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payoff Learning Curve

Schweizer ETF-Markt

01.02.2022 6 Min.
  • Dieter Haas

Die börsengehandelten Indexfonds sind anzahlmässig weiterhin eine Erfolgsgeschichte trotz der zuletzt, entgegen dem allgemeinen Börsentrend, rückläufigen Umsatzentwicklung.

SIX Swiss Exchange führte im Jahr 2020 als eine der ersten europäischen Börsen ein Segment für börsengehandelte Indexfonds (ETFs) ein. Heute bietet sie – gemeinsam mit Emittenten und Market Makers – Anlegern eine der grössten Auswahlmöglichkeiten an ETFs. Das breit gefächerte Angebot von 27 Emittenten aus dem In- und Ausland deckt ein weites Spektrum ab. Ende 2021 konnten Anleger in 1’651 ETFs investieren. Der Aufwärtstrend bei der Anzahl gehandelter ETFs hat sich auch im abgelaufenen Jahr fortgesetzt, während die Umsätze zum zweiten Mal in Folge zurückgingen. Die Mehrheit der Neuzugänge entfiel erneut auf ETFs mit Bezug zu nachhaltigen Basiswerten.

Exchange Traded Funds gewinnen somit auch in unserem Land immer mehr Anhänger. Sie weisen gegenüber aktiv verwalteten Fonds zahlreiche Vorteile auf. So sind sie wesentlich günstiger. Ihre jährlichen Gebühren liegen teilweise bis 2% oder mehr unter denjenigen der klassischen Anlagefonds. ETFs werden zudem wie Aktien oder Obligationen an der Börse gehandelt. Sie sind daher leichter handelbar. Das grosse Plus ist aber der klare Fokus auf einen spezifischen Basiswert. Während der Anleger bei aktiven Anlagefonds nie genau weiss, wie er positioniert ist, ob der Fondsmanager allenfalls Markt-Timing betreibt oder nicht. Bei den ETFs ist die Sachlage klar, da sie sich an einem Index orientieren und versuchen, diesen möglichst perfekt abzubilden. Wie klassische Anlagefonds unterstehen auch ETFs dem Bundesgesetz über kollektive Kapitalanlagen. Investoren müssen somit keine Abstriche eingehen in Bezug auf die Sicherheit.

«Exchange Traded Funds gewinnen somit auch in unserem Land immer mehr Anhänger.»

Unterteilung nach Kategorien

Seit Anfang 2016 werden die Umsätze der auf SIX Swiss Exchange gehandelten ETFs nach Kategorien aufgeschlüsselt. Mit Abstand der stärkste Zuspruch entfällt auf aktienbezogene ETFs, gefolgt von ETFs mit Basiswerten auf Rohstoffe und ETFs mit Basiswerten auf Anleihen.
 
Sowohl umsatz- als auch anzahlmässig sind aktienbezogene ETFs klar dominierend. Ende 2021 entfielen 78.08% auf diese Anlageklasse. Den grössten Anteil machen ETFs auf Aktien entwickelter Märkte aus, gefolgt von Indexfonds auf Rohstoffe, Aktien auf Themen, Aktien auf Schwellenländer, Anleihen und Aktien auf Stile/Strategien. Auf Quartalsbasis betrachtet (siehe Grafik 4) fällt auf, dass das 1 Quartal in der Regel mit überdurchschnittlichen und das 3 Quartal mit unterdurchschnittlichen Umsätzen aufwartet. Das Jahr 2021 hielt sich an das übliche Saisonmuster. In den ersten neun Monaten standen zyklische Titel im Allgemeinen und Technologiewerte im Speziellen im Fokus der Anleger. Ab November holten nebst den unverändert gefragten Technologiewerten vor allem defensive Qualitätsaktien aus den Bereichen Nahrungsmittel und Gesundheit die Kastanien aus dem Feuer. Seit dem 2. Quartal 2019 haben sich die ETFs auf Rohstoffe umsatzmässig an den ETFs an Anleihen vorbeigeschoben. Dieser Trend hat sich im abgelaufenen Jahr weiter verstärkt.

UBS weiterhin Marktleader

Der ETF-Markt an SIX Swiss Exchange wird durch die drei Anbieter UBS, BlackRock (iShares) und Lyxor dominiert. Mit einem Anteil von 38.4% lag die Schweizer Grossbank klar an der Ranglistenspitze, gefolgt von iShares mit 22.1% und Lyxor mit 20.2%. Die viertplatzierte ZKB erreichte Ende 2021 mit ihren ETFs einen Anteil von 5.68% und auf die übrigen 23 Emittenten entfielen 13.76%.

Tops und Flops im Jahr 2021

Eine Rangliste nach der Gesamt-Performance in CHF der besten Basiswerte für das Jahr 2021 zeigte ein ganz anderes Bild als im Jahr 2020. Der im Vorjahr arg gebeutelte Energiesektor setzte seine Erholung fort und überraschte damit viele Anleger. Die beste Performance unter den an SIX Swiss Exchange gelisteten ETFs wies der ETF OILUSA auf. Nach fünf weiteren ETFs mit Bezug zum Energiesektor folgte der ETF SMHVdes Anbieters VanEck auf den MVIS US Listed Semiconductor 10% Capped Index. Halbleiter, das Herzstück der technologischen Revolution, waren fast das ganze Jahr knapp aufgrund von Logistikproblemen im Zusammenhang mit der Pandemie. Das führte zu happigen Preisaufschlägen und klingelnden Kassen der Produzenten. Gesucht waren auch die Themen Private Equity (IPRV), Energie-Infrastruktur  (MLPI), Rohstoffe allgemein (CRB) und der US-Immobilienmarkt (IUSP).

«Das zeigt, dass auch ein Modethema nicht vor Rückschlägen gefeit ist.»

Am Ende der Rangliste figurierten mit LYDSD (-34.6%) und LYSSL (-34.6%) die beiden zweifach gehebelten Short ETFs auf den DAX respektive den SMI. Schwach tendierten Themenfonds wie LERN (-50.9%) oder EMQQ (-38.3%) mit einem stark asiatisch geprägten Fokus und ETFs auf chinesische Aktienindizes wie HSTE(-30.5%) oder LYASI (-22.9%). Kein Blumentopf zu gewinnen war mit dem ETF HTRY (-21.0%) auf MSCI Turkey. Nach dem Höhenflug im Jahr 2020 figurierte ferner INRG mit einer Jahres-Performance von minus 22.1% ganz weit unten. Der passive Fonds strebt die Nachbildung der Wertentwicklung eines Index an, der aus 30 der grössten Unternehmen weltweit besteht, die im Sektor der sauberen Energie tätig sind. Das zeigt, dass auch ein Modethema nicht vor Rückschlägen gefeit ist.

«Sie profitierten vom Anstieg des Rohölpreises in den ersten Wochen des neuen Jahres.»

Gewinner der ersten Wochen

Die ersten Wochen eines Jahres geben oft einen wertvollen Fingerzeig auf das gesamte Jahr. Bis zum 21. Januar belegten diverse ETFs auf den Energiesektor die ersten Plätze in der Performance-Rangliste. Sie profitierten vom Anstieg des Rohölpreises in den ersten Wochen des Neuen Jahres. Rohöl der Sorten West Texas Intermediate und Brent nähern sich schrittweise der Marke von USD 100 per Barrel. Es gibt bereits Wetten von Anlegern im Derivatemarkt auf USD 200 per Barrel im laufenden Jahr. Nach drei Wochen wiesen, in CHF umgerechnet, von den an SIX Swiss Exchange kotierten ETFs CWEE und CWEUSD von Amundi auf den MSCI World Energy Index den stärksten Kursanstieg auf, gefolgt von den ETFs MLPI, XUEN, XLES und MLPS. Hoch im Kurs standen ferner auch andere Rohstoffektoren wie Industriemetalle und Agrargüter sowie ETFs auf Schwellenländer mit einem gewichtigen Anteil an Rohstoffproduzenten wie Saudi-Arabien, Südafrika oder Lateinamerika. Ein Comeback feierte der im Vorjahr verschmähte zweifach gehebelte Short ETF LYSSL. Ein Lebenszeichen sendeten ferner chinesische Aktien aus, allen voran LYASC von Lyxor auf den Hang Seng China Enterprises Net Total Return Index.

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