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payoff Trading Desk

Ströer: Ein Mid Cap mit enormer Aussenwirkung

17.09.2020 3 Min.
  • Wolfgang Hagl

Mit dem öffentlichen Leben in Deutschland ist das Geschäft des Werbespezialisten nach dem Lockdown wieder in die Gänge gekommen. Passend dazu setzt die Ströer-Aktie zum technischen Befreiungsschlag an.

Wer in deutschen Innenstädten, an Flughäfen oder Bahnhöfen unterwegs ist, kommt an Ströer kaum vorbei. Das Kölner Unternehmen betreibt rund 300’000 Aussenwerbeflächen. 2019 steuert allein die analogen Plakatwände des Segments «Out-of-Home» (OOH) mehr als 40 Prozent zum Umsatz des MDAX-Konzerns bei. Eine immer wichtigere Rolle spielt für Ströer die digitale Werbung. Beispielsweise ist der Marketingdienstleister auf zahlreichen Screens in der Lage, an den jeweiligen Standort angepasste Botschaften zu verbreiten. Hinzu kommt die Vermarktung von Internetseiten, allen voran das konzerneigene Portal t-online.

Flaute am Strassenrand

Wenig überraschend hat der Corona-Lockdown Ströer schwer getroffen. Im zweiten Quartal brach der Umsatz um nahezu ein Drittel ein. Dank eines ordentlichen Jahresauftakts meldeten die Kölner für das erste Semester einen Erlösrückgang von «lediglich» 15% auf EUR 632.4 Mio. Das adjustierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag mit EUR 185 Mio. um mehr als ein Viertel unter dem Vorjahreswert. Zu schaffen machte der Stillstand im öffentlichen Leben und die damit einhergehende Implosion der Reichweite Ströer vor allem in der klassischen Plakatwerbung. Dagegen schrumpfte das Geschäft im Contentbereich sowie bei der Direktvermarktung weniger stark. Folgerichtig treibt das Management den Ausbau der digitalen Infrastruktur auch in der Krise voran.

Mittlerweile ist sowohl auf den Strassen als auch in den Städten wieder einiges Los. Dementsprechend erholt sich das Geschäft des Werbeprofis. Im laufenden 3. Quartal soll der Umsatz bereits wieder zwischen 80% und 85% des Vorjahresniveaus erreichen. Eine Prognose für das Gesamtjahr trauen sich die beiden Co-CEOs, Udo Müller und Christian Schmalzl, nicht zu. Gleichwohl sprechen neben der laufenden Geschäftsbelebung strukturelle Treiber für eine anhaltende operative Aufholjagd. In einer trotz Corona sehr mobilen Welt nimmt die Bedeutung des OOH-Marketings stetig zu. Das Potenzial ist jedenfalls gross: Aktuell beträgt der Anteil des Segments am gesamten deutschen Werbemarkt lediglich 5.7 Prozent.  

Mit seiner enormen Reichweite und technischen Flexibilität – Ströer verfügt allein über mehr als 5’000 Videobildschirme – darf sich das Unternehmen im kommenden Jahr auf eine kleine Sonderkonjunktur freuen. Dann stehen in Deutschland die Bundestagswahlen an. Die Experten der GroupM gehen jedenfalls davon aus, dass der OOH-Markt in der Bundesrepublik bereits 2021 das Vorkrisenniveau erreicht. Global betrachtet rechnet der Werbegigant erst drei Jahre später mit einem derartigen Comeback.  

Anlagekonklusion:

Interessant ist auch das Chartbild von Ströer. Zuletzt hat die seit gut 10 Jahren kotierte Aktie eine Dreiecksformation nach oben auflösen können. Nun klopft sie am Widerstand bei EUR 70 an. In diesem Bereich war die initiale, auf den Corona-Ausverkauf folgende Erholung Anfang Juni zum Erliegen gekommen. Gelingt der Sprung über diese Hürde, könnte der Mid Cap zügig das im Februar erreichte Allzeithoch ansteuern. Am Schweizer Struki-Markt ist Ströer nur mit dem Barriere Reverse Convertible FBIWJB vertreten. Obwohl das Papier seit dem 12. März den Malus «Knocked» trägt, hat es seinen Reiz: Den Basiswert trennen lediglich 3.6% vom Strike. Notiert Ströer zu Schlussfixierung am 16. November bei EUR 73.40 oder höher, tilgt Julius Bär die Emission trotz Barrierebruch zu 100% tilgen. Da die Privatbank auch noch die zweite Coupon-Tranche leistet, beträgt die Renditechance beachtliche 6.7%. Ihr steht das überschaubare Risiko gegenüber, Ende November den MDAX-Titel im Depot liegen zu haben.

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