

Richemont: Jede Menge Gesprächsstoff
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Wolfgang Hagl
Redaktor
Wenn der Luxusgüterkonzern am Freitag Zahlen für das Fiskaljahr 2025 vorlegt, dürfte sich zeigen, wie Richemont mit den handelspolitischen Turbulenzen zu Recht kommt.
Bei Richemont weicht das Geschäfts- vom Kalenderjahr ab. Das Luxusgüterunternehmen erstellt seine Abschlüsse zum 31. März. Während das Gros der Konzerne gerade die Resultate für die ersten drei Monate des Jahres präsentiert, veröffentlicht Richemont am Freitag Zahlen zum gesamten Fiskaljahr 2025 (per 31. März 2025). Um 7:30 Uhr sendet die Gruppe, zu der unter anderem Cartier-Schmuck, Uhren von A. Lange & Söhne oder Montblanc-Lederwaren und -Schreibgeräte zählen, eine Medienmitteilung aus. Zwei Stunden später meldet sich das Management in einem Webcast zu Wort. Dann diskutiert CEO Nicolas Bos den Jahresabschluss sowie die weiteren Aussichten mit Analysten, Investoren und Medienvertretern.
Es gibt jede Menge Gesprächsstoff. Schliesslich hat der von Donald Trump Anfang April geschwungene «Zollhammer» den Sektor schwer getroffen. Nicht nur, dass die damals angekündigten Import-Abgaben auch Designermode, kostspieligen Schmuck und teure Uhren gegolten hätten. Der sich zuletzt auf die USA und China konzentrierende Konflikt drohte die Hoffnung auf einen Aufschwung in der Luxusgüterindustrie im Keim zu ersticken. Dementsprechend gerieten die Aktien des Sektors unter Druck. Ausgehend von dem Mitte Februar erreichten Allzeithoch büsste Richemont bis in den April hinein mehr als ein Drittel ein. Mittlerweile läuft der Rebound. Nachdem sich die USA und China vor wenigen Tagen in Genf auf tiefere Zollsätze sowie eine 90-tägige Stillhaltefrist einigen konnte, erreichte die Richemont-Aktie das höchste Niveau seit Ende März.
Starkes Weihnachtsquartal
Am Freitag wird sich zeigen, ob und inwieweit sich die handelspolitischen Wirren auf die Verkäufe des Branchenriesen ausgewirkt haben. Bis Weihnachten brummten die Geschäfte. Richemont steigerte die Umsätze im 3. Quartal der Fiskalperiode 2025 um ein Zehntel auf rekordhohe EUR 6.2 Mrd. In den Verkaufsregionen Amerika, Europa, Mittlerer Osten und Afrika sowie Japan gingen die Erlöse prozentual zweistellig nach oben. Derweil hielten sich die wohlhabenden Kunden im Raum Asien-Pazifik weiter mit dem Konsum von Luxus zurück. Während Richemont für die gesamte Regionen einen Rückgang von 7% meldete, brachen die Umsätze auf dem chinesischen Festland, in Hongkong sowie auf der Insel Macau um 18% ein. Das stärkste Produktsegment war Schmuck mit einem Wachstum von 14%. Derweil gaben die Umsätze im Uhrenbereich während des Weihnachtsquartals um 8% nach.
Das Gros der Analysten geht davon aus, dass Richemont weiterhin relativ gut mit dem schwierigen Umfeld zu Recht kommt. Mit dieser Begründung hat Barclays gerade das Urteil «Overweight» für den SMI-Konzern bestätigt, obwohl das britische Researchhaus gegenüber dem gesamten Sektor eine skeptischere Haltung einnimmt. Die Analysten erwarten, dass sich die Gewinnerholung im Luxusbereich vom zweiten Semester 2025 auf einen unbestimmten späteren Zeitraum verschiebt. Der Webcast mit dem CEO von Richemont könnte diesbezüglich neue Anhaltspunkte liefern. Neben der Absatzseite dürften bei dem Austausch die Kosten thematisiert werden. Im Schmuckbereich muss Richemont für den wichtigen Rohstoff Gold deutlich mehr bezahlen – das Edelmetall kostete annähernd ein Viertel mehr als Ende 2024.
Anlagelösung
Aus charttechnischer Sicht steuert Richemont auf ein markantes Widerstandsareal zu. Nicht nur, dass der Large Cap von unten auf die 100-Tage-Linie zusteuert. Etwas oberhalb des gleitenden Durchschnitts wartet eine horizontale Hürde. Es braucht einiges an Mut und Optimismus, um auf einen Ausbruch über dieses Terrain zu setzen. Sollte Richemont aber einmal mehr bessere Geschäfte gemacht haben, als die Konkurrenz, könnte der laufende Rebound einen Schub erhalten. Den Einstieg in dieses bullishe Szenario ermöglicht der Call Warrant mit Knock-Out ACBVBP. Das Produkt der BNP Paribas partizipiert mit einem Hebel von aktuell 5 an steigenden Kursen bei Richemont. Mit CHF 125.543 liegt der Stop-Loss knapp ein Fünftel unter dem Kurs des Basiswertes. Allerdings darf dieser Abstand nicht darüber hinwegtäuschen, dass hohe Verluste drohen, sollte Richemont nach unten drehen.
