuschen. So verkauften Investoren die Aktien von Canaan im 4. Quartal 2020 trotz steigender Bitcoin-Preise, nachdem das Unternehmen vierteljährliche Verluste und Bestandsabschreibungen gemeldet hatte.

Da die Zahl aller möglichen Bitcoins bei 21 Millionen liegt, wovon am 19. Februar bereits 88.73% geschürft wurden, sind die Krypto-Mining-Unternehmen zunehmend gezwungen, auf alternative Einnahmequellen auszuweichen, um ihre Gewinne aufrechtzuerhalten.

«MicroStrategy war das erste Unternehmen, das ab Spätsommer 2020 sein Finanzvermögen sukzessive in Bitcoin konvertierte.»

Unternehmen im Brennpunkt

Während der letzte Anstieg der Kryptowährung im Jahr 2017 vor allem von Retail-Anlegern angetrieben wurde, sind es im aktuellen Boom die Institutionellen Anleger. Als Pionier erwies sich MicroStrategy und sein CEO Micheal J. Saylor. Sie waren die ersten, die im Spätsommer 2020 ihr Finanzvermögen sukzessive in Bitcoin konvertierten. Der CEO wandelte sich dabei vom Saulus zum Paulus. So twitterte er am 19. Dezember 2013: «Bitcoin days are numbered. It seems like just a matter of time before it suffers the same fate as online gambling». Am 6. Februar 2021 zwitscherte er: «For billions of people, Bitcoin represents hope.» Nach MicroStrategy sind mittlerweile weitere Unternehmen und auch erste Pensionskassen auf den Bitcoin-Zug aufgesprungen. So hat Square, ein an der Nasdaq gelistetes Finanzdienstleistungs- und Mobile Payment-Unternehmen, seine Investitionen in Bitcoin ebenfalls aufgestockt und dies damit begründet, dass die Kryptowährung ein Instrument für wirtschaftliches Empowerment sei und einen Weg für die Welt biete, an einem globalen Währungssystem teilzunehmen, was mit dem Zweck des Unternehmens übereinstimme. Ein weiteres Unternehmen, das seit längerem auf Bitcoin setzt, ist Galaxy Digital Holdings. Es ist ein börsennotiertes Unternehmen, das eine institutionelle Infrastruktur für Kryptowährungen schaffen will, vom Investmentbanking bis zur Vermögensverwaltung. Die kanadische Hut 8 Mining und andere klassische Bitcoin Miner nennen mittlerweile eine beträchtliche Menge an Bitcoin ihr Eigen. Die meisten börsennotierten Unternehmen, die bislang Bitcoin in ihrer Bilanz halten, befinden sich in den USA oder Kanada. Oft ist es dabei die Führungsebene, insbesondere bei den Gründern und/oder CEOs, die den Impuls geben. Sobald sie durch verschiedene Anwendungsfälle überzeugt sind, neigen ihre Unternehmen dazu, sich auch mit Bitcoin zu beschäftigen. Jüngstes Beispiel ist Elon Musk, u. a. CEO von Tesla. Nach diversen positiven Tweets zu Bitcoin, gab Tesla in der zweiten Februarwoche bekannt, USD 1.5 Milliarden in Bitcoin investiert zu haben und erwägt, die Kryptowährung inskünftig auch als Bezahlform zu akzeptieren. Das war für viele der Ritterschlag und trieb Bitcoin auf ein neues Allzeithoch. Nach Elon Musk und Tesla dürften in den kommenden Wochen weitere Unternehmen Bitcoin als Bestandteil ihres Finanzvermögens berücksichtigen. Ein endgültiger Durchbruch für Bitcoin wäre wohl, wenn eine der sechs grössten US Banken beschliessen sollte, der Kryptowährung den Stempel der Legitimität als neue Anlageklasse zu verleihen.Eine von www.bitcointreasuries.org regelmässig aufdatierte Tabelle zeigt, welche Unternehmen in grösserem Ausmass in Bitcoin investiert sind.

Ein weisser Fleck in der Landschaft der Strukturierten Produkte

Die Emittenten Strukturierter Produkte in der Schweiz sind innovativ und lancieren regelmässig attraktive Themen-Zertifikate. Vor diesem Hintergrund erstaunt es, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, einen Basket auf Bitcoin-Aktien ins Rennen zu schicken. Dabei gibt es inzwischen genügend Kandidaten, mit denen sich ein attraktiver Warenkorb konstruieren liesse. Vom Höhenflug der Kryptowährung profitieren Bitcoin Miners wie Riot Blockchain, Argo Blockchain, Hut 8 Mining, Hive Blockchain oder Marathon Patent Group. Alle fünf befinden sich im Aufwärtstrend. Vom Boom erfasst wird auch die deutsche Kryptobörse Bitcoin Group. Zu den Gewinnern zählen des Weiteren Firmen, die seit Jahren auf digitale Währungen bauen, wie Grayscale, Galaxy Digital, DigitalX oder Bit Digital. Seit Spätsommer 2020 haben auch börsenkotierte Unternehmen Bitcoin für ihre Finanzanlagen entdeckt wie der Softwarehersteller Microstrategy, das Finanzdienstleistungs- und Mobile Payment-Unternehmen Square oder Tesla. Ihre Zahl wird sich im Jahr 2021 weiter erhöhen. Das Angebotsspektrum erweitern werden wohl auch diverse, teils bereits angekündigte IPOs.

Beispiel eines Bitcoin-Aktien-Basket

Investoren können sich ihr eigenes Blockchain-Portfolio zusammenzimmern, indem sie quasi aus der Not eine Tugend machen. Das ist relativ einfach. Damit das Risiko in einem erträglichen Rahmen bleibt, empfiehlt sich ein Minimum von zehn Titeln. In der auf www.payoff.ch am 15. Dezember publizierten Trader’s Idea haben wir ihnen mit Stichtag per 11. Dezember folgenden zu Beginn gleichgewichteten Basket empfohlen: Riot Blockchain, Hut 8 Mining, Hive Blockchain, Bitcoin Group, Grayscale, Galaxy Digital, DigitalX, Bit Digital, Microstrategy und Square.

Die bisherige Entwicklung des Basket war fulminant. Er schlug die Benchmark, den MSCI Weltaktienindex, um Längen (siehe Grafik 5). Alle Titel erzielten seit dem Final Fixing am 11. Dezember zwei- bis dreistellige Kursgewinne. Ein Start in den kommenden Tagen mit den seit Beginn stark verschobenen Gewichtungen dürfte sich weiterhin lohnen, zumal Bitcoin das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht hat. Die fortgesetzte Schuldenorgie der Regierungen zur Bekämpfung der wirt- schaftlichen Folgen von Covid-19 und die unvermindert expansive Geldpolitik der Notenbanken dürften dazu führen, dass ab Frühjahr erste negative Tendenzen bei der Inflation sichtbar werden.

«Gemäss den Stock-to-Market-Modellen von Plan B müsste Bitcoin im Verlaufe dieses Jahres in den sechsstelligen Kursbereich vorstossen.»

Das wird zu einer sukzessiven Entwertung der Papiergeldwährungen (USD, …) führen, während knappe Güter wertmässig zulegen. Gemäss den beiden Stock-to-Market-Modellen des in der Szene bekannten Analysten Plan B müsste Bitcoin im Verlauf dieses Jahres in den sechsstelligen Kursbereich vorstossen. Bis dato verläuft die Kursentwicklung nach der dritten Halbierung zwischen der der ersten und der zweiten Halbierung. Danach müsste es Bitcoin im Zeitraum April bis September gelingen, die Marke von USD 100‘000 zu erreichen. Die Party bei den mit Kryptoanlagen verbundenen Aktien ist somit noch nicht zu Ende. Bis Spätsommer besteht noch Luft nach oben.

Alternative Empfehlungen

Wegen des Fehlens Strukturierter Produkte auf Bitcoin-Aktien können sich kurzfristig orientierte Anleger, die keinen eigenen Basket kreieren möchten, an Tracker-Zertifikate auf Bitcoin wie UBTCTQ von Leonteq Securities oder ETPs wie BTCW von WisdomTree halten. Das regelmässig zu den Anlageprodukten mit den monatlich höchsten Volumen zählende ZXBTAV der Bank Vontobel wird leider zum 12. März gekündigt und durch zwei neue Produkte ersetzt. Als Begründung für den überraschenden Entscheid nannte die Bank die seit Ende 2019 geltenden Eigenmittelanforderungen für Schweizer Emittenten im Krypto-Bereich, die dazu geführt hätten, dass man das Bitcoin-Zertifikat nicht mehr ökonomisch sinnvoll bewirtschaften kann. Wegen der zunehmenden Knappheit erachten wir für längerfristig orientierte Anleger eine Direktinvestition in die Kryptowährung als die beste Alternative. Eine gute Wahl ist ferner der breiter gefasste und auf den Themenkreis Blockchain bezogene, an SIX Swiss Exchange kotierte ETF BCHN von Invesco auf den Elwood Blockchain Global Equity Index. In Frage kommt auch der in den USA gehandelte ETF BLOK von Amplify auf den Amplify Transformational Data Sharing Index. (https://amplifyetfs.com/Data/Sites/6/media/docs/BLOK-presentation-12-2020.pdf)

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