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payoff Trading Desk

ProSiebenSat.1: TV-Aktie erlebt einen Kurskrimi

08.03.2018 4 Min.
  • Martin Raab

Neben dem Rauswurf aus dem DAX setzt eine Short-Attacke dem deutschen Medientitel gerade massiv zu. Für Mutige könnte sich bei ProSiebenSat.1 eine Tradingchance bieten.

Für die einen verfolgt «Germany’s next Topmodel» einen unverantwortlicher Körperkult , für die anderen zählt die Casting-Show zum Pflichtprogramm. Fest steht, dass ProSieben mit der von Top-Model Heidi Klum moderierten Sendung quotenmässig zuletzt kräftig abräumte. Die Ausgabe vom 1. März verfolgten in der wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen 2.05 Millionen Menschen. Mit 21% erzielte das Format den höchsten Marktanteil seit fünf Jahren. Bis vor wenigen Tagen war ProSiebenSat.1 auch an der Börse ein echter Quotenhit. Am 27. Februar notierte die Sendergruppe erstmals seit vergangenem August bei mehr als EUR 33. Gegenüber dem 2017er-Schlusskurs stand für die Medienaktie damit ein Plus von 15.1% zu Buche.

Eine Woche später ist von dem Zugewinn nichts mehr übrig. ProSiebenSat.1 hat massiv nach unten gedreht. Zu schaffen machte dem Dividendentitel nicht nur ein generell schwacher Börsenstart in den März. Überdies drückte eine Meldung der Deutschen Börse auf den Kurs. Ziemlich genau zwei Jahre nach dem DAX-Aufstieg muss ProSiebenSat.1 die erste deutsche Börsenliga wieder verlassen. Am 19. März übernimmt der Kunststoffhersteller Covestro den Platz des Medienkonzerns. Nur wenige Stunden nach dem Indexentscheid sah sich ProSiebenSat.1 einer massiven Short-Attacke ausgesetzt. Viceroy Research Group veröffentlichte eine 37-seitige Studie zu dem Münchner Unternehmen.

In Anspielung an die TV-Serie «House of Cards» bezeichneten die Analysten ProSiebenSat.1 als ein Kartenhaus. Unter anderem kritisiert Viceroy die Akquisitions- und Expansionsstrategie. Insbesondere die Praxis von ProSiebenSat.1, jungen Start-ups kostenlose TV-Werbezeiten einzuräumen und sich im Gegenzug an ihnen zu beteiligen, stört die Autoren. Gemäss der Studie hat ProSiebenSat.1 den Gewinn damit um mehr als EUR 200 Mio. aufgebläht. Nun würden massive Abschreibungen drohen. Viceroy selbst hat auf fallende Kurse beim scheidenden DAX-Mitglied gewettet. 

ProSiebenSat.1 wehrt sich vehement gegen die Vorwürfe. Diese seien «unbegründet und verzerren die Realität». Gleichzeitig bekräftige das Management die Prognose für 2018. Pikant: Viceroy Research Group hat vor der Publikation der Studie keinen Kontakt mit dem Unternehmen aufgenommen. In der Tat sind die gewählten Methoden fragwürdig. In Südafrika steht Vicorey bereits unter Beobachtung. Kürzlich beauftragte die Regierung die Finanzaufsicht damit, mögliche Marktmanipulationen durch das Researchhaus zu untersuchen. Viceroy hatte sich negativ zur Bank Capitec geäussert – deren Aktienkurs brach daraufhin um ein Viertel ein.

Wie auch immer: Erst vor kurzem hat General Atlantic 25.1% an der Digitalsparte von ProSiebenSat.1 übernommen. Der Finanzinvestor überwies dafür rund EUR 300 Mio. nach München. Damit wurde der als NuCom bezeichnete Geschäftszweig, zu dem Unternehmen wie Verivox, Parship oder Jochen Schweizer zählen, mit EUR 1.8 Mrd. bewertet. Schwer vorzustellen, dass die für ein Vermögen von mehr als USD 20 Mrd. verantwortlichen Manager von General Atlantic den TV-Konzern vor dem Deal nicht gründlich unter die Lupe genommen haben.

Anlagekonklusion:

Nicht zuletzt deswegen könnte es bei ProSiebenSat.1 zu einem Rebound kommen. Nach dem Sell-off der vergangenen Tage hat sich Aktie im Unterstützungsbereich von EUR 28 stabilisiert. Mutige Anleger können mit dem Faktor-Zertifikat PS3LCB auf einen kurzfristigen Trendwechsel setzen. Das von der Commerzbank an der SIX gehandelte Produkt partizipiert auf täglicher Basis mit einem konstanten Hebel von 3 an Kursgewinnen bei ProSiebenSat.1. Achtung: Sollte der Medienwert durch den skizzierten Support fallen und die Korrektur in die Verlängerung gehen, drohen überproportionale Verluste.

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